Am Anfang war die Nacht Musik: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Am Anfang war die Nacht Musik: Roman' von Alissa Walser
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Inhaltsangabe zu "Am Anfang war die Nacht Musik: Roman"

Musikliteratur

Diskussionen zu "Am Anfang war die Nacht Musik: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783492272025

Rezensionen zu "Am Anfang war die Nacht Musik: Roman"

  1. LOCKER HINGETUPFT

    Dieses Buch ist keine leichte Kost, dabei wirkt es wie locker hingetupft. Alissa Walsers Stil ist eigen, fast impressionistisch, flüchtig, manchmal bekommt man nur die Idee einer Wendung, das aber wundervoll formuliert, maliziös und voller Humor. Das Lesen macht Spaß, aber leichte Lektüre ist es nicht.

    Es geht um Dr. Franz Anton Mesmer, der im 18.Jh den Mesmerismus erfand und in Wien „magnetische“ Kuren durchführte. Eine seiner berühmten Patientinnen war die blinde Pianistin Maria Theresia Paradis, ein Wunderkind, blind seit ihrem dritten Lebensjahr, dafür spielt sie fantastisch Klavier und singt engelsgleich. Sie hat schon die Behandlung einiger angesagter Ärzte durchlitten, als sie bei Mesmer landet.

    Kunstvoll und unterhaltsam führt die Autorin den Leser durch ein Stückchen Geschichte, das hoch interessant aber befremdlich ist. Die Protagonisten wirken alle ein wenig überspannt, Künstler eben, oder Wissenschaftler oder Magier? Dabei könnten sie nicht besser gewählt sein, befindet man sich doch generell in einer Grauzone zwischen Realität und Aberglaube. Schon damals war Mesmers Methode zweifelhaft, immerhin nicht schädlicher als die Kuren der Kollegen. Seine Sitzungen mit den Patienten wirken rauschhaft, wenn mit musikalischer Begleitung merkwürdige Gerätschaften bedient werden, man tanzt, man in Ekstase gerät, dazwischen Mesmer selbst Botschaften einflüstert oder Hand und Magnete auflegt.

    So umtanzt dieses Buch das Geschehen. Nur wenig ist wirklich greifbar, erzählt aber dennoch eine wahre Geschichte, die Tragödie einer Künstlerin mit Handicap, ein Arzt zwischen Genie und Wahnsinn, eine Zeit voller Aberglauben im Dienste der Wissenschaft und voller Hingabe an die Musik, wo doch Mozart in Wien ist und überhaupt, ein Lied die Seele öffnet und beflügelt.

    Dieses Buch ist kunstvoll, sehr besonders und auch noch witzig. So etwas sollte Buchpreise bekommen.

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