Tintenherz

Buchseite und Rezensionen zu 'Tintenherz' von Cornelia Funke
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Tintenherz"

In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor, die eine wertvolle Bibliothek besitzt. Dort macht Meggie eine überraschende Entdeckung. Und schon bald begreift sie, dass ihr Vater in großer Gefahr schwebt.

Format:Taschenbuch
Seiten:567
EAN:9783841500120

Rezensionen zu "Tintenherz"

  1. 4
    22. Nov 2020 

    Wenn Bücher zum Leben erwachen...

    Die zwölfjährige Meggie wohnt mit ihrem Vater Mo etwas abgeschieden in einem alten Haus. Dort leben sie ihre große Liebe zu den Büchern, und Meggies Vater hat seine Liebe sogar zum Beruf gemacht: er restauriert alte Bücher und gib ihnen ein neues Kleid. Doch eines Nachts steht ein fremder Mann vor der Tür, und Meggie beschleicht schnell eine ungute Ahnung. Mo scheint diesen Mann zu kennen und lässt ihn hinein, doch auch er ist blass geworden. Ohne dass Meggie den Grund dafür erfährt, fliehen sie und Mo am nächsten Morgen Hals über Kopf mit ihrem alten Bus und nur dem notwendigsten Gepäck.

    "Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, aber er beachtete ihn nicht. Reglos stand er da, die Arme um die Brust geschlungen, als wollte er sich wenigstens auf diese Weise etwas wärmen. So starrte er zu ihrem Haus herüber." (S. 10)

    Ziel der Flucht ist das Haus von Meggies Tante Elinor - falls sich bei ihr denn noch ein Plätzchen finden sollte. Denn Elinor ist eine noch größere Büchernärrin als Maggie und ihr Vater: das ganze Haus quillt über vor Büchern. Elinor ist alles andere als begeistert, als die beiden auftauchen, denn sie befürchtet, dass Meggie noch zu sehr Kind ist, um Bücher wirklich zu achten. Aber Mo's Dienste nimmt sie gerne in Anspruch, denn einige ihrer alten Schätzchen können eine Restaurierung gut vertragen. Doch die Reise ist bei Elinor noch nicht zu Ende. Meggie beginnt zu erahnen, dass ihr Vater mehr als ein Geheimnis vor ihr hat, und bald gerät ihre ganze Welt aus den Fugen...

    "'Du stehst ja immer noch da', sagte Mo. 'Geh ins Bett, Meggie. Los.' Er hatte diese kleine Falte über der Nase, die nur erschien, wenn ihm etwas wirklich Sorgen machte, und blickte durch sie hindurch, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. Die Ahnung in Meggies Herzen wuchs und spreizte schwarze Flügel." (S. 15)

    Ein geheimnisvolles Buch namens 'Tintenherz' spielt hier eine große Rolle sowie ein skrupelloser Schurke namens Capricorn und seine bösen Gesellen. Capricorn, dessen Herz selbst so schwarz wie Tinte ist, versucht mit allen Mitteln, dieses Buch in seine Hände zu bekommen - und Mo gleich dazu. Aber warum? Angeblich besitzt Meggies Vater das letzte Exemplar dieses Buches, und allein deshalb ist es schon eine ungeheure Kostbarkeit. Doch das scheint nicht der wahre Grund für Capricorns Jagd nach 'Tintenherz' zu sein. Als sie von Capricorn schließlich gefangen genommen werden, kommt Meggie allmählich dahinter, was eigentlich los ist - und zweifelt an ihrem Verstand. In die Geschichte eines Buche einzutauchen ist eine Sache. Aber dass Figuren der Geschichte in der Realität auftauchen, ist eine ganz andere. Und doch scheint es hier so zu sein. Und das bringt alle in höchste Gefahr...

    "'Es ist ein Traum!', flüsterte er wieder. 'Nur ein Traum. Die Sonne wird aufgehen und alles wird verschwinden. Ja.' Mo musterste ihn, unglücklich und ratlos, wie jemand, der ein Vogeljunges angefasst hat und nun zusehen muss, wie die Eltern es dafür verstoßen." (S. 223)

    Eine schöne Geschichte hat Cornelia Funke hier gesponnen. Die Verwebung von Realität und Fiktion erscheint lückenlos und überaus gelungen, die Erzählung in gleichem Maße fantastisch und vorstellbar. Die Autorin lässt dem Leser Zeit, sich in die Geschichte einzufinden und die verschiedenen Charaktere kennenzulernen: Meggie und ihren Vater Mo, die Tante Elinor, den feuerspuckenden Staubfinger und den Jungen Farid, Capricorn und seine Gesellen und noch so manch andere interessante Figur... Gemeinsam mit Meggie kommt der Leser allmählich hinter die bis dahin wohlgehüteten Geheimnisse und fragt sich mit ihr, wie sie aus dem Dilemma wieder herauskommen soll.

    Empfohlen wird dieses Buch für Kinder zwischen 11 und 13 Jahren, und doch habe ich mich gefreut, den Beginn der Tintenwelt-Trilogie nun endlich auch gelesen zu haben. Trotz der kindgemäß einfachen und veständlichen Schreibweise ist die Sprache oft bezaubernd und zieht einen in die fantastische Geschichte hinein. Auch wenn die Bösewichte rund um den Erzschurken Capricorn mich gelegentlich in ihrer Naivität an den guten alten Räuber Hotzenplotz erinnerten, geht das Böse hier doch deutlich darüber hinaus. Doch vieles wird nur angedeutet oder berichtet, so dass die Schrecken selbst sich in Grenzen halten, der Leser aber dennoch von einer düsteren Aura ergriffen wird. Dies erscheint mir sehr gelungen.

    Trotz einiger Passagen, die sich für mich ein wenig zu sehr in die Länge zogen, konnte mich der erste Band der inzwischen so bekannten Trilogie überzeugen. Das Ende der Geschichte ist natürlich nur ein vorläufiges - und so freue ich mich auf mehr aus der Tintenwelt und bin schon sehr gespannt, ob ich dort auch wieder auf alle bekannten Charaktere treffen werde. 'Tintenblut' heißt Band 2, und sicher werde ich bald wieder eintauchen in diese fantastische Welt...

    © Parden

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