Erfolg

Buchseite und Rezensionen zu 'Erfolg' von Lion Feuchtwanger
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Inhaltsangabe zu "Erfolg"

Ein packender Zeitroman Der Münchner Museumsdirektor Martin Krüger hat sich unbeliebt gemacht. Einige Leute wären ihn gern los. Der Meineidprozess, den man ihm anhängt, geht deshalb auch nicht gut für ihn aus. Doch er hat Freunde, die seine Unschuld zu beweisen versuchen.

Format:Taschenbuch
Seiten:878
EAN:9783746656298

Rezensionen zu "Erfolg"

  1. Erfolg ist, wenn man weiterliest

    Rezension von 2015!

    „Man muß die versteinerten Verhältnisse der deutschen Gesellschaft schildern und sie dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt. Man muß das Volk vor sich selbst erschrecken lassen, um ihm Courage zu machen.“ Dieses (leicht abgewandelte) Zitat von Karl Marx steht in einem der letzten Kapitel und passt wie der berühmte Deckel auf den Topf zu dem hier zu rezensierenden Buch.

    Dies ist eines der bisher wenigen gelesenen Bücher, die ich zwei oder sogar drei Mal anfangen musste, um letztendlich den Erfolg und die Genugtuung zu spüren „Ja, ich hab´s geschafft!“ Ich merke immer mehr, dass man bestimmte Bücher nicht in einem bestimmten Alter oder in einem bestimmten Abschnitt seines Lebens lesen kann. Aber wann er/sie das richtige Alter oder den richtigen Zeitpunkt erreicht hat, liegt an einem selber und ich als zum jetzigen Zeitpunkt fast 40-jähriger kann entsprechend keine Einschätzung dazu abgeben, für welches Alter der Roman „Erfolg“ geeignet ist. Ich kann nur sagen – und damit nehme ich das Fazit bereits vorweg – wer sich mit Geduld darauf einlässt (knapp 900 Seiten mit dem Thema liest man nicht gerade auf die Schnelle und nebenbei), wird belohnt mit einer grandiosen weit vorausschauenden Vision auf das Wirken der Nationalsozialisten (in dem Roman als „Wahrhaft Deutsche“ bezeichnet).

    Kurze Inhaltsangabe: Der Museumsdirektor Martin Krüger wird in einem Meineidprozess zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, weil er einigen konservativen Politikern ein Dorn im Auge ist. Doch er hat Freunde, die ihn über die Zeit der Haft hinweg immer versuchen, zu amnestieren, was ihnen auch fast gelingt, doch kurz vor der Entlassung stirbt Martin Krüger im Gefängnis. Das ist nur die grobe Rahmenhandlung, die sich wie ein roter Faden bis zum Ende durch den Roman zieht.

    Wichtiger ist jedoch in meinen Augen der (politische) Blick auf die Anfangsjahre der 1920er in Bayern bzw. in der Weimarer Republik allgemein, als durch die Inflation und die Besetzung des Ruhrgebietes die Bevölkerung immer unzufriedener wurde und großen Redenschwingern wie Adolf Hitler (oder wie er bei Lion Feuchtwanger heißt) Rupert Kutzner Tür und Tor für ihre kruden Visionen offen standen. Und so wird in „Erfolg“ auch sehr schön skizziert, wer Gerechtigkeit und wer Ungerechtigkeit walten lässt und wie alle verschiedenen (politischen) Fäden doch irgendwo wieder zusammenlaufen und man fängt wirklich an zu glauben, dass alles nur der Willkür einiger weniger Personen bedarf, um das Leben eines ganzen Volkes aufs Spiel zu setzen und Neid, Missgunst, Hass usw. zu schüren und zuzulassen. Und trotzdem führt aus jedem Tunnel wieder ein Weg ins Licht. Soll heißen: auf schwere, unschöne Zeiten folgen auch immer Zeiten der Hoffnung, des Friedens und des geachteten Miteinanders – auch wenn es momentan weltpolitisch eher unschön zugeht.

    Da ich nach Lektüre der gesamten Wartesaaltrilogie (die die Einzelbände „Erfolg“, „Die Geschwister Oppermann“ und „Exil“ beinhaltet) eine Komplettrezension schreibe, will ich es hiermit erst mal belassen, um erst mal den Erfolg zu genießen, den ich heute Nacht nach Ende der letzten Seite gespürt habe: wieder mal ein großartiges Meisterwerk (politischer) Literatur gelesen und gemeistert zu haben und mir gleichzeitig schon Gedanken für die abschließende Rezension mache *g*.

    ©kingofmusic