Abtrünniger vor Inselpanorama

Buchseite und Rezensionen zu 'Abtrünniger vor Inselpanorama' von Edi Matić
3.75
3.8 von 5 (8 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Abtrünniger vor Inselpanorama"

Eine „unentdeckte“ Insel vor der dalmatinischen Küste. Isolation und Idylle. Der Roman nimmt uns mit auf eine unvergessliche Reise, in betörender Atmosphäre, macht uns inmitten nicht nur wohliger Gerüche zu Komplizen. Jadran Grabarek hat als Leibwächter eines Ministers in Zagreb gearbeitet. Das Wiedererstarken nationalistischer Kräfte nach dem Zerfall Jugoslawiens und den Balkankriegen zementierte die Macht seiner Kaste, gab das Land der Ausplünderung preis. Immer schon hat die Besitzgier der Männer auch die Körper der Frauen im Visier. Jadran wird Zeuge des Mords an einer Mitarbeiterin im Büro des Politikers. Rasch ist allen klar, Jadran wird nicht stillschweigen. So ist er selbst in Lebensgefahr. Ein Franziskaner wittert die Chance zum großen Streich: Er verpasst dem Flüchtenden ein Mönchsgewand, schickt ihn auf die Insel. Dort begegnet ihm der welterfahrene Don Marko, der mit seiner kleinen Kirche auch das irdische Geschehen in der Hand hält. Wird er die falsche Identität des Fremden durchschauen? Er überlässt ihn der Dynamik der verschworenen Inselgemeinschaft: Vom unerbittlichen Wind gestählte, meist ältere „Originale“: Kriegswitwen, elegante Kapitäne, Partisanenfrauen, liebesbedürftige Hobbyfotografinnen, alle von einer ganz eigenen Lebenslust. Die Insel selbst, einst in Scharen verlassen, die Auswanderer in der ganzen Welt verstreut, die leerstehenden Häuser nur im Sommer fremdbelebt. Das alte Schulhaus, aus dem zwei Inselfrauen ein Kulturzentrum machen wollen, fällt international aufgestellten Betrügern, legitimiert vom demokratischen Festlandsparlament, bei ihrem Inselbeutezug zum Opfer. Tragischer Kampf Mensch - Natur. Die Utopie bleibt eine solche.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783949558191

Rezensionen zu "Abtrünniger vor Inselpanorama"

  1. Versteckspiel auf der Insel

    Die Edition Converso verfolgt ein meiner Meinung nach sehr ansprechendes Konzept und zielt darauf ab, Literaturen rund um das Mittelmeer, die Adria sowie Kleinasiens einer breiteren Öffentlichkeit zugängig zu machen. Damit untrennbar verbunden ist ein politischer-auklärerischer Anspruch, der deutlich gemacht wird, indem eingefahrene Sichtweisen gegen den Strich gebürstet werden. Mich hat dies sehr neugierig gemacht auf das Buch des kroatischen Schrifstellers Edi Mativ "Abtrünniger vor Inselpanorama" - zumal ich vom Autor zuvor noch nichts gehört hatte. Auch die sehr ansprechende hochwertige Gestaltung des Buches hat mich gleich dafür eingenommen.

    Zwar bin ich nicht mit einer spezifischen Erwartungshaltung an die Lektüre herangegangen, allerdings las ich in jüngster Vergangenheit einige Inselromane, die mich sehr begeistert haben. Ich hätte mir gewünscht, der Roman Matics hätte sich in diese Serie einreihen können. Leider jedoch konnte mich der Autor mit diesem Roman nicht ganz überzeugen, wenngleich der Autor in sprachlicher Hinsicht überzeugt und das Inselpanorama malerisch beschreibt. Darin sehe ich eine große Stärke des Romans. Auch mag ich die Erzählperspektive und -konstruktion durchaus gerne. Worum geht es konkret?

    Matic rollt die Geschichte von hinten auf, was die Leserschsft zu Komplizen werden lässt. Wir lesen über Jadrans Verhör einen Mordfall betreffend. Durch Zufall wurde der ehemalige für das Ministerium tätige Personenschützer nun entdeckt, er war wohl auf einer Insel unter verdeckter Identität untergetaucht, da er sich bedroht fühlte. Weiß er zu viel über den Tod Viktorija Kasnics? Die Rahmenhandlung finde ich sehr spannend. Diese Spannung steht jedoch im Widerspruch zur dahin plätschernden Geschichte Jadrans, der sich als Geistlicher ausgibt und so das Vertrauen der Inselbewohner gewinnt, für deren Interessen er auch eintritt. Während wir viel über die Beschaffenheit der Insel sowie deren Sitten und Gebräuche erfahren, liegt der Hauch einer drohenden Katastrophe über dieser malerischen Idylle. Wird Jadrans geborgte Identität entlarvt und wie konkret? Natürlich sei hier über das Ende nichts verraten. Die Auflösung jedoch konnte mich nicht ganz überzeugen.

    Gut gefallen hat mir die unterschwellige Kritik an den Machtstrukturen der kroatischen Gesellschaft, die allerdings gerne auch mit mehr Systematik hätten angesprochen werden dürfen. Auch Erzählstimme und Konstruktionsweise des Romans haben mich durchaus angesprochen. Matic ist meines Erachtens ein sehr lesenswerter Autor, der in der sprachlichen Darstellung sehr überzeugt. Insofern würde ich weitere Geschichten von ihm sehr gerne entdecken. "Abtrünniger vor Inselpanorama" habe ich gerne gelesen, auch wenn es für mich kein Lesehighlight wurde.

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  1. Pittoreskes Inselexil

    Leise plätschert das Meereswasser an die felsigen Klippen, der Duft der Mittelmeervegetation dringt frisch und würzig in die Nase, mittagsstill liegt die Bucht in der strahlenden Sonne – Müßiggang, Sommerfreude, Inselidylle: das ist dir Stimmung, die Edi Matic in seinem Roman „Abtrünniger vor Inselpanorama“ auf jeder Seite beschwört. Selten wurde ein Titel so kongenial einer Übersetzung angepasst, denn der Text ist nichts anderes als ein seitenlanges Inselpanorama. Wie ein klassisches Gemälde leuchtet Matic die Details seiner Inselliebe bis ins letzte Zipfelchen aus: von den liebenswert-schrulligen Figuren über pastorale Landschaftsflecken und dramatische Felsformationen bis hin zu gemütlichen Kneipen – hier wird nichts ausgespart. So entsteht eine hingebungsvolle, sympathische Hommage an ein kleines Stückchen Erde, das irgendwie weltvergessen und aus der Zeit gefallen vor der Küste Kroatiens ein Eigenleben führt, atmosphärisch bestrickend und voller Wohlfühlmomente zum Entspannen.

    In dieses Idyll wird der Protagonist Jadran geworfen, ein junger Mann, der als Leibwächter eines Politikers ein dunkles Geheimnis verbirgt – so erfahren wir in der Rahmenhandlung, die einem Raymond Chandler-Krimi entstiegen zu sein scheint – und sich nun, um sein Leben zu retten, als Geistlicher verkleidet unter das Inselvolk mischt. Diese Ausgangsposition, die durchaus eine Steilvorlage zu einer herrlich altmodischen Verwechslungskomödie geboten hätte, versandet leider sehr rasch im Phlegma des Inselalltags. Statt eines dichten Handlungsverlaufs bietet der Roman Anekdoten und Geschichtchen, kleine Intrigen rund um ein geplantes Kulturzentrum, ein bisschen Liebe und viel dörflichen Zusammenhalt. Das alles liest sich wohlgefällig, beschaulich und ist auch sehr bezaubernd und pittoresk, aber leider, leider auch nicht sonderlich interessant. Ab und an besinnt sich Matic auf die Bedrohung, der Jadran eigentlich ausgesetzt ist, diese Einlassungen sind aber wenig überzeugend. Ebenso wird das ein oder andere Mal die Handlung mit ein wenig Dramatik gewürzt, aber auch diese Momente wirken vorhersehbar und mechanisch eingestreut. Insgesamt ist auffällig, dass es ein paar Brüche im Aufbau und Fluss der Kapitel gibt, die Komposition ist nicht immer ganz durchdacht und organisch. Die trifft auch auf die Rahmenhandlung zu, die schließlich doch recht uninspiriert und flach zu Ende geführt wird.

    So bleibt ein „Abtrünniger vor Inselpanorama“ ein sehr hübscher, in seiner Wortwahl reizender Roman, der eher im Kleinen und Atmosphärischen glänzt. Es ist das passende Buch für träge Sommertage voller Wohlfühlglück, denn es bietet ein entschleunigendes Leseerlebnis, in dem der Glaube an das Gute vorherrscht.

    Außerdem ist der Roman ein Schmuckstück für jedes Bücherregal: ich habe lange kein Buch mehr in Händen gehalten, in das so viel Aufmerksamkeit und Kostbarkeit gesteckt wurde: Umschlag, Schriftart, Papier, Illustration und Farbwahl sind einfach eine große Freude für jeden Buchliebhaber.

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  1. 5
    03. Sep 2023 

    Genießen und Wohlfühlen

    Der kroatische Autor Edi Matić hätte sich bei dem Titel seines aktuellen Romans „POP“, (kroatisch für Pope, orthodoxer Priester) ruhig mehr Mühe geben können. Wie herrlich kurios ist hingegen der Titel der deutschsprachigen Ausgabe „Abtrünniger vor Inselpanorama“, der eine ungewöhnliche Lektüre verspricht.
    Der Anfang ist vielversprechend, denn er beginnt mit dem Ende, sowie der Schluss dieses Romans mit dem Anfang enden wird: ein als Mönch verkleideter Leibwächter – Jadran - soll als Zeuge bei der Aufklärung eines Mordes aussagen. Er wird dafür auf einem Polizeirevier irgendwo auf dem kroatischen Festland von der Polizei vernommen. Am Ende erfahren wir, was es mit dem Mordfall auf sich hat. Doch zwischen Anfang und Ende konzentriert sich dieser Roman auf jene Insel, deren Panorama Bestandteil des Romantitels ist und auf der sich der klerikale Leibwächter versteckt hält, da er befürchtet, dass ihn die bösen Buben, die er beim Morden beobachtet hat, als Zeugen aus dem Weg räumen wollen. Jadran taucht also auf der Insel unter und in die Inselgemeinschaft ein.
    Diese Insel ist klein und beschaulich, gerade mal um die 200 Einwohner hat dieses Idyll, in den Sommermonaten kommen noch die Urlaubsgäste dazu, die jedoch in diesem Roman nur eine Randerscheinung darstellen und auf die Handlung keinen Einfluss haben.
    Im Mittelpunkt steht die Inselgemeinschaft, die Matic am Beispiel einiger weniger Insulaner beschreibt. Diese Menschen kennen sich seit gefühlten Ewigkeiten, verbringen zwangsläufig viel Zeit miteinander und gestalten sich den eintönigen Inselalltag so ansprechend wie möglich. Trotz des Lebens in dieser Gemeinschaft, haben sie sich ihren Individualismus bewahrt.
    Die Insulaner ahnen nichts von Leibwächter Jadrans Geheimnis. Stattdessen lernen sie ihn als Mönch kennen und schätzen. Freundschaften entstehen, Jadran kommt zur Ruhe und wird einer von ihnen. Sein Plan scheint aufzugehen.

    Der Roman „Abtrünniger vor Inselpanorama“ entspricht nicht dem, was er auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten vermittelt. Trotz seines kriminalistischen Einstiegs ist er kein Kriminalroman. Genauso wenig ist er ein Entwicklungsroman über einen Mann, der vom Leibwächter zum Aussteiger wird. Eigentlich lässt sich dieser Roman in keine Genre-Schublade stecken, so dass man als Leser gut beraten ist, die Erwartungen, mit denen man an diesen Roman herangegangen ist, zu ignorieren. Wem dies gelingt, wird mit einer Lektüre belohnt, die die Banalität und Schlichtheit eines unaufgeregten Alltags auf dieser namenlosen Insel auf sehr charmante Weise erzählt und sie damit besonders macht. Unzählige Anekdoten vermitteln einen kleinen Eindruck über die Bewohner dieser Insel.
    Über diesen Eindruck wird man jedoch nicht hinauskommen, denn mehr gibt Matić von den Charakteren dieses Romans nicht preis. Im Fokus stehen die Insel und die Gemeinschaft der Insulaner, nicht die einzelne Person.
    Matić beschreibt den Schauplatz seines Romans in den schillerndsten Farben, so dass sich vor dem Leser ein wunderschönes Panorama der Insel zusammensetzt. Man wird von dieser Wohlfühlatmosphäre eingenommen, Urlaubsstimmung ist vorprogrammiert.
    In dieser erzählerischen Farbenpracht finden sich jedoch auch ein paar dunkle Farbkleckse in Form von Kritik an gesellschaftsrelevanten Themen, welche die Menschen in diesem Teil Europas in der jüngsten Vergangenheit und auch heute noch beschäftigen. Doch auch hier geht Matić nicht in die Tiefe, so dass das leuchtende Inselpanorama von den wenigen dunklen Farbtupfern nicht beeinträchtigt wird.

    Hervorzuheben ist noch die besondere Gestaltung dieses Buches, das zusätzlich zu den üblichen Materialien mit ganz viel Liebe produziert worden ist. Es ist ein Buch über das Meer, worauf die wunderschönen Illustrationen im Innendeckel hinweisen. Und es ist ein Buch über das Schmausen, denn auf dieser Insel wird gut und gerne gegessen. Die kroatische Küche hat einiges zu bieten. Wer beim Lesen Appetit bekommen hat, kann sich später an einem Rezept über ein kroatisches Fischgericht versuchen, das in den Anmerkungen am Ende des Buches aufgeführt ist.
    Fazit
    „Abtrünniger vor Inselpanorama“ ist ein Buch zum Genießen und Wohlfühlen. Dieser farbenprächtige Roman erzählt auf sehr charmante Weise eine Geschichte über das Alltagseinerlei einer Inselgemeinschaft. Leseempfehlung!

    © Renie

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  1. Eine abgelegene Inselwelt aus Stein und Salz

    Der Roman spannt einen Bogen vom Ende bis zum Anfang. Im ersten Kapitel „Das Ende“ berichtet ein kriminaler Ich-Erzähler vom Verhör des Zeugen Jadran Grobarek, der im Verdacht steht, etwas mit dem Mord an Viktorija Klasnić zu tun zu haben. Nach diesem „Ende“ werden seine Erlebnisse in geistreich betitelten Kapiteln nachgezeichnet. Grobarek war zunächst als Personenschützer für einen skrupellosen Minister tätig, bevor er sich durch den Tod Viktorijas genötigt sah, zu verschwinden. Ein befreundeter Geistlicher ermöglichte es Jadran, als (falscher) Franziskanermönch auf einer weitgehend naturbelassenen Insel vor der kroatischen Küste unterzutauchen. Dank seines charismatischen Wesens kommt er schnell mit den wenigen Bewohnern der Insel in Kontakt, deren Probleme völlig anders geartet sind als auf dem Festland.

    Mit den Menschen lernen wir ihr unspektakuläres Leben kennen, in dem die geplante Errichtung eines Kulturzentrums bereits eine beachtliche Herausforderung darstellt, in die Jadran miteinbezogen wird. Ansonsten regieren die Naturgewalten. Man lebt überwiegend vom Fischfang, hat wenig Abwechslung und viel Arbeit. Zahlreiche Bewohner verließen die Insel bereits. Jadran kann gut zuhören, zeigt Empathie und wird in die dörfliche Gemeinschaft aufgenommen. Seine im Job über Jahre trainierte Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe zwingen ihn anfangs zur Wachsamkeit: „Wollte man ihn einlullen? Und gab es vielleicht auf der Insel Spinnweben, in denen sich Neuankömmlinge verfingen? Er wollte vorsichtig bleiben und darauf achten, ob sich ihm etwa klebrige Fäden eines Netzes näherten.“ (S. 48) Später verschmilzt er regelrecht mit der Inselwelt.

    Als Leser begleitet man Jadran auf seinen Wegen, die anschaulich ausgeleuchtet werden. Vor traumhafter Kulisse entspinnen sich verschiedene Geschichten, die uns mit großer erzählerischer Kraft von der routinierten Lebensrealität auf dem Eiland berichten. „Auf der Insel entstanden keine neuen Geschichten, es geschah nichts wesentlich Neues. Von einem Jahr zum anderen wiederholte sich alles. Das größte Ereignis war immer das Eintreffen der Fähre.“ (S.70) Als Geistlicher kommt Jadran intensiv mit dem Seelenleben der Menschen in Berührung. Er erfährt von bewegenden Schicksalen, die ihn mit dem Tod konfrontieren, aber auch seine eigenen Ängste im Zusammenhang mit der Flucht wachhalten. Zudem menschelt es: Nicht jeder ist jedem gewogen, auch wenn man im Fall von Naturkatastrophen fest zusammenhält. In der verschworenen, aus drei kleinen Dörfern bestehenden Inselgemeinschaft kollidieren von Zeit zu Zeit die Interessen der Einzelnen, was im Verlauf des Buches für durchaus spannende Momente sorgt, denn der Kapitalismus macht vor Meeresgrenzen keinen Halt. Es sind überwiegend die Alltagsepisoden, die den Leser in ihren Bann ziehen. Man darf keinen fortwährenden Spannungsbogen im Sinne eines Kriminalromans erwarten. Freud und Leid liegen oft dicht beieinander. Natürlich endet der Erzählbogen mit „Der Anfang“ und gibt Aufschluss über die noch offenen Fragen. Die Konstruktion ist überaus stimmig.

    Der Roman wird in locker-leichtem Ton erzählt. Er ist unterhaltsam, amüsant und mit reichlich Dialogwitz und Originalität ausgestattet. Dabei liest sich die Sprache geschliffen und keinesfalls seicht. Sie wird von ausdrucksvollen Metaphern sowie lebensklugen Bonmots flankiert – ein wahrer Genuss, der einen auf angenehme Weise zur Ruhe kommen lässt und entschleunigt. Dieser Genuss setzt sich in der Kulinarik fort: Es darf geschlemmt werden im Roman, und im Anhang finden sich dazu sogar die passenden Rezepte.

    Ich bin tief eingetaucht in diese scheinbar vergangene, idyllische Welt. Als Hauptfigur kann man neben dem falschen Mönch ohne Zweifel das traumhafte Inselpanorama ausmachen. Der deutsche Buchtitel ist dem des Originals („POP“) um Längen überlegen. Die bildhaften, atmosphärischen Beschreibungen der Landschaft mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt sowie die Unberechenbarkeit von Wind und Meer haben mich regelrecht verzaubert und durch den Text getragen. Dazu kommen die facettenreichen, mit Ecken und Kanten ausgestatteten Figuren, deren Geschichten man mit großem Interesse verfolgt.

    Auch äußerlich wurde das Hardcover mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Erwähnt sei hier das feine Papier, der außergewöhnliche Druck, das maritime Vorsatzpapier und der wertige Einband. Das Buch sollte sich hervorragend als Geschenk für passionierte Urlauber an Kroatiens Küsten eignen. Zu loben ist gleichfalls die kongeniale Übersetzung aus dem Kroatischen von Alida Bremer.

    Ein Buch für literarische Feinschmecker, die mehr Atmosphäre als handlungsgetriebene Spannung suchen. Ein Buch für den Urlaub, für schöne Mußestunden.

    Große Leseempfehlung!

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  1. 4
    15. Aug 2023 

    Letargische Magie der Inselwelt

    Die Polizei verhört Jadran im Zusammenhang mit einem zweifelhaften Todesfall – so beginnt der Roman „Abtrünniger vor Inselpanorama“ des Kroaten Edi Matič unter der Kapitelüberschrift „Das Ende“. Im Folgenden führt uns dann der Roman zum Endkapitel, das konsequenterweise „Der Anfang“ heißt.
    Dazwischen tauchen wir ein in das Leben auf einer abgelegenen, kleinen Insel vor der kroatischen Küste, in der in drei Dörfern die Zurückgebliebenen leben immer irgendwie mit dem Blick auf die Fähre und in Erwartung von Ankommenden und das sind vor allem aus der Ferne Zurückkommende, die ihre freie Zeit regelmäßig wieder auf heimatlichem Boden verbringen mit viel Verbundenheit zur Heimat und zum Land der Eltern und Großeltern. Ansonsten passiert auf der Insel wenig. In diese Landschaft und Gesellschaft – das Inselpanorama - taucht der „Abtrünnige“ Jadran ein, als Geistlicher getarnt versucht er hier unterzutauchen, wohl um sich dem Zugriff durch Polizei oder Kumpanen zu entziehen. Er wird von den Inselbewohnern herzlich aufgenommen. Der Priester bringt ihn bei Nonnen in einem Kloster unter und er gewöhnt sich immer mehr an den Rhythmus und die Lebensweise der Insel. Er schließt Freundschaften und wird zum Verbündeten in einem Projekt, der Insel etwas mehr Leben durch die Schaffung eines Kulturzentrums einzuhauchen. Und zwischendurch muss er immer darauf achten, seine Identität weiter zu verbergen und sein mangelhaftes geistliches Wissen zu verbergen, um nicht aufgedeckt zu werden. Mit dem Vorantreiben des Projektes Kulturzentrum wird dann aber doch so viel in der langsamen und unauffälligen Routine der Insel herumgewühlt und die Verbindungen zum Festland so sehr intensiviert, dass es dann doch zum „Ende“, wie oben erwähnt, kommt und er in den Händen der Polizeiermittlungen landet.
    Die Stärke des Romans liegt ohne Frage in seinem eigentlichen Helden – dem Inselpanorama - , das Matič dem Leser stilvoll und treffend nahebringt. Landschaft, Dörfer, menschliche Verbindungen in dieser Gesellschaft werden beeindruckend dargestellt und lassen den Leser in dieses so ruhig dahinfließende Leben eintauchen. Jadran, der als Fremdkörper in diese Gesellschaft hineinkommt, ermöglicht es dem Autor, das Inselpanorama von außen, und dennoch mit einer besonderen und immer stärker werdenden Nähe zu beschreiben. So lernt der Leser einen Ort der Ruhe kennen, der in unserer heutigen Zeit selten und besonders zu nennen ist. Das macht dann auch diesen Roman so besonders. Leider kann er die Dichte der Stimmung und Charaktere aber nicht ganz bis zum Ende halten. Da hat der Autor wohl irgendwie gedacht, er müsste zum Ende hin mit der Handlung noch etwas zulegen. Das war keine gute Entscheidung, denn hier verliert der Roman etwas von seinem tiefgründigen Charakter. Deshalb werden es bei mir 4 Sterne für ein lesenswertes Buch.

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  1. Ein falscher Mönch auf einer dalmatinischen Insel

    3,5, aufgerundet auf 4 Sterne

    'Die Geschichte war zu kostbar, um nicht erzählt zu werden.' (16)

    So sagt der 'Kriminaler', der einen wichtigen Zeugen zum Todesfall Viktorija Klasnić befragt, der zwar schon etliche Jahre her ist, aber neu aufgerollt wird, weil man durch Zufall Jadran Grobarek, früher Personenschützer eines Ministers, entdeckt hat. Dieser war jahrelang verschwunden, weil er sein Leben bedroht sah. Was also hat er mitangesehen? Die Neugier der Kriminalbeamten und der Leser werden so schnell nicht befriedigt, denn Grobarek möchte das ganze Drumherum ausführlich erzählen.

    Da fängt besonders interessant an, weil Grobarek sich nicht nur auf einer abgelegenen dalmatinischen Insel aufgehalten, sondern sich als Franziskanermönch getarnt hatte. Wer das jetzt als ziemlich unpassend empfindet, dem muss man sagen, dass Grobarek ein sympathischer, sehr mitfühlender Mensch ist, der auf der Insel schnell anerkannt wird und Freunde gewinnt.

    Auch muss betont werden, dass es hier keineswegs um einen Kriminalfall geht, sondern darum, das Leben auf einer etwas isolierten Insel darzustellen. Zwar hat auch hier das Internet Einzug gehalten und etliche Touristen kommen kurz her, aber letztlich bleiben die Insulaner für sich, interessante, eigenwillige Menschen, denen so ein Inselleben gefällt oder die an ihrer Heimat hängen.

    Diese Menschen und ihre Interaktionen lernen wir hier kennen, wobei der Autor viel Inselflair einbaut – es hätte allerdings ruhig noch etwas mehr sein dürfen – aber auch Gesellschaftskritik übt. Da geht es um Kritik an der Verlogenheit und an den leeren Worten mancher Politiker, um das Abkassieren europäischer Gelder aber auch eher philosophische Themen wie die Theorie vom Energiekreislauf und das Parallel-Leben der Menschen im Realen und im Internet oder Kritik am Zölibat.

    Schade ist, dass einiges zu ausführlich erzählt wird (die unlauteren Finanzgeschäfte des Herrn Pauk), anderes dagegen hätte ruhig ausführlicher sein dürfen wie z.B. das Inselfest oder eine beginnende Liebesbeziehung. So hat man den Eindruck, dass zum Schluss einiges ein wenig ausfranselt.

    Andere Szenen wiederum sind sehr anrührend und mitmenschlich warm geschildert, wie der Tod der alten Mara und die sehr empathischen Reaktionen von Jadran. Auch die Naturschilderungen der Insel sind poetisch und bildhaft.

    Dieses Positive einerseits und die vertanen Chancen andererseits haben es mir ziemlich schwer gemacht, zu einem abschließenden Urteil zu kommen. Ursprünglich hatte ich vor, 3 Sterne zu vergeben, aber beim Schreiben dieser Rezension habe ich doch gemerkt, dass mir das Inselflair und besonders die Hauptperson Jadran so gut gefallen haben, dass ich 3,5 auf 4 Sterne aufrunde. Ich muss allerdings zugeben, dass das auch ein bisschen der liebevollen Gestaltung eines kleinen Verlages geschuldet ist, der hier ein Büchlein vorlegt, das man gerne in die Hand nimmt und betrachtet: schlicht vom Cover her, ein wunderschönes Vorsatzpapier mit Fischen und Tintenfischen, die auch im Roman vorkommen, dazu ein farblich passendes grünes Lesebändchen.

    Der episodenhafte Charakter ist sicher nicht für jeden etwas, aber ich glaube, das Büchlein wird seine Liebhaber finden.

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  1. Ach, wie schön ist das Inselleben

    Als die täglich ankommende Fähre einen unbekannten Franziskaner-Mönch auf die namenlose dalmatinische Insel bringt, staunen die Bewohner:innen nicht schlecht. Wer ist dieser Mann und was sucht er auf der Insel? Schließlich hat man mit Don Marko doch seit vielen Jahren einen erfahrenen Geistlichen, der den Menschen zur Seite steht. Was niemand ahnt: Beim vermeintlichen Franziskaner handelt es sich in Wahrheit um Jadran Grobarek, einen auf dem kroatischen Festland ansässigen Personenschützer, der auf der Flucht ist, nachdem ein Einsatz im Umfeld eines Ministers fürchterlich schief gelaufen ist. Während Jadran stets auf der Hut ist, fassen die Insulaner:innen nach und nach Vertrauen zu dem unkonventionellen Geistlichen - und machen aus dem "Abtrünnigen" ein festes Mitglied ihrer kleinen Gesellschaft...

    "Abtrünniger vor Inselpanorama" ist der zweite auf Deutsch erschienene Roman des kroatischen Autors Edi Matić, der in der Übersetzung seiner Schwester Alida Bremer jüngst in der Edition Converso erschienen ist. Der junge Karlsruher Verlag hat sich das Ziel gesetzt, "Literaturen aus allen Regionen rings um Mittelmeer, Adria und von den Küsten Kleinasiens" in Deutschland sichtbar zu machen. "Abtrünniger vor Inselpanorama" passt also ganz hervorragend in das Verlagsprogramm, denn viel mehr Mittelmeer geht wohl nicht.

    Kühn benennt Matić seinen Prolog "Das Ende" und fordert dadurch die sofortige Aufmerksamkeit seiner Leserschaft, denn wer hier nicht genau liest, dem könnten für die folgende Handlung wichtige Details entgehen. Und so wird man unvermittelt hineingeworfen in diesen stickigen und verrauchten Verhörraum, in dem ein Inspektor dem Zeugen Jadran Grobarek Details zum Todesfall einer gewissen Viktorija Klasnić entlocken möchte und dem Charisma seines Gegenübers ebenso verfällt wie die Leser:innen. Denn Jadran entpuppt sich von Beginn an als klug gewählter und rhetorisch begabter Protagonist, dem man gern folgt. Fast wähnt man sich in einem Film Noir oder einer liebevollen Maigret-Hommage. Mit der etwas umständlichen Prämisse, dass der Inspektor Jadrans Verkleidungsgeschichte nacherzählt, wechselt die Perspektive direkt auf die verschlafene Insel, die man bis kurz vor dem Ende auch nicht mehr verlässt.

    Personenschützer sind im Kriminal-Genre - trotz der erfolgreichen Normandie-Reihe von Benjamin Cors - eher unterrepräsentiert. Daran wird auch Edi Matić nichts ändern. "Abtrünniger vor Inselpanorama" spielt nämlich nur mit Genre-Elementen, anstatt sie auszuführen. Wer also einen spannenden Krimi erwartet, der sei trotz der toten Viktorija Klasnić gewarnt, denn er erhält stattdessen einen in jeder Hinsicht entschleunigten Inselroman mit bemerkenswerter Atmosphäre, ausgefeilter und klarer Sprache, schrulligen und kauzigen Charakteren, aber viel zu wenig Handlung.

    Dabei ist der Beginn durchaus verheißungsvoll. Matić kreiert mit seinen detaillierten Beschreibungen der Insel und seiner Bewohner:innen eine ganz eigene Atmosphäre, so dass sich direkt vor den Augen der Leserschaft das titelgebende Inselpanorama entfaltet. Seien es die Fischer, die gegen die Stürme kämpfen, sei es der Inselfriedhof, auf dem nicht nur die Toten ruhen. Farbenprächtig und charmant bringt uns der Autor das Inselleben näher und macht aus "Abtrünniger vor Inselpanorama" eine Art Gegenentwurf zu Dörte Hansens Erfolgsroman "Zur See". Denn während einen bei Hansen das Inselleben eher abschreckte, darf man bei Matić ohne zu zögern wieder davon träumen. So schön und harmonisch ist alles.

    Womit wir beim Hauptkritikpunkt an dem Buch wären. Bei aller Schönheit bietet "Abtrünniger vor Inselpanorama" in der Folge nämlich kaum noch Reibungspunkte. Alles läuft zu glatt für Jadran und seine Mitmenschen. Edi Matić verliert sich selbst wie sein Protagonist in diesem Inselleben und reiht in der Folge Anekdote an Anekdote, ohne den Leser:innen vermitteln zu können, wohin der Roman eigentlich möchte. Dabei verpasst er leider zahlreiche Chancen. Gleich zu Beginn wird beispielsweise die Möglichkeit einer Enttarnung Jadrans angedeutet. Das Portiunkula-Fest steht vor der Tür und damit eines der wichtigsten Feste der Franziskaner, über das "Fra" Jadran also bestens Bescheid wissen müsste. Jadrans Angstschweiß im Angesicht dieses Fests ist aber völlig unbegründet, denn Matić erspart es - leider - sowohl ihm als auch den Lesenden, sondern geht einfach darüber hinweg. Und so werden die Anekdoten immer länger und die Figuren immer zahlreicher. Größter Aufreger ist dann auch schon der Bau eines möglichen Kulturzentrums auf der Insel.

    Das ist insofern schade, als "Abtrünniger vor Inselpanorama" eigentlich alle Qualität dazu gehabt hätte, auch in seiner entschleunigten Erzählweise ein wirklich guter Roman zu sein. Immer wieder deutet Matić dies nämlich an. Beispielsweise in den Szenen, in denen Jadran immer stärker in die Rolle des Geistlichen hineinwächst und seinen Mitmenschen Trost spendet. Insbesondere hervozuheben seien in diesem Zusammenhang die Sterbeszene der über 90-jährigen Mara oder der melancholische Dialog, den Jadran angesichts des Meeres mit dem Inselphilosophen "Hegel" führt, einem der gelungensten Charaktere. Diese kraftvollen Momente kann Matić über die gut 250 Seiten aber leider nicht zu einer romanfüllenden Geschichte ausbreiten, so dass mir vor lauter Harmonie bisweilen sogar manchmal bei der Lektüre die Augen zufielen.

    "Abtrünniger vor Inselpanorama" ist in seiner Gesamtheit ein sprachlich schöner und charmanter Inselroman, der die spannende Ausgangssituation der Verkleidung seiner Hauptfigur aber nicht nutzen kann und sich in zu vielen Anekdoten regelrecht verliert. Freund:innen maritimer Romane sollten sich aber unbedingt zur Zielgruppe zählen. Hervorheben möchte ich abschließend noch die außergewöhnlich liebevolle Gestaltung des Buches mit einem wunderbaren Cover abseits des Mainstreams und einem hinreißenden Vorsatzpapier, mit dem die Edition Converso auch unter Bibliophilen Eindruck machen dürfte.

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  1. 3
    11. Aug 2023 

    Eine Panoramaaufnahme ohne Fokus

    Der noch recht junge Verlag Edition CONVERSO (gegründet 2018) hat sich inhaltlich allen Regionen rings um Mittelmeer, Adria und den Küsten Kleinasiens verschrieben. Er bringt uns Literatur aus den bisher häufig übersehenen Regionen in bibliophiler Gestaltung näher. Der Roman „Abtrünniger vor Inselpanorama“ wurde vom kroatischen Schriftsteller Edi Matic in 2020 unter dem kroatischen Titel „POP“ (dt. der Pope, der Priester) erstveröffentlicht und erscheint nun in der Übersetzung von Alida Bremer.

    Der Roman verbindet inhaltlich die beiden Themen, die der Verlag geschickt in den deutschen Titel hat einfließen lassen: Zum einen lernen wir zu Beginn in einer Verhörsituation Jadran Grobarek (der Abtrünnige) kennen. Er war bis zu einem folgenschweren Vorfall der Bodyguard eines kroatischen Ministers und floh unter falscher Identität auf eine kleine Insel vor der kroatischen Küste. Diese falsche Identität ist die eines Franziskaners, unter dessen Soutane Jadran nun einige Zeit unentdeckt auf der Insel verbringen konnte. Dass er aufgeflogen ist, erfahren wir bereits im ersten Kapitel, in welchem er von einem Kriminalist befragt wird. Zum anderen lernen wir ab dem zweiten Kapitel die kleine Insel mit deren Natur und vielen ihrer kauzigen Bewohner kennen (das Inselpanorama).

    Leider schöpft der Roman nicht ansatzweise das Potential aus, welches er zu Beginn noch durch die angedeuteten Möglichkeiten definitiv vorhanden war. Welch wunderbare Verwechslungsgeschichte hätte dies werden können, welch mitreißender Spannungsroman, welch tiefgründiges Abbild einer kleinen, vergessenen Inselgesellschaft, welch Roman mit dem Fokus auf die faszinierende Flora und Fauna dieser Adria-Insel. Aber leider hat der Autor all diese Bereiche nur leicht tangiert und keins davon mit Bravour gemeistert. Dem Roman geht der Fokus verloren. Das ist wirklich schade, ließen doch die wunderbare Aufmachung und der interessante Titel so viel erhoffen.

    Die Qualität des Romans lässt im Verlauf immer mehr nach und damit fiel auch mein Interesse an der Geschichte immer stärker ab. Mir blieb die Hauptfigur viel zu flach und unausgeleuchtet, ebenso wurden mir dann ab der zweiten Hälfte noch zu viele neue Nebencharaktere eingeführt, die nur kurz erwähnt werden, aber gar keine große Rolle spielen. Die Handlung plätschert zunehmend so dahin. Für mich war letztlich vieles zu unemotional geschildert. Es gab zwar den ein oder anderen Moment, bei dem ich "drin" war, aber nie so richtig mitgefiebert habe. Dafür wurde irgendwie jede Anekdote um diese Inselbewohnerin oder jenen Fischer, dieses Kulturprojekt oder jene kapitalistische Ausbeutung zu schnell hintereinander abgearbeitet. Letztlich bleibt vollkommen offen, welche Geschichte mit welchem Fokus der Autor überhaupt erzählen bzw. den Lesenden näher bringen wollte. War ich zu Beginn noch gespannt, wohin die Reise literarisch geht, konnte mich der Roman spätestens ab der Hälfte aufgrund des fehlenden Fokus‘ nicht mehr fesseln und ich habe mich dann im letzten Viertel so richtig darüber geärgert. Auch geht meines Erachtens der vom Autor nach dem ersten bzw. vor dem letzten Kapitel angewandte Perspektivwechsel von der Ich-Perspektive des Ermittlers hin zu einer personalen Erzählperspektive im Mittelteil nicht auf. Der Mittelteil ist wie die Zeugenaussage von Jadran angelegt, dort gibt es aber Einblicke in die Köpfe der Inselbewohner und Geschehnisse, die Jadran so ausführlich nicht kennen kann.

    Trotzdem freue ich mich, dass der Verlag diesen häufig übersehenen Teil Europas in den Blick nimmt und einen Titel aus der Region veröffentlicht hat. Wenn man also an dem wuseligen und gleichzeitig mitunter anachronistischen Leben auf einer kroatischen Adria-Insel interessiert ist und bibliophile Buchausgaben mag, könnte einem dieses Buch gefallen, welchem allerdings ein erneutes Lektorat gut zu Gesicht stehen würde, um Flüchtigkeitsfehler zu bereinigen.

    Wenngleich ich auch vom Roman als solchen sehr enttäuscht bin, habe ich mich bei 2,5 Sternen bezogen auf die Romangeschichte dennoch für das „Aufrunden“ auf 3 Sterne entschieden. Das liegt allein an der Arbeit des Verlags, denn dieser hat dem Roman nicht nur eine wunderschöne Verpackung mit liebevollen Illustrationen auf dem Vorsatz, hochwertigem Papier sowie beim genaueren Hinsehen einer interessanten Schriftart gegeben, sondern auch mit dem deutschen Titel "Abtrünniger vor Inselpanorama" den Roman viel besser getroffen als es der Originaltitel "POP" schafft.

    2,5/5 Sterne

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