Alligatoren

Inhaltsangabe zu "Alligatoren"
Seit Stunden belauern sie sich gegenseitig: das Alligatorweibchen, das seine Jungen beschützen muss, und Gertrude, deren vier Töchter seit Tagen nichts gegessen haben. Ein Schuss fällt, doch er trifft nicht das Reptil - es gibt Schlimmeres als den Hunger.Auch Annie, die Plantagenbesitzerin, hat einen größeren Feind, als sie wahrhaben möchte. Ihren jüngsten Sohn kostete das bereits das Leben.
Doch als Oretta, Annies schwarze Haushälterin und in erster Generation von der Sklaverei befreit, Gertrudes kranke neunjährige Tochter bei sich aufnimmt, finden diese drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, zusammen. Denn sie alle haben eins gemeinsam: die unstillbare Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung.



Gertrude + Annie + Oretta
Deb Spera entführt uns mit "Alligatoren" in die Südstaaten der USA, genauer gesagt nach Branchville in South Carolina. Wir sind in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Gleich mehrere Themen werden in diesem Buch beschrieben. Einmal geht es um die Veränderung der Lebensumstände der Einwohner der Südstaaten, die Baumwollkapselkäferplage hat die Lebensgrundlage vieler Südstaatler zerstört und eine große Armut macht sich breit. Gleichzeitig sind auch nach wie vor Rassen- und Klassenunterschiede von zentraler Bedeutung. Ebenso ist gerade die Zeit der Emanzipation der Frau, die Vormachtstellung des Mannes am Zerbröseln, den Frauen ist endlich das Wählen möglich und sie nehmen immer differenzierter am Berufsleben teil, z. B. auch in der Politik. Eine Zeit recht großer Veränderungen! Die Hauptakteure dieses Romans sind: Gertrude Pardee, Mutter von vier Töchtern, Angehörige der White Trash, Frau eines brutalen Alkoholikers, der die Familie tyrannisiert; Annie Coles, Mutter von zwei Töchtern und zwei Söhnen, verheiratet mit dem reichen Plantagenbesitzer Edwin, lebt mit dem Trauma, dass sich ihr dritter Sohn in jungen Jahren das Leben genommen hat und ihre beiden Töchter den Kontakt zur Familie abgebrochen haben; und Oretta Bootles, schwarze Haushälterin der Familie Coles, einst selbst noch Sklavin gewesen, hellsichtig und tief religiös, der Familie Cole sehr verbunden, lebt mit dem Trauma, ihre Tochter sehr früh an eine Krankheit verloren zu haben. Alle drei haben etwas gemeinsam, sie sind starke Charaktere und besitzen eine kämpferische Natur.
Es wird in diesem Roman eine sehr interessante Geschichte gezeichnet, eine Geschichte der Emanzipation und ebenso eine Geschichte darüber, was Mutterschaft eigentlich bedeutet. Dieses Buch ist in einer gut lesbaren und auch sehr klangvollen Sprache geschrieben und besitzt ebenso einen sehr großen Sog und ich muss sagen, es hat mir sehr gut gefallen.
Teilen