Achtsam morden am Rande der Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Achtsam morden am Rande der Welt' von Karsten Dusse
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Achtsam morden am Rande der Welt"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453273566

Rezensionen zu "Achtsam morden am Rande der Welt"

  1. 4
    21. Jan 2023 

    Achtsames Pilgern schützt vor Leichen nicht...

    Finde dich selbst. Bevor es ein anderer tut.Um der Midlifecrisis zu entgehen, begibt sich Björn Diemel auf Anraten seines Therapeuten auf Pilgerreise. Schnell stellt sich als Erkenntnis auf dem Jakobsweg heraus, dass Björns Leben die Mitte bereits längst überschritten haben könnte: Ein unbekannter Mitpilger versucht, ihn zu töten.Während bei den scheiternden Anschlägen auf ihn ein Pilger nach dem anderen seinen Lebensweg verlässt, versucht Björn ganz achtsam, sich seiner Haut zu wehren. Seine Pilger-Fragen nach Leben, Tod und Erfüllung bekommen plötzlich eine sehr praxisnahe Relevanz. (Klappentext)

    Björn Diemel steht als erfahrener Anwalt auch im dritten Band der Achtsamkeitsreihe wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Nach einer missglückten Geburtstagsfeier, bei der keine:r der Anwesenden wusste, dass er Geburtstag hatte, rät ihm sein Achtsamkeits-Therapeut Joschka Breitner (herrlich, die Dialoge!) dazu, sich ans Pilgern zu begeben. Ganz klassisch auf dem Jakobsweg, mit einem klaren äußeren Ziel und einem selbstgewählten inneren Ziel. Björn freundet sich allmählich mit der Idee an und marschiert schließlich im Juli los, nachdem er beruflich wie privat alles geregelt hat. "Wer bin ich?" und "Was will ich eigentlich?" sind die Fragen, mit denen er sich auf seinen wochenlangen Weg beschäftigen will, Pilgertagebuch inklusive. Wäre doch gelacht, wenn er der drohenden Midlifecrisis kein Schnippchen schlagen könnte.

    Dumm nur, dass es auf dem Pilgerweg plötzlich ziemlich gefährlich zu werden droht. Nacheinander sterben einige Mitpilger:innen gleich neben ihm, und Björn beschleicht zunehmend der Verdacht, dass diese Anschläge eigentlich ihm gegolten haben könnten. Aber weshalb? Der Racheakt eines indirekt von ihm gedemütigten Chinesen? Oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter? Doch egal, welche Finten Björn auch schlägt - der Attentäter kommt immer näher. Nur gut, dass Björn bereits gelernt hat, die Achtsamkeitsregeln auch praktisch anzuwenden...

    Wieder präsentiert Karsten Dusse hier eine unterhaltsame Mischung aus Krimi, Satire und Humor - und glücklicherweise mochte ich Band drei wieder lieber als den Vorgänger. Der Autor nimmt diesmal vor allem die Skurrilitäten herrlich auf die Schüppe, die einem auf dem Pilgerweg so begegnen können, ohne dabei zu leugnen, dass diese Art von Meditation durchaus der Selbstfindung dienen kann. Der Anwalt Björn Diemel hat halt seine ganz eigene Auslegung von Achtsamkeit, das ist ja auch das Besondere an dieser Reihe. Und entbehrt tatsächlich einer gewissen Logik nicht. Dass hier Zufall und Glück auch eine große Rolle spielen, sei mal dahin gestellt. Das Ende bot jedenfalls eine richtig große Überraschung.

    Der Autor selbst liest die ungekürzte Hörbuchfassung (7 Stunden und 26 Minuten) und macht seine Sache richtig gut. Autorenlesungen gelingen nicht immer, hier aber schon.

    Ich freue mich, dass Band vier bereits herausgekommen ist. Das Hörbuch muss sicher nicht lange auf mich warten...

    © Parden

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  1. 4
    06. Aug 2022 

    Selbstfindung

    Dem selbstständigen Anwalt Björn Diemel geht es eigentlich gut. Seine größte Freude ist seine kleine Tochter. Es stört in nicht so sehr, dass seine Ex-Frau einen neuen Freund hat. Nur die Feier zu seinem 45sten Geburtstag war ein ziemliches Fiasko. Also sucht Diemal mal wieder seinen Achtsamkeitsberater Joschka Breitner auf. Der rät ihm, in der Mitte des Lebens mal über dasselbige nachzudenken. Auch solle er überdenken, was er vom Leben möchte. Eine gute Möglichkeit böte eine Pilgerfahrt. Björn, der davon keine Ahnung hat, lässt sich auf das Abenteuer ein. Er will den Jakobsweg durchwandern und zu sich selbst finden.

    Ob noch mehr Tote auf sein Konto gehen werden, dass ist nicht die Frage, die sich Björn Diemel bei seinem dritten Auftritt stellt. Dieses Mal ist es nicht seine Ex-Frau, die ihn zu seinem Therapeuten schickt. Er geht von alleine hin und er macht sich auf zum Jakobsweg. Die Pilgerreise ist eine ganz neue Erfahrung, zu deren Beginn er einen freundlichen älteren Herrn, mit dem er sich sofort gut versteht. Das Pilgern erweist sich als nicht so einsam, wie es sich Björn vorgestellt hat. Dennoch schafft es Diemel, seinen Gedanken nachzuspüren und einigen unerwarteten Ereignissen auszuweichen.

    Dass Björn Diemes diesmal nicht nur die gewohnten Gedankenpfade, sondern tatsächlich auch das Land verlässt, gibt dem Roman eine neue Frische bei einem wiederum ähnlichen Muster. Vielleicht sollte man selbst auch mal die Lösung auf sich zukommen lassen. Wie sich Diemel hier wieder aus eigentlich unmöglichen Situationen herauswindet, ist schon stark. Dass dabei der Sinn des Lebens und die Nachschau in der Mitte des eigenen Daseins nicht zu kurz kommen, gibt ein zusätzliches Plus. Vielleicht ist der Gedanke an einen Pilgerweg nicht so abwegig, man muss ja keine Toten an den Hacken haben, um mal über das Leben nachzudenken. Was ist Diemel erschließt, ist manchmal schon erstaunlich und am Ende gänzlich unerwartet.

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