Die Autorin Maria Regina Kaiser hat schon zahlreiche Romanbiographien veröffentlicht, so z.B. über Astrid Lindgren, Enid Blyton oder Selma Lagerlöf.
Im vorliegenden Buch beschäftigt sie sich mit den beiden Musikern, der Klaviervirtuosin Clara Schumann und dem Komponisten Johannes Brahms. Dabei liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Freundschaft zwischen den beiden und ihrer Zeit in Baden-Baden.
Da ich unweit von Baden-Baden wohne und bei Spaziergängen durch die Lichtentaler Allee immer auf die Bronzebüsten von Clara Schumann und Johannes Brahms treffe, war mein Interesse an diesem Buch sofort geweckt.
Clara Schumann ist bereits seit sechs Jahren Witwe, als sie im Sommer 1862 in Baden-Baden eintrifft. Hier wird sie im Kreis ihrer langjährigen Freundin, der Sängerin Pauline Viardot, willkommen geheißen.
Auch Johannes Brahms der, obwohl vierzehn Jahre jünger als sie, ihr eine feste Stütze war während der Krankheit ihres Mannes, kommt nach Baden-Baden. Ihretwegen . „ Für ihn war die Stadt am Schwarzwald jetzt Clarastadt geworden.“
Die Pianistin kauft sich ein kleines Haus, um sich von ihren anstrengenden Konzertreisen zu erholen. Einige Sommer wird sie hier verbringen und Brahms wird zum regelmäßigen Gast bei ihr.
Vorrangig von dieser Zeit erzählt das Buch. Dazwischen gibt es immer wieder größere Zeitsprünge. Doch die fallen nicht negativ ins Gewicht, weil man die notwendigen Informationen geliefert bekommt.
„ Frei, aber einsam“, das war das Motto von Johannes Brahms. Das schien ihm die beste Lebensform, um künstlerisch tätig zu sein. Auch wenn er ab und an den Gedanken an eine Heirat ins Auge fasste. So soll er eines Tages bei Clara mit einem kleinen Rosenstrauß vor der Tür gestanden haben, um damit um die Hand von Tochter Julie anzuhalten. Doch er hatte zu lange gezögert. Er kam gerade recht, um zur Verlobung Julies mit einem Grafen zu gratulieren.
Clara dagegen hatte viel Gesellschaft, doch frei war sie überhaupt nicht. Die Sorge und die Verantwortung für ihre sieben Kinder, ihre Verpflichtung dem künstlerischen Erbe ihres verstorbenen Mannes gegenüber, das war mehr als genug.
Diese Sorgen ließen sie hart werden, zu ihren Kindern, aber v.a. sich selbst gegenüber. Uns heutige Leser befremdet es, wie unduldsam Clara mit ihren Kindern umgehen konnte. Mittelmaß duldete sie nicht, das war sie dem Namen Schumann schuldig. So verbot sie ihrem Sohn Ludwig, Musiker zu werden. Er liebte die Musik, sie war sein Ein und Alles, aber Clara fand, er habe keine Ahnung von ihr.
Doch auch von sich verlangte sie alles. Obwohl der Schmerz in ihrer linken Hand manchmal unerträglich war, so musste sie doch weiterspielen. Nicht nur um des Andenkens Willen an ihren Mann, sondern weil sie auf das Einkommen angewiesen war. Mit ihrem Verdienst unterhielt sie die große Familie.
Schicksalsschläge blieben nicht aus. Bei Sohn Ludwig wird eine unheilbare Geisteskrankheit diagnostiziert, vier ihrer Kinder sterben früh.
Einiges erfährt der Leser auch über das künstlerische Schaffen von Clara und Johannes. Ihre Leidenschaft für die Musik ( „ In einem guten Musikstück hast du einen Abgrund und einen Berggipfel“) , ihre Vorlieben, aber auch ihre Abneigung gegen die „Neudeutschen“, allen voran Richard Wagner. „ Zu schrill, zu laut, zu erpicht auf den Beifall des Publikums waren sie.“
Neben der nicht ganz einfachen Beziehung zwischen Clara und Johannes vermittelt das Buch auch einen schönen Einblick in das gesellschaftliche und kulturelle Leben Baden- Badens zu jener Zeit und in die erholsame Natur rund um das Städtchen am Fuße des Schwarzwaldes. „ Der Ort war erfüllt von Musik und überall sah man Musiker….Alle kamen sie hierher, aus allen Himmelsrichtungen.“ heißt es dazu. „ Die herrlichen Wälder, in denen man stundenlang spazieren gehen konnte. …Ganze Adagios überkamen ihn im flimmernden Sommerlicht zwischen den duftenden Tannen.“ „ Bis hin zur Yburg hinauf steigt er, wo man im Gartenlokal vor den Mauern ein Bier trinken und ein Leberwurstbrot verzehren konnte. Im Wald dirigierte er dann unsichtbare Streicher mitsamt der Pianistin.“
„ Adagio“ ist der Titel des Buches und langsam und ruhig sollte man es lesen. So dicht und komprimiert ist der Text, dass es einen aufmerksamen Leser erfordert. Dafür wird er entlohnt mit einer informativen und erhellenden Geschichte über zwei Künstler in ihrer Zeit.
Hervorzuheben ist der sehr ausführliche Anhang; nicht nur Quellenangaben und eine Literaturliste mit Primär - und Sekunddärliteratur finden sich hier, sondern auch ein Glossar mit musikalischen Begriffen, eine detaillierte Zeittafel und ein mehrseitiges Personen- und Ortsregister. So wird der Leser mit zusätzlichem Hintergrundwissen versorgt.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und mir zwei Künstler nahegebracht, die ich als Ortsansässige kennen sollte. Gleichzeitig hat es mich dazu angeregt, mich noch intensiver mit Clara Schumann und Johannes Brahms zu beschäftigen; was in diesem Falle hieß, mir Musikstücke anzuhören.
Ein schmales, aber feines Buch für Baden-Badener und für Musikliebhaber, schön gestaltet mit einigen Photos und einem Lesebändchen.
Für Musikliebhaber und Baden-Badener
Die Autorin Maria Regina Kaiser hat schon zahlreiche Romanbiographien veröffentlicht, so z.B. über Astrid Lindgren, Enid Blyton oder Selma Lagerlöf.
Im vorliegenden Buch beschäftigt sie sich mit den beiden Musikern, der Klaviervirtuosin Clara Schumann und dem Komponisten Johannes Brahms. Dabei liegt ihr Hauptaugenmerk auf der Freundschaft zwischen den beiden und ihrer Zeit in Baden-Baden.
Da ich unweit von Baden-Baden wohne und bei Spaziergängen durch die Lichtentaler Allee immer auf die Bronzebüsten von Clara Schumann und Johannes Brahms treffe, war mein Interesse an diesem Buch sofort geweckt.
Clara Schumann ist bereits seit sechs Jahren Witwe, als sie im Sommer 1862 in Baden-Baden eintrifft. Hier wird sie im Kreis ihrer langjährigen Freundin, der Sängerin Pauline Viardot, willkommen geheißen.
Auch Johannes Brahms der, obwohl vierzehn Jahre jünger als sie, ihr eine feste Stütze war während der Krankheit ihres Mannes, kommt nach Baden-Baden. Ihretwegen . „ Für ihn war die Stadt am Schwarzwald jetzt Clarastadt geworden.“
Die Pianistin kauft sich ein kleines Haus, um sich von ihren anstrengenden Konzertreisen zu erholen. Einige Sommer wird sie hier verbringen und Brahms wird zum regelmäßigen Gast bei ihr.
Vorrangig von dieser Zeit erzählt das Buch. Dazwischen gibt es immer wieder größere Zeitsprünge. Doch die fallen nicht negativ ins Gewicht, weil man die notwendigen Informationen geliefert bekommt.
„ Frei, aber einsam“, das war das Motto von Johannes Brahms. Das schien ihm die beste Lebensform, um künstlerisch tätig zu sein. Auch wenn er ab und an den Gedanken an eine Heirat ins Auge fasste. So soll er eines Tages bei Clara mit einem kleinen Rosenstrauß vor der Tür gestanden haben, um damit um die Hand von Tochter Julie anzuhalten. Doch er hatte zu lange gezögert. Er kam gerade recht, um zur Verlobung Julies mit einem Grafen zu gratulieren.
Clara dagegen hatte viel Gesellschaft, doch frei war sie überhaupt nicht. Die Sorge und die Verantwortung für ihre sieben Kinder, ihre Verpflichtung dem künstlerischen Erbe ihres verstorbenen Mannes gegenüber, das war mehr als genug.
Diese Sorgen ließen sie hart werden, zu ihren Kindern, aber v.a. sich selbst gegenüber. Uns heutige Leser befremdet es, wie unduldsam Clara mit ihren Kindern umgehen konnte. Mittelmaß duldete sie nicht, das war sie dem Namen Schumann schuldig. So verbot sie ihrem Sohn Ludwig, Musiker zu werden. Er liebte die Musik, sie war sein Ein und Alles, aber Clara fand, er habe keine Ahnung von ihr.
Doch auch von sich verlangte sie alles. Obwohl der Schmerz in ihrer linken Hand manchmal unerträglich war, so musste sie doch weiterspielen. Nicht nur um des Andenkens Willen an ihren Mann, sondern weil sie auf das Einkommen angewiesen war. Mit ihrem Verdienst unterhielt sie die große Familie.
Schicksalsschläge blieben nicht aus. Bei Sohn Ludwig wird eine unheilbare Geisteskrankheit diagnostiziert, vier ihrer Kinder sterben früh.
Einiges erfährt der Leser auch über das künstlerische Schaffen von Clara und Johannes. Ihre Leidenschaft für die Musik ( „ In einem guten Musikstück hast du einen Abgrund und einen Berggipfel“) , ihre Vorlieben, aber auch ihre Abneigung gegen die „Neudeutschen“, allen voran Richard Wagner. „ Zu schrill, zu laut, zu erpicht auf den Beifall des Publikums waren sie.“
Neben der nicht ganz einfachen Beziehung zwischen Clara und Johannes vermittelt das Buch auch einen schönen Einblick in das gesellschaftliche und kulturelle Leben Baden- Badens zu jener Zeit und in die erholsame Natur rund um das Städtchen am Fuße des Schwarzwaldes. „ Der Ort war erfüllt von Musik und überall sah man Musiker….Alle kamen sie hierher, aus allen Himmelsrichtungen.“ heißt es dazu. „ Die herrlichen Wälder, in denen man stundenlang spazieren gehen konnte. …Ganze Adagios überkamen ihn im flimmernden Sommerlicht zwischen den duftenden Tannen.“ „ Bis hin zur Yburg hinauf steigt er, wo man im Gartenlokal vor den Mauern ein Bier trinken und ein Leberwurstbrot verzehren konnte. Im Wald dirigierte er dann unsichtbare Streicher mitsamt der Pianistin.“
„ Adagio“ ist der Titel des Buches und langsam und ruhig sollte man es lesen. So dicht und komprimiert ist der Text, dass es einen aufmerksamen Leser erfordert. Dafür wird er entlohnt mit einer informativen und erhellenden Geschichte über zwei Künstler in ihrer Zeit.
Hervorzuheben ist der sehr ausführliche Anhang; nicht nur Quellenangaben und eine Literaturliste mit Primär - und Sekunddärliteratur finden sich hier, sondern auch ein Glossar mit musikalischen Begriffen, eine detaillierte Zeittafel und ein mehrseitiges Personen- und Ortsregister. So wird der Leser mit zusätzlichem Hintergrundwissen versorgt.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und mir zwei Künstler nahegebracht, die ich als Ortsansässige kennen sollte. Gleichzeitig hat es mich dazu angeregt, mich noch intensiver mit Clara Schumann und Johannes Brahms zu beschäftigen; was in diesem Falle hieß, mir Musikstücke anzuhören.
Ein schmales, aber feines Buch für Baden-Badener und für Musikliebhaber, schön gestaltet mit einigen Photos und einem Lesebändchen.