Als Bach nach Dresden kam

Buchseite und Rezensionen zu 'Als Bach nach Dresden kam' von Ralf Günther
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Inhaltsangabe zu "Als Bach nach Dresden kam"

September 1717. Jean-Baptiste Volumier ist Konzertmeister der Hofkapelle Augusts des Starken. Als ihm zu Ohren kommt, dass der skandalumwitterte französische Musiker Louis Marchand nach Dresden geholt werden soll, wird ihm angst und bange: Wird Marchand ihm den Rang streitig machen? Volumier fasst einen Plan: ein Orgelduell, bei dem er Marchand gegen den größten lebenden deutschen Komponisten antreten lässt. Johann Sebastian Bach wird Marchand überstrahlen, da ist Volumier sicher, und nach einer Blamage wird Marchand das Weite suchen. In Weimar lernt Volumier Bachs Cousine Friedelena kennen. Die Begegnung verändert einiges. Kurz bevor das Tastenduell stattfindet, nehmen die Ereignisse einen unvorhergesehenen Verlauf. Und Volumier muss sich etwas einfallen lassen …

Diskussionen zu "Als Bach nach Dresden kam"

Format:Kindle Edition
Seiten:160
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Rezensionen zu "Als Bach nach Dresden kam"

  1. Eine Wettstreit...

    Der nie stattfand...

    Mehrfach besuchte ein gewisser Johann Sebastian Bach Elbflorenz. Konzerte fanden an verschiedenen Orten statt, zu manchem Musiker hielt er persönlichen Kontakt. Von der h-Moll-Messe ist zu lesen, die dem Kurfürst Friedrich August II, König August III. von Polen gewidmet wurde. Auch die sogenannten Goldberg-Variationen haben mit Dresden zu tun. In der sächsischen Landeshauptstadt gibt es, wie anderso, ein Bachfest.

    Nun wurde eine Geschichte niedergeschrieben, nach der Bach (1685 - 1750) in Dresden an einem Orgelwettbewerb teilnehmen sollte. Ralf Günther, inzwischen vielen Dresdnern durch seine Dresden-Romane geläufig, erzählt, wie Jean Baptiste Volumier (1670 - 1728) im Auftrag des Starken Augusts den französischen Organisten Louis Marchand (1669 - 1732), ehemaliger Hoforganist Ludwig XIV., an den sächsischen Hof bringen sollte.

    Argwöhnend, dass sein Amt des Direktors der französischen Hofmusik dadurch gefährdet sein könnte, ersinnt er einen Wettbewerb und reist ohne Order nach Weimar, um den damals noch jungen und schon bekannten Komponisten und Organisten zu einem Wettbewerb in Dresden zu überreden.

    Aber ist die Geschichte denn wahr? Nach Ralf Günter kam es nie zum direkten Wettbewerb. „Das bis heute wohl berühmteste Duell der Musikgeschichte, ebenjenes, von dem wir hier gelesen haben, fand 1717,... gar nicht statt.“ (Seite 149) Doch der Franzose bekam wohl Hummelsausen. Schade.

    In einem Roman darf der Autor ein klein wenig schummeln und so bekommen wir eine kleine, wieder einmal sehr interessante und schön geschriebene Geschichte vorgelegt: Die Lektüre löste umfangreiche Googelei aus.

    Auf 158 Seiten gab es viel zu erfahren über die genannten Musiker, klar, Bach war mir bekannt, die anderen beiden allerdings nicht. Dann schon eher die Zeit, in der dieses „Tastenduell“ ausgetragen werden sollte, während Graf Flemming die rechte Hand des Kurfürsten und Königs war, die Zeit der Intrigen, Mätressen und Ausschweifungen am Hof dessen, der auf goldenem Ross heute noch in Richtung Polen schaut.

    Marchand und Bach sind auf YouTube umfassend vertreten, das musikalische Werk des Jean-Babtiste Volumier verbrannte 1760 im Siebenjährigen Krieg, (Seite 150) daher ist er heute ziemlich unbekannt. Hat ihm Ralf Günther vielleicht sogar ein Denkmal gesetzt?

    Diese und andere Informationen finden wir im Anschluss an den Text des schmalen Bandes aus dem Kindler-Verlag. Dem Autor gab wohl der Organist und Bach-Experter Jan Katschke die Idee, er hat auch das Nachwort verfasst und rückt damit die Geschichte in das korrekte historische Licht.

    Die Lektüre lohnt sich, vor allem für Dresdner Musikliebhaber und Freunde auch der kleineren Geschichten. Möge Ralf Günther noch so einige derartiger Geschichten zu Papier und in Druck bringen. Es scheint seine spezialität zu werden nach Das Weihnachtsmarktwunder und Die Badende von Moritzburg.

    ► DNB / Rowohlt Verlag (Kindler) / Reinbek 2018 / ISBN: 978-3-463-40706-7 / 157 Seiten

    © Dresdner Bücherjunge

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