Ein feiner dunkler Riss

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein feiner dunkler Riss' von Joe R. Lansdale
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein feiner dunkler Riss"

East Texas, 1958. Bis vor Kurzem glaubte der dreizehnjährige Stanley noch an den Weihnachtsmann. Im Laufe eines einzigen heißen Sommers erfährt er jedoch mehr über die wirkliche Welt jenseits seiner Superheldencomics und des elterlichen Autokinos, als ihm lieb ist.

Stans Spielkamerad Richard wird zu Hause verprügelt; die schwarze Küchenhilfe Rosy lebt bei einem gewalttätigen Mann; und selbst Stans Vater wird gern handgreiflich, wenn es die Familie zu verteidigen gilt beispielsweise gegen übereifrige Verehrer von Stans kecker siebzehnjähriger Schwester Callie. Und dann gibt es da noch die faszinierenden alten Geschichten um ein Spukhaus auf dem Hügel, einen kopflosen Geist am Bahndamm und zwei in ein und derselben Nacht ermordete Mädchen. Stan beginnt Detektiv zu spielen, stets begleitet von seinem treuen Hund Nub, und außerdem mit Rat und Tat unterstützt von dem mürrischen schwarzen Filmvorführer und Ex-Polizisten Buster.

Eine spannende Abenteuergeschichte übers Erwachsenwerden, ein bewegender Kriminalroman in der Tradition von Lansdales Meisterwerk "Die Wälder am Fluss".

Format:Broschiert
Seiten:216
EAN:9783942396196

Rezensionen zu "Ein feiner dunkler Riss"

  1. Ein All Ages Roman der speziellen Art

    Joe R. Lansdale ist nicht unbedingt das, was man auf ein Genre festgelegt nennen würde, was mich zunächst etwas von seinen Werken abgehalten hat. Nachdem nun aber “Blutiges Echo” schon absolut überzeugend war, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis ein weiteres Buch des guten Herren aus dem SuB gezogen wird. Die Wahl fiel dieses Mal auf “Ein feiner dunkler Riss” und ich kann schon vorweg sagen, dass mich auch dieses Buch – obwohl die Thematik eine völlig andere ist – wieder absolut überzeugen konnte.

    Lansdale versteht sich unglaublich gut darauf, auch hier wieder eine Story zu spinnen, die sehr atmosphärisch daher kommt und beim Leser ein gutes Gefühl für die Situation seiner Protagonisten erzeugt. Besonders die Menschenrechtssituation in den USA der Endfünfziger kommt gut zur Geltung und hat einen entscheidenden Anteil daran, die Geschichte so dicht und realistisch werden zu lassen und ihr nebenbei auch noch einen Touch zu geben, der sie wohltuend von den typischen Krimiromanen mit Schauplatz in der Moderne unterscheidet. Ebenfalls kommt die Erzählperspektive aus der Sicht des 13jährigen Stanley dem Roman sehr zu gute und sorgt dafür, dass die ganze Geschichte, trotz des eigentlich nicht sonderlich netten Hintergrunds, alles in allem sehr sympathisch wirkt. Die Anleihen an den klassischen Jugendroman sind nicht zu übersehen, auch wenn das Ende (und damit meine ich die Geschehnisse nach der Auflösung des eigentlichen Plots) schon an einer bestimmten Stelle schon sehr herb auf den Leser wirkt.

    Und wenn wir schon gerade bei Stanley sind… “Ein feiner dunkler Riss” lebt von diesem kleinen Jungen, der in den Sommerferien 1958 eine Geschichte erlebt, die die meisten Erwachsenen wohl nur schwerlich verdauen könnten. Damit soll nun nicht gesagt werden, dass Lansdale hier die ganz schweren Geschütze auffährt, sehr wohl konfrontiert er seinen Protagonisten aber mit einer Menge außergewöhnlicher Situationen, die wohl eigentlich für ein ganzes Leben reichen dürften. Hierbei geht es allerdings nicht nur um “den Fall”, sondern in vielen Situationen auch um das Zusammenspiel zwischen den (immer glaubwürdigen) Charakteren und einen gewissen Fokus auf Freundschaften der besonderen Art. “Ein feiner dunkler Riss” ist auf seine Art ein sehr menschliches Buch geworden, welches mit vielen Vorurteilen aufräumt und auch die Rassenfrage von einem ungewöhnlichen Standpunkt aus beleuchtet. Das führt dazu, dass auch die Nebenfiguren (abgesehen von den Antagonisten natürlich) sehr sympathisch wirken, dabei aber kein Strahlemann-Image verliehen bekommen sondern ihre persönlichen Schwächen und Laster haben.

    Erzählerisch kann man sich auch in diesem Roman nicht über Lansdale beschweren. Er führt den Leser gekonnt durch die Story, baut geschickt Spannung auf und verpackt diese in vielschichtige, oftmals recht emotionale, Geschehnisse, die fast schon vergessen lassen, dass man es hier eigentlich mit einem Kriminal-Roman zu tun hat. Gelungen auch wieder die Übersetzung von Heide Franck, die den lansdaletypischen Humor gut ins Deutsche übertragen hat, ohne “Ein feiner dunkler Riss” dabei zu einer Comedy-Story zu machen.

    Fazit:

    “Ein feiner dunkler Riss” ist eine gelungene Mischung aus Coming of age-Roman und Kriminalgeschichte, die wieder klar vom erzählerischen Talent Joe R. Lansdales lebt. Wunderbar aus der Perspektive eines 13jährigen vorgebracht, wird der Leser mit alterstypischen Problemchen (die öfters mal zum schmunzeln animieren) konfrontiert, ohne dabei jedoch das Gefühl zu bekommen, dass es nun ausschließlich darum gehen würde. Eine runde Mischung, die über die kompletten 350 Seiten Spaß macht und meiner Meinung nach für Leser ab dem Jugendalter empfehlenswert ist.

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  1. Joe R. Lansdale ist nicht

    Joe R. Lansdale ist nicht unbedingt das, was man auf ein Genre festgelegt nennen würde, was mich zunächst etwas von seinen Werken abgehalten hat. Nachdem nun aber “Blutiges Echo” schon absolut überzeugend war, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis ein weiteres Buch des guten Herren aus dem SuB gezogen wird. Die Wahl fiel dieses Mal auf “Ein feiner dunkler Riss” und ich kann schon vorweg sagen, dass mich auch dieses Buch – obwohl die Thematik eine völlig andere ist – wieder absolut überzeugen konnte.

    Lansdale versteht sich unglaublich gut darauf, auch hier wieder eine Story zu spinnen, die sehr atmosphärisch daher kommt und beim Leser ein gutes Gefühl für die Situation seiner Protagonisten erzeugt. Besonders die Menschenrechtssituation in den USA der Endfünfziger kommt gut zur Geltung und hat einen entscheidenden Anteil daran, die Geschichte so dicht und realistisch werden zu lassen und ihr nebenbei auch noch einen Touch zu geben, der sie wohltuend von den typischen Krimiromanen mit Schauplatz in der Moderne unterscheidet. Ebenfalls kommt die Erzählperspektive aus der Sicht des 13jährigen Stanley dem Roman sehr zu gute und sorgt dafür, dass die ganze Geschichte, trotz des eigentlich nicht sonderlich netten Hintergrunds, alles in allem sehr sympathisch wirkt. Die Anleihen an den klassischen Jugendroman sind nicht zu übersehen, auch wenn das Ende (und damit meine ich die Geschehnisse nach der Auflösung des eigentlichen Plots) schon an einer bestimmten Stelle schon sehr herb auf den Leser wirkt.

    Und wenn wir schon gerade bei Stanley sind… “Ein feiner dunkler Riss” lebt von diesem kleinen Jungen, der in den Sommerferien 1958 eine Geschichte erlebt, die die meisten Erwachsenen wohl nur schwerlich verdauen könnten. Damit soll nun nicht gesagt werden, dass Lansdale hier die ganz schweren Geschütze auffährt, sehr wohl konfrontiert er seinen Protagonisten aber mit einer Menge außergewöhnlicher Situationen, die wohl eigentlich für ein ganzes Leben reichen dürften. Hierbei geht es allerdings nicht nur um “den Fall”, sondern in vielen Situationen auch um das Zusammenspiel zwischen den (immer glaubwürdigen) Charakteren und einen gewissen Fokus auf Freundschaften der besonderen Art. “Ein feiner dunkler Riss” ist auf seine Art ein sehr menschliches Buch geworden, welches mit vielen Vorurteilen aufräumt und auch die Rassenfrage von einem ungewöhnlichen Standpunkt aus beleuchtet. Das führt dazu, dass auch die Nebenfiguren (abgesehen von den Antagonisten natürlich) sehr sympathisch wirken, dabei aber kein Strahlemann-Image verliehen bekommen sondern ihre persönlichen Schwächen und Laster haben.

    Erzählerisch kann man sich auch in diesem Roman nicht über Lansdale beschweren. Er führt den Leser gekonnt durch die Story, baut geschickt Spannung auf und verpackt diese in vielschichtige, oftmals recht emotionale, Geschehnisse, die fast schon vergessen lassen, dass man es hier eigentlich mit einem Kriminal-Roman zu tun hat. Gelungen auch wieder die Übersetzung von Heide Franck, die den lansdaletypischen Humor gut ins Deutsche übertragen hat, ohne “Ein feiner dunkler Riss” dabei zu einer Comedy-Story zu machen.

    Fazit:

    “Ein feiner dunkler Riss” ist eine gelungene Mischung aus Coming of age-Roman und Kriminalgeschichte, die wieder klar vom erzählerischen Talent Joe R. Lansdales lebt. Wunderbar aus der Perspektive eines 13jährigen vorgebracht, wird der Leser mit alterstypischen Problemchen (die öfters mal zum schmunzeln animieren) konfrontiert, ohne dabei jedoch das Gefühl zu bekommen, dass es nun ausschließlich darum gehen würde. Eine runde Mischung, die über die kompletten 350 Seiten Spaß macht und meiner Meinung nach für Leser ab dem Jugendalter empfehlenswert ist.

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