Ambivalenz

Buchseite und Rezensionen zu 'Ambivalenz' von Amélie Nothomb
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ambivalenz"

Claude ist ein unbeständiger Verehrer. Erst lässt er seinen Charme spielen und verführt Dominique mit Champagner und Chanel N° 5, dann wieder ist er unnahbar und abweisend. Gemeinsam haben sie eine Tochter, Épicène, die mit ihrem extravaganten Vornamen früh lernt, eigenständig zu denken und zu handeln. Sie weiß auch sofort, was zu tun ist, als die Mutter in einem Pariser Stadtpalais den Launen des Vaters auf die Schliche kommt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
Verlag: Diogenes
EAN:9783257071948

Rezensionen zu "Ambivalenz"

  1. Nur sie kann SO schreiben!

    !ein Lesehighlight 2022!

    Klappentext:
    „Claude ist ein unbeständiger Verehrer. Erst lässt er seinen Charme spielen und verführt Dominique mit Champagner und Chanel N° 5, dann wieder ist er unnahbar und abweisend. Gemeinsam haben sie eine Tochter, Épicène, die mit ihrem extravaganten Vornamen früh lernt, eigenständig zu denken und zu handeln. Sie weiß auch sofort, was zu tun ist, als die Mutter in einem Pariser Stadtpalais den Launen des Vaters auf die Schliche kommt.“

    SO ist sie! Amélie Nothomb schreibt genau SO wie sie eben schreibt - spitzzüngig, klug und scharf in der Beobachtung. Ihr aktuelles Werk „Ambivalenz“ ist einfach nur großartig und für mich ein Lesehighlight zur ersten Jahreshälfte 2022. Es ist nicht mein erstes Werk der Autorin und mittlerweile verehre ich sie sehr für ihre Schreibkunst. Für dieses Werk sollte man sich erstmal eines klar werden - Was ist „Ambivalenz“ überhaupt? Ambivalenz ist ein einfach und knackig gesagt ein psychischer Zustand der Zerrissenheit und genau das trifft auf Nothombs Hauptprotagonisten Claude zu. Claude ist mal so und mal so und er tut dies nicht bewusst. Oder doch? Erlesen Sie es sich! Er wickelt nicht nur Dominique um den Finger sondern auch uns Leser. Dafür braucht es für uns zwar keinen Champagner sondern eben nur Nothombs ausgeklügelte Wortwahl, eine bildhafte Sprache, einen runden Spannungsbogen dem man gerne folgt und einen gewissen Anspruch an sich und die Figuren im Buch. Die Tochter der Beiden spielt ebenso eine äußerst geschickte Rolle in der Geschichte und setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Das kann nur Amélie Nothomb!
    All dies in einem Buch gekonnt zu vereinen schaffen Autoren selten gut. Amélie Nothomb schafft es immer wieder und schlussendlich attestiere ich ihr eine besondere Auffassungsgabe Menschen geschickt zu beobachten und all dies für sich aufzusaugen wie ein Schwamm. Mit dieser Geschichte zeigt sie, mal wieder, komplett unverhohlen wie Menschen ticken können - egal welcher Part hier in der Geschichte betrachtet wird! Eine Vielseitigkeit von Feinsten! Sie zeichnet extrem feine Züge Humor mit ein, gibt dem Familienbild den nötigen Schatten der zu Beginn durch Sonnenschein überrollt wird.
    Diese Geschichte riecht zu Beginn dermaßen intensiv nach Chanel No. 5 und schmeckt so köstlich nach Champagner, dass man fast abheben möchte, aber Vorsicht! Nichts ist wie es scheint und alles kippt sehr schnell wie ein billiger Duft um und wird schal wie abgestandener Sekt! „Ambivalenz“ muss man auf sich wirken lassen wie ein besonderes Gemälde - es lohnt sich! 5 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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  1. ‚Entzürnen‘?

    Schon von Sokrates ist der Spruch überliefert: „Aus dem tiefsten Verlangen kommt oft der tödlichste Hass.“ Amélie Nothomb fasste diese Erkenntnis in dem vorliegenden kurzen Roman brillant um!

    Als erstes werden wir mit der ‚Abservierung‘ von Claude durch Reine nach 5 Jahren Beziehung - von einer Minute auf die andere - konfrontiert. Claude entscheidet sich für den Zorn, den er durch Rache nähren will.
    Erstaunt lesen wir dann, wie Claude zur Höchstform aufläuft und um Dominique wirbt. Mit Chanel No 5, in Paris extra für sie erstanden, fallen ihre letzten Bedenken. Als nach einigen Jahren die Tochter Épicène geboren wird, scheint für Dominique das Glück perfekt. Nur, warum straft ihr Mann sie und ihre Tochter mit Nichtachtung? Épicène, meine Lieblings-Protagonistin, ist sehr klug und erkennt beizeiten, dass ihr Vater ihr nur Hass entgegenbringt.

    Mit dem gewünschten Umzug auf das linke Seine-Ufer ändert sich erneut Claudes Verhalten gegenüber Dominique, zur Tochter verhält er sich jedoch weiterhin abwertend und hasserfüllt. Und als Leserin fragte ich mich nach dem ‚Warum‘. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang die Informationen über den Fisch ‚Quastenflosser‘, der ‚über die Fähigkeit verfügt, sich jahrelang auszuschalten, wenn sein Biotop allzu lebensfeindlich wird‘.

    Von der ersten Seit an hatte mich dieses Buch gepackt und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen! Die Charaktere scharf und authentisch gezeichnet, sind besonders die Unterhaltungen, wie z.B. zwischen Claude und Reine nach 20 Jahren, bzw. zwischen Claude und Épicène am Sterbebett, wahre Highlights (auch wenn sie bei mir kaltes Grausen und entsetztes Kopfschütteln auslösten). Diese Einblicke in die menschlichen Abgründe erschütterten mich!

    Fünf Sterne vergebe ich diesem Meisterwerk, das mich auch in seinem Aufbau und Stil überzeugte, und empfehle es wärmstens!

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