Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten

Buchseite und Rezensionen zu 'Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten' von Becky Chambers
4.8
4.8 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten"

Willkommen an Bord der Wayfarer!

Becky Chambers hat mit ›Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten‹ eine zutiefst optimistische Space Opera geschrieben, die uns den Glauben an die Science Fiction (im Besonderen) und an die Menschheit (im Allgemeinen) zurückgibt.

Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.

›Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten‹ wurde für zahlreiche Preise nominiert, u.a. für den Kitschies Award, den Baileys Women’s Prize for Fiction und den Arthur C. Clarke Award.

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Format:Taschenbuch
Seiten:544
Verlag: FISCHER Tor
EAN:9783596035687

Rezensionen zu "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten"

  1. 5
    20. Nov 2023 

    Lese-Highlight aus dem Jahr 2017

    Hopepunk als Wortschöpfung geht auf die Idee von Alexandra Rowland zurück, als sie 2017 auf ihrem (alten) Tumblr schrieb “Das Gegenteil von Grimdark ist Hopepunk, sagt es weiter.” Ob ein Glas für sie halbvoll oder halbleer ist, war irrelevant - Hauptsache es ist Wasser drin. Und das ist quasi die Quintessenz von Hopepunk. Jeder Mensch kann kleinlich, grausam oder gemein sein, aber sie haben auch die Fähigkeit, Gutes zu tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sich um andere zu kümmern. Wie stark das ausgeprägt ist, repräsentiert der Wasserstand im Glas.
    Es heißt nicht nur, Mut zu haben, für Schwache einzutreten, sondern auch freundlich zu sein. Ebenso bedeutet es, dass sich Personen mit einem gewissen Respekt begegnen und persönliche Anfeindungen nicht zu unbegründeten Hass umschwenkt. Empathie liegt dabei wesentlich im Fokus und vermittelt die Akzeptanz von Hautfarbe, sexueller Orientierung und privaten Lebensentwürfen.

    Mit einer Kickstarter-Kampagne und der Hoffnung, unterstützt zu werden, lag Becky Chambers nicht falsch, denn genau so hat der Roman “Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten” das Licht der Welt erblickt. Was gut ist, denn dieses Buch müsst ihr lesen!

    Der Roman beginnt mit einem Streitgespräch zwischen Ashby Santoso, dem Captain des Tunneler-Schiffs Wayfarer, und Artis Corbin, dem Algaeisten, der Treibstoff für eben jenes Raumschiff produziert. Corbin beschwert sich über den noch nicht eingetroffenen Neuzugang Rosemary Harper, eine blutjunge Marsianerin, die an Bord als Verwaltungsassistentin des Captains arbeiten soll. Es fallen böse Worte, aber der Captain bleibt sachlich und weist den Treibstoff-Experten effektiv in seine Schranken, so dass er am Ende die Aufgabe erhält, Rosemary in Empfang zu nehmen und herumzuführen.
    Damit hat die Autorin schon direkt die Messlatte für den Leser hochgehoben: Wer hier mitliest, der findet zwar auch unsympathische Charaktere, aber Moral und Kommunikation werden groß geschrieben.
    So lernen wir schnell die restliche Mannschaft kennen: Kizzy Shao, die Mechtech, die alles repariert, Jenks, der Comptech, der sich um die KI des Schiffes Lovelace kümmert, die Aandrisk Pilotin Sissix, die einer reptiloiden Spezies angehört, sowie im weiteren Dr. Koch, Koch und Arzt aus der aussterbenden Spezies der Grum, und Ohan, ein Sianatpaar, das aufgrund ihrer Fähigkeiten als “Lochbohrer” essentiell wichtig als Navigator für die Wayfarer ist. Denn ein Tunneler-Schiff hat die Aufgabe, Sternsysteme zu verbinden.

    Das Buch wird als eine “zutiefst optimistische Space Opera” beschrieben, die uns den Glauben an die Science Fiction (im Besonderen) und der Menschheit (im Allgemeinen) zurückgeben soll, und das kann ich voll unterstreichen. Sicherlich gibt es immer Reibereien zwischen den Charakteren, aber (wie eingangs schon beschrieben) nie unter der Gürtellinie. Die Handlung bleibt spannend und ist geprägt von Humor, Herzwärme und Hilfsbereitschaft.
    Dabei bleibt der Roman trotzdem abenteuerlustig und implementiert clevere Ideen, um die persönlichen Schicksale der Mannschaft zu erzählen - manchmal auch mit vorgehaltenem Spiegel - aber immer respektvoll. Das mag zwar dazu führen, dass der Eindruck entsteht, die Charaktere entwickeln sich nicht weiter, aber wer diese Stärke als Schwäche auslegt, hat nicht verstanden, was das Buch ausmacht.
    Wer also eine tiefe Hintergrundgeschichte oder einen Höhepunkt erwartet, den wird das Buch enttäuschen. Aber wer sich darauf einlässt, der wird zum Fühlen und Erleben angeregt, und so lädt die Geschichte dazu ein, auch über sich selbst zu reflektieren. Das Buch ist mein persönliches Lese-Highlight aus dem Jahr 2017.

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  1. Socializing im All

    „Becky Chambers wurde als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers geboren“, sagt Wikipedia. Zuhause wird Becky sicher das eine oder andere aufgeschnappt haben und sich früh für das Universum interessiert haben. Der Blick durch diverse Teleskope in den Sternenhimmel war ihr vorherbestimmt.

    Und so führt Becky Chambers nun ihre Leser durch das Universum, wie sie es sich vorstellt und das sie mit vielen bewohnten Planeten und fernen Galaxien erfüllt und mit jeder Menge skurriler und wunderbarer, vernunftbegabter Lebewesen. O Sterne, Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten, ist ein echer Lesespaß!

    Dass man sich mit Schiffen durch das All bewegt, ist wohlbekannt, nicht aber, dass man Abkürzungen in die langen Reisen von einem Stern zum anderen mithilfe von Weltraumbohrern machen kann. Jajaja. Das kann freilich nicht jeder. Aber Ashbys Crew auf der Wayfahrer beherrscht die Technik. Und das ist ihr Broterwerb: Tunnel in das All zu bohren. Eines Tages, es kann nicht anders sein, zieht Captain Ashby einen besonderen Auftrag an Land.

    Was Becky Chambers Roman, der zu der Wayfarer-Trilogie gehört, so bezaubernd macht, ist sein Personal und die Interaktion zwischen den diversen Spezies. Man ist nicht mehr rassistisch, sondern speziesistisch. Und „Echse“ gehört zu den Vokabeln, die nicht der political correctness entsprechen. Herrlich.

    Becky Chambers quält ihre Leserschaft nicht mit unnötigen seitenlangen technischen Details wie man es andernorts gerne im SF-Genre findet. Sie hat eine wunderbare Erfindungsgabe. Aber obwohl sie die Leserschaft nicht mit Formeln oder anderen physikalischen Maschinendetails quält, ist alles logisch. Andere Autoren hätten erklärt wie der Weltraumbohrer funktioniert, Becky lässt ihn einfach nur laut sein! Der Antrieb besteht aus Algen. Darum kümmert sich ein Algaeist, wir müssen viel mehr nicht wissen.

    Dafür wird so ganz nebenbei herrrlich philosophiert, meist in spritzigen, kurzweiligen Dialogen, manchmal in einem Halbsatz. „Gefühle sind relativ, und im Grunde sind sie alle gleich, selbst wenn sie aus unterschiedlichen Erfahrungen erwachsen und in verschiedenem Ausmaß existieren.“

    Essen, Kleidung, Aussehen, Rituale, Gewohnheiten, eigentlich ist der Roman eine Alltagsgeschichte. Man hätte eine Prise mehr Abenteuer brauchen können, was einen Stern kostet, aber das Socializing in der Zukunft ist einfach atemberaubend phantasievoll. Allerdings müssen wir Menschlinge noch eine Schaufel Toleranz drauf legen, bevor wir für das Weltall, wie Becky Chambers es schuf, fit sind!

    Fazit: Science Fiction, die ans Herz geht. Richtig schön.

    Empfehlung von Ems: Danke, Ems!

    Kategorie: SF, 2017
    Verlag: Tor. Aus dem Hause Fischer.

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  1. Auf der Wayfarer, einem

    Auf der Wayfarer, einem Tunnlerschiff im Weltraum, befindet sich eine illustre Crew aus verschiedenen Spezies und versucht, wie der Schiffstyp schon vermuten lässt, Wurmlochautobahnen zwischen den einzelnen Sternsystemen zu bauen, damit zukünftige Handelsbeziehungen ohne große Zeitverluste vonstatten gehen können.

    So ist die Grundidee des Buches und klingt erst einmal wenig nach Weltraumabenteuern a la Star Wars oder Star Trek. Was uns Becky Chambers aber da präsentiert, trifft mein Frauenherz ziemlich mittig! Sie beschreibt das Leben auf dem Schiff. Die Crewmitglieder, so unterschiedlich sie auch sind, haben gelernt miteinander umzugehen und die Eigenarten der jeweils anderen Spezies anzuerkennen. Mit Rosemary, der neuen Verwaltungsassistentin an Bord, einer Menschin vom Mars, erkundet der Leser alles Neue und Seltsame.
    Das Schiff bekommt einen Spezialauftrag. Es soll einen Raumtunnel zu einem Planeten bohren, dessen Bewohner einen erst kürzlich abgeschlossenen und noch ziemlich wackeligen Friedensvertrag mit der Galaktischen Union geschlossen haben. Dieses verbissen kriegerische Volk, die Toremi, brechen dann auch gleich einen Konflikt vom Zaun, als sie einen ihrer Glaubensgrundsätze verletzt sehen. Damit bringen sie das Tunnlerschiff in arge Bedrängniss und ein Besatzungsmitglied muss.... sterben, ist hier wohl nicht das richtige Wort, es muss resettet werden. Das aber bringt fast ein anderes Mitglied um den Verstand.

    Überhaupt sind die Beziehungsgeflechte an Bord mehr als exotisch, aber interessant und stimmig herausgearbeitet. Beim Lesen habe ich mich dabei ertappt, dass ich die Aliens und Planeten mit den Bewohnern der Erde und den verschiednen Ländern verglichen habe. Trotz aller Andersartigkeit, kamen mir die Probleme und Herausforderungen gruselig vertraut vor, und trotz Schuppen und Tentakeln, kann so manche Parallele zu unserer Handels- und Weltpolitik nicht von der Hand gewiesen werden.

    Nachdem nun das erste große Abenteuer der Wayfarer überstanden und die Besatzung mir ans Herz gewachsen ist, freue ich mich auf zwei weitere Fortsetzungen der Trilogie, ganz in Erwartung diese unterhaltsame Familie wiederzusehen.

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  1. Was für ein fantastisches Abenteuer!

    Rosemary Harper begibt sich auf das Abenteuer ihres Lebens. Weil sie alle Brücken zu ihrem früheren Leben auf dem Mars abbrechen muss, heuert sie als Verwaltungsassistentin auf der Wayfarer an. Captain Ashby Santoso und seine Crew sind Tunneler, ihre Aufgabe ist es Wurmlöcher im All zu bohren. Das Schiff hat schon bessere Tage gesehen, die Besatzung ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen, verschiedene Spezies, unterschiedliche aber durchwegs liebenswerte Charaktere.
    Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten ist ein großartig buntes Weltraummärchen. Jedes Kapitel für sich ist eine kleine abgeschlossene Episode. Der Mensch ist nicht mehr die Krone der Schöpfung, es gibt körperlose künstliche Intelligenzen, Echsenwesen, Paargestalten, undurchschaubare Panzerwesen und ganz viel mehr. Das bunte Zusammenleben ist nicht immer konfliktfrei, trotzdem ist das Buch kein actiongeladener Sci Fi Thriller, sondern Panoptikum und Parabel. Der Aufruf zur Toleranz wirkte aber auf mich nicht wie mit dem erhobenen Zeigefinger. „Bei den Sternen!“, es ist einfach ein unterhaltsamer Spacetrip!

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  1. Offen, bunt und positiv!

    Ich habe seit langem nicht mehr mit soviel Freude gelesen. Soviel vorab. Aber erst einmal etwas zum Setting:

    Ash und seine Crew, bestehend aus 6 Exemplaren 4 verschiedener Spezies plus einer personalisierten KI, sind Tunneler - das bedeutet, sie erschaffen Tunnel (stabile Wurmlöcher) im Weltraum, damit die Mitglieder der GU (galaktischen Union) schneller von A nach B reisen können.
    Sie bekommen nach vielen kleinen Aufträgen endlich den einen, vielversprechenden und lukrativen Auftrag, eine Passage zu einem Planeten zu schaffen, dessen streitbare Mitbewohner soeben in die GU aufgenommen worden sind.
    Was sie dafür benötigen, wie sie die lange Reise durchhalten und ob am Ende alles gut wird? Dazu muss man schon lesen.

    Das allerdings ist eine wahre Freude, denn Becky Chambers erschafft ein Universum, das sie mit einer Unzahl plausibler Lebensformen inklusive deren Geschichte, Physiognomie und Lebensgewohnheiten ausstattet.

    Allerdings habe ich mich auch etwas an die Serie "Firefly" erinnert gefühlt, gerade die Technikerin Kizzy erinnerte in ihrer Mischung aus Chaos und Fröhlichkeit stark an Kayly Frey und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie auch das Wort "Shiny" benutzt hätte.
    Aber zum Glück war es nicht mehr als ein Anflug und so konnte ich mich in eine komplett neue Welt begeben, die bunt und vielfältig und vom Grundgefühl her ungemein positiv ist. Danke Dr. Koch, der einen Großteil zu dieser warmherzigen Atmossphäre beigetragen hat!
    Oder auch Sissek und ihre Sexualität, die uns Menschen eine ganz neue Sichtweise beschert.
    Bei aller Harmonie kommen Spannung und Trauer aber nicht zu kurz, beide Elemente sind so geschickt in die Story eingebunden, dass man das Buch einfach nicht aus der Hand legen mag.

    Bevor ich aber wirklich spoilere, komme ich zu meinem Schluß: Lesen! Nochmals Lesen! Habt eine schöne Zeit mit dem Buch und kehrt danach ein Stück weltoffener wieder zurück ins Hier und Jetzt.

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