Ans Meer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ans Meer: Roman' von René Freund
4.5
4.5 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ans Meer: Roman"

Es ist ein ziemlich übler Tag im Leben von Anton, dem Fahrer eines Linienbusses auf dem Land. Vor kurzem hat er sich verliebt: in Doris, seine Nachbarin. Doch letzte Nacht hat er auf ihrem Balkon einen Mann husten gehört. Dann steigt auch noch die krebskranke Carla in den Bus, die ein letztes Mal das Meer sehen möchte, und zwar sofort. Es ist heiß, und die Gedanken rasen in Antons Kopf. Mut gehört nicht zu seinen Stärken, aber hatte Doris nicht gesagt, dass sie Männer mag, die sich etwas trauen? Wenig später hören die Fahrgäste im Linienbus eine Durchsage: „Wir fahren jetzt ans Meer.“ Ein herzerwärmendes Buch voller Humor über eine bunt gemischte Schar von Fahrgästen auf ihrer Reise in den Süden.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:144
EAN:9783552063631

Rezensionen zu "Ans Meer: Roman"

  1. Ein Busfahrer springt über seinen Schatten

    Cover:
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    Das Cover erinnert an eine leichte Urlaubslektüre mit seinen hellen, freundlichen Farben. Der Bus vor dem Strandhintergrund hat sofort meine Neugier geweckt. Im Laden hätte ich das Buch auf jeden Fall bemerkt. Als Hardcover mit Schutzumschlag fehlt nur noch ein Lesebändchen, um den Gesamteindruck zu perfektionieren.

    Inhalt:
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    Anton hat sich seinen Jugendtraum erfüllt und ist Busfahrer geworden. Tag für Tag befördert er die gleichen Menschen und fragt sich langsam, ob sein Traum noch sein Traum ist und das Leben nicht doch mehr für ihn bereit hält. Doch erst als ihm die Kündigung droht und die schwerkranke Carla nochmal einen Tag am Meer ihrer Heimatstadt verbringen will, wagt er den Schritt über seine (Bus)Grenzen hinweg und ändert spontan die Route.

    Mein Eindruck:
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    „»Manchmal muss man vielleicht ein bisschen von der Linie abweichen, um das Glück zu finden«, sagte Carla bestimmt.“ (S. 29)

    Dieses Zitat zeigt alleine schon, wie tiefsinnig und warmherzig der Roman ist. Der poetische Schreibstil gefiel mir sehr und Anton habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Obwohl er "nur" Busfahrer ist, interessiert er sich für seine Umgebung, die Leute darin und Literatur. Ihm ist es wichtig, dass alles geordnet zugeht und Gerechtigkeit herrscht. Leider ist er auch schüchtern und kommt schwer aus sich heraus, bis seine Nachbarin Doris ihn endlich bei einem ersten Kaffee aus der Reserve lockt. Doch die angehende Beziehung der beiden gestaltet sich schwierig und das ist ein Grund, der das Buch so spannend und amüsant macht. Neben Carla gibt es auf diesem Roadtrip noch andere Passagiere: ihre kleine Tochter, drei Schüler und eine senile alte Frau. Diese und die um sie besorgten Angehörigen sorgen noch für viele skurrile, aber auch nachdenklich machende Momente.

    Der Roman liest sich flüssig und ist durch seine kurzen Kapitel kaum aus der Hand zu legen. Überall verstecken sich poetische Aussagen, die ich mir als Zitate notieren musste. Mein Lieblingszitat fasst die Rolle von Anton m. E. gut zusammen:

    "»Was ist denn ein Held?«,fragte er, in den Bus hinein. [..] »Ein Held ist jemand, der etwas tut, obwohl er weiß, dass es ihm schadet.«, sagte Helene. »Jemand, der etwas tut, obwohl er weiß dass es ihm schadet, ist ein Trottel.«, gab Anton zurück. »Die Übergänge sind manchmal fließend«, meinte Helene lakonisch." (S. 80)

    Die Story geht einem ans Herz und René Freund versteht es, die Handlung spannend, lustig, aber auch authentisch aufzubauen. Auch wenn der Trip zeitweise verrückt klingt, konnte ich mir die Szenen alle gut vorstellen und es könnte tatsächlich so passiert sein.

    Das Ende kam leider viel zu schnell, fühlte sich aber gut und rund an.

    Fazit:
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    Roadtrip mit einem Busfahrer, den man sofort ins Herz schließt: warmherzig, humorvoll und poetisch geschrieben

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  1. Liebenswertes Märchen

    Anton ist Busfahrer. Täglich fährt er dieselbe Strecke. Seine Passagiere kennt er, aufs Grüßen legt er großen Wert. „Bärli“ nennen ihn die Schulkinder, weil er groß ist und einen Bart hat, nicht weil er dick wäre. Doris, seine Nachbarin ist seine große Liebe, wenn er gestern nicht einen Mann auf ihrer Terrasse husten gehört hätte. Und so ist dieser Tag nicht wie alle Tage, denn die todkranke Carla will ans Meer, an ihren Geburtsort, bevor es zu spät ist. So beginnt ein wundersamer Roadtrip im Linienbus.
    Ans Meer ist ein liebenswertes Märchen für Erwachsene, die noch an Wunder glauben möchten. Ein klein wenig betulich aber doch berührend nimmt uns Rene Freund mit auf die Reise nach Italien. Die Passagiere sind ein bunter Haufen, neben Carla und ihrer Tochter transportiert Anton die alte und senile Frau Prenosil, Eva, das Revoluzzermädchen, Ferdinand, den Streber und dessen Schwester Helene. Einen Tag lang mutig sein, etwas von Bedeutung machen, alte Muster aufbrechen und Ungesagtes endlich loswerden, für Anton ist dies ein Tag voller Veränderungen und eine Reise zu sich selbst. Es war mir eine Freude, Anton und die bunte Schar begleiten zu dürfen.

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  1. Eine ganz besondere Reise...

    Da mich René Freund bereits mit "Liebe unter Fischen" vor Jahren begeistern konnte, war ich gespannt auf sein neustes Werk.

    In der Geschichte geht es um den Busfahrer Anton. Sein Jugendtraum Busfahrer entpuppte sich als Trugschluss und auch sonst ist Antons Leben leider sehr langweilig und vorhersehbar. Doch dann trägt ein Fahrgast eine ganz besondere Bitte an ihn heran: Carla möchte ein letztes Mal das Meer sehen, nur keiner will sie fahren. Na dann macht das eben Anton und eine abenteuerliche Reise beginnt.

    Der Schreibstil Freunds ist irgendwie nüchtern und schnörkellos, bringt einem dadurch aber die Figuren irgendwie näher und lässt sich äußerst flüssig lesen.

    Die Handlung wird uns über einen beobachtenden Erzähler nahe gebracht und immer im Wechsel begleiten wir mal Anton mit seiner illustren Reisegruppe, mal Doris, die ihnen dicht auf den Fersen ist.

    Die Figuren sind sehr unterschiedlich und dennoch so real aus der Welt gegriffen, dass jeder Leser wohl seinen Liebling finden wird.

    Mir hat besonders Grufti Eva gefallen. Zum einen mochte ich an ihr ihre Hilfsbereitschaft, zum anderen hat sie mich doch sehr an mich selbst erinnert als ich in ihrem Alter war.

    Anton als Hauptfigur ist ebenfalls etwas besonderes. Das Bärli kann man mit seiner knuffigen Art einfach nur gern haben.

    Gut gefallen hat mir, dass der Autor einige unvorhersehbare Wendungen eingebaut hat, die man nicht erahnen konnte. Gerade die Hippies fand ich einfach nur schreiend komisch.

    Zum Ende des Buches gab es dann etwas zu viele positive Zufälle für meinen Geschmack, die mir zu weit hergeholt erschienen, um glaubhaft zu sein.

    Fazit: Ein Roadtrip der besonderen Art, der einem das ein oder andere Schmunzeln beschert. Prädikat: gut.

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  1. Mut zur Veränderung

    Seit ich „Niemand weiß, wie spät es ist“ habe ich den Autor René Freund auf meiner Liste. Deshalb war ich sehr gespannt auf seinen neuen Roman „Ans Meer“. Zuerst war ich überrascht vom geringen Umfang, aber Quantität und Qualität sind nicht eins.

    Die kurze Geschichte erzählt vom in die Jahre gekommenen Busfahrer Anton, der sich mit seinem eintönigen, ereignislosen Leben scheinbar arrangiert hat. Er steht immer noch unter der Fuchtel seiner anstrengenden Mutter, aber dann hat er sich in seine Nachbarin Doris verguckt und zu seiner Überraschung werden die Gefühle erwidert. Beruflich läuft es nicht so besonders, seine Linie, die er mit einem alten Bus bedient, ist bedeutungslos, nur ein paar Schulkindern und alten Frauen kutschiert er ins nächste Dorf. Ein Dorn im Auge des alles auf Profit trimmenden Verkehrschefs. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Carla wird in ihrem Rollstuhl von der Tochter in Bus geschoben, sie will vor der nächsten Chemo, die ihre letzte sein wird, noch einmal ans Meer. In ihr Heimatdorf an die Bucht, mit der sich Jugend und Lebensfreude verbindet.
    Die meisten Schüler verlassen den Bus, aber einige wollen – aus ganz unterschiedlichen Beweggründen mit und Anton und seine kleine Gruppe machen sich auf die Reise. Auf der Fahrt beginnen sich alle zu verändern, die Jugendlichen und Anton gleichermaßen.

    Die Geschichte ist melancholisch, aber auch von einer heiteren Gelassenheit bestimmt. Wir können die Zukunft nicht immer ändern, aber wir können unser Schicksal annehmen und daran wachsen. Diese Erkenntnis habe ich – und auch die kleine verschworene Gruppe – gewonnen. Schade nur, dass so vieles nur angerissen wird, aber das wäre dann ein anderer Roman geworden. Der Phantasie des Lesers steht es frei, die Geschichte weiterzuspinnen.

    Freund findet einen schönen, zarten Erzählton, der anrührt. Ein liebenswertes Märchen von Mut und Neubeginn. Trotzdem muss ich sagen, es erfüllte nicht ganz die Erwartungen, die ich an das neue Buch des Autors hatte.

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