Wann wird Nähe zum Autor zu nah?

Klara Bellis

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23. März 2014
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Ich bin viel bei Facebook unterwegs. Ab und zu bekomme ich von für mich wildfremden Menschen Freundschaftsanfragen. Meist ohne erläuternde PN. Nehme ich die Anfrage an, kommt kurze Zeit später dann auch schon die Einladung, die Autorenseite des- oder derjenigen zu liken (und später oft auch noch die Seite für einzelne Bücher der Autoren, obwohl ich weder die Bücher noch die Autoren kenne).
Es ist mir auch schon passiert, dass einige Wochen später per PN eine Nachfrage kam, warum ich die Seite immer noch nicht geliket hätte. Zudem hatte ich schon PNs im Postfach mit der Frage, wie mir denn jetzt die Bücher gefallen hätten.
Solche Likeaufforderungen, automatisiert oder per PN, oder die Abfrage der nun gelesenen Bücher, setzen mich jedes Mal ein bisschen unter Druck.
Ich frage mich, ob es auch anderen so geht wie mir. Oder ob es ein völlig akzeptables Verhalten von Indie- und Verlagsautoren ist, um die Gunst der Leser zu erringen. Und ob ich das – als Indie-Autorin – auch so machen sollte, um meine Leserschaft zu erweitern, weil es schließlich dazugehört.
Falls ihr Ähnliches erlebt: Wie empfindet ihr das? Ist euch die direkte Kontaktaufnahme durch Autoren unangenehm? Oder findet ihr es toll, dass so viel (virtuelle) Nähe durch die sozialen Medien möglich ist?
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Falls ihr Ähnliches erlebt: Wie empfindet ihr das? Ist euch die direkte Kontaktaufnahme durch Autoren unangenehm? Oder findet ihr es toll, dass so viel (virtuelle)
Nähe durch die sozialen Medien möglich ist?
Ich glaube da gibt es keine pauschale Antwort, @Klara Bellis . Wegen whatchareadin bekomme ich natürlich laufend Anfragen von Autoren. Die entdecken WR auf Facebook, liken die Seite. Umgekehrt laden sie mich dann ein ihre Autorenseite zu liken. Das ist naheliegend und auch gut so. Mache ich auch gerne. So funktioniert die Vernetzung in den sozialen Medien eben.
Umgekehrt mache ich das natürlich genauso.

Ich käme aber nie auf die Idee andere mit täglichen Einladungen für Drittseiten zu bombardieren. Das fände ich persönlich ein wenig übergriffig. Aber leider passiert das gar nicht so selten. Ich habe tatsächlich schon darüber nachgedacht, ob ich die besonders rührigen Einlader nicht wieder entfreunde.

Aber es gibt noch eine Sache, die ich eigenartig finde. Wenn ich zum Beispiel als Münchner unermüdlich und immer wieder zu Lesungen in Dresden oder bei Hannover eingeladen werde, weil ich einfach in den Verteiler mit 1000 Leuten geraten bin ;).
 
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Klara Bellis

Autor
23. März 2014
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@Helmut Pöll : Vielleicht kommen diese vielen Veranstaltungseinladungen durch irgendeine Automatisierung zustande. Ein Klick auf „alle Freunde“, ohne nachzudenken und abzuwägen, und schon kriegt jeder eine Einladung.
Als Whatchareadin bzw. Macher von Whatchareadin Freundschaftsanfragen etc. zu bekommen, finde ich nur logisch. Aber als Privatmensch? Ich – als Autorin – hätte nicht den Schneid, pausenlos Facebook nach wildfremden Leuten abzugrasen, mich mit denen anzufreunden und ihnen auch gleich noch den Seitenlike hinterherzureichen. Und wenn sie den dann annehmen, gleich noch den Like für die Seite des nächsten Buchprojekts ... Das fühlt sich für mich seltsam und aufdringlich an. Aber vermutlich ist es das ja gar nicht. Sondern nur Vernetzungsarbeit.
(Und was mache ich jetzt mit der „Wie findest du mein Buch“-PN? Oh ha! :D)
 
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Helmut Pöll

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Das fühlt sich für mich seltsam und aufdringlich an. Aber vermutlich ist es das ja gar nicht. Sondern nur Vernetzungsarbeit.
(Und was mache ich jetzt mit der „Wie findest du mein Buch“-PN? Oh ha! :D)
Ich glaube aus dieser Ecke kommt man nur, wenn man auch offen kommuiziert, wie es einem damit geht: PN-> sorry ist nicht mein Genre. @Klara Bellis .
 

Klara Bellis

Autor
23. März 2014
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Durch die Vernetzung im Web 2.0 ist man einfach greifbarer geworden. Als Autor und auch als Leser. Wenn ich mir Stephen King von vor 20 Jahren vorstelle, wie er Briefe an seine Leser schreibt: „Und? Wie fandest du’s?“ ;)
 
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Klara Bellis

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23. März 2014
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@Helmut Pöll : Du hast recht. Eigentlich ist irre toll, dass man derzeit als Leser so leicht mit seinem Lieblingsautor ins virtuelle Gespräch kommen kann bzw. als Autor so leicht seine Leser erreichen kann. :)
Trotzdem ist mir manches einfach – manchmal – zu nah. Auf meine PN an den freundlich nachfragenden Autor erhielt ich z.B. umgehend die Antwort, doch bei ihm eines seiner Bücher käuflich zu erwerben.
Vielleicht ist genau das eine gute Art des Marketings. Mich befremdet es dennoch etwas. Aber vermutlich nur, weil ich jemand bin, der niemals auf die Idee kommen würde, fremde Menschen per PN auf freundliche und ganz persönliche Art dazu anzuregen, meine Bücher zu kaufen. :reader1 Oder meine Seite zu liken etc. Ich finde es toll, wenn es die Leute freiwillig machen, weil sie meine Texte mögen. Aber mit der Nase mag ich sie nicht draufstoßen müssen. Das ist aber nur mein ganz persönliches Empfinden von „zu nah“.
 
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20. Mai 2014
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Damit bist du bestimmt nicht allein, @Klara Bellis. Ich bin auch etwas befremdet bei solchen Anfragen und antworte meist nicht darauf, es sei denn die Seite gefällt mir tatsächlich gut. Ich gehöre aber auch nicht zu den Leuten, die bei neuen "Freundschaften" eine Direktnachricht oder einen Nachricht in die Chronik posten, wenn ich die Leute nicht kenne. Mir geht es ja erst Mal um das gegenseitige Beschnuppern.
 
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InFo

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Glücklicherweise kenne ich diese Praktiken nicht und bin auch froh darüber. Offensichtlich verwechseln einige Autoren Facebook mit einem Online-Shop, dann haben sie aber den Sinn der Seite nicht verstanden. Da ist es nämlich effizienter eine Anzeige bei Facebook zu schalten.
Bei Anfragen mit dem Zweck des Informationsaustauschs hätte ich nichts einzuwenden. Würde mich jemand direkt zum Kauf auffordern oder nach eine Bewertung fragen, würde ich dem ziemlich deutlich eine Abfuhr erteilen und die Verlinkung löschen. Es geht doch darum mit interessanten Inhalten Neugierde zu wecken, die Fans zur Interaktion zu bewegen und dadurch gestreut zu werden. DAS ist Marketing und nicht der plumpe Veruch "Wolle Rose kaufen?"
 

Sonja Rüther

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Die Grenze zwischen freundlicher und aufdringlicher Werbung ist sehr schmal. Grundsätzlich kann man den Link teilen. Wenn man vernetzt ist, stößt es entweder auf Interesse oder eben nicht. Das ganze noch mühsam per PN in die Postfächer zu tragen, halte ich für aufdringlich. Ich ignoriere es in der Regel und nehme es niemandem übel. Läuft unter dem Motto: "Versuchen kann man es ja." und "Der Markt ist schwierig".
Bei Nachfragen oder noch mehr Aufdringlichkeit, entfreunde ich jemanden auch, wenn nicht aufgehört wird. Das ist wie auf einer Party, wenn jemand rücksichtslos nur über das Versicherungspaket redet, das er an den Mann bringen will. Irgendwann holt man sich einen Drink und kommt nicht wieder ;-)
 

Klara Bellis

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@InFo : An dieses „Wolle Rose ...“ musste ich auch denken. ;) Für mich ist diese Art des lesernahen Marketings keine Option. Da wäre ich eh viel zu „schüchtern“ dafür. :D
@Sonja Rüther : Wenn so etwas gehäuft auftritt, dann ist das mit dem Entfreunden sicher das Mittel der Wahl.
Was mir mit schöner Regelmäßigkeit auffällt, ist das „Freunde sammeln“ zum Zweck des Hinterherschiebens des Likeaufrufs für die Autorenseite. Wobei das ja dann jedes Mal andere Autoren sind. Als ob es schon fast zum guten Ton gehören würde, das als Marketingmaßnahme einzusetzen. Wobei es aber auch sein kann, dass ich, als Indie-Autorin, nur deshalb gehäuft solche Anfragen bekomme, weil ich in irgendwelchen Gruppen auftauche und dort als Schreiberin wahrgenommen werde. Ich weiß nicht, ob Autoren solche Anfragen völlig wahllos an irgendwelche nie gesehenen Leute schicken oder ob durch die Aktivitäten in Gruppen doch irgendwo auch eine Art konkreter Grund für die Kontaktaufnahme via Freundschaftsanfrage besteht.
 
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Klara Bellis

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@Sonja Rüther : Vielleicht nehmen sie mich auch als Leserin – und dadurch potentielle Kundin – wahr, da ich auch in einigen Lesergruppen aktiv bin.
Dass man nur noch selten zum Lesen kommt, ist wirklich schade. Zumal es fürs Schreiben so wichtig ist, viel zu lesen. (Zur Zeit habe ich nur noch weißes Rauschen im Kopf, wenn ich denn mal zum Lesen komme.)
 

InFo

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@InFo : An dieses „Wolle Rose ...“ musste ich auch denken. ;) Für mich ist diese Art des lesernahen Marketings keine Option. Da wäre ich eh viel zu „schüchtern“ dafür. :D

Da fällt mir eines ein: "Es gibt nur einen Chance für einen guten ersten Eindruck". Und das versuche ich durchzuziehen, egal ob direkt mit dem Leser verlinkt oder anonym. Denn genau so wird man dann auch meine Bücher betrachten. Hoffe ich :D
 
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R. Bote

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Das Verhalten, wie Du es im Eingangspost beschreibst, Klara Bellis, empfinde ich schon als aufdringlich. Klar muss man als Autor sehen, wo man bleibt, und seine Bücher irgendwie bekannt machen, aber abgesehen davon, dass andere Autoren als Multiplikatoren denkbar ungeeignet sein dürften, bin ich absolut kein Freund von Werbung, die sich persönlicher Kontaktadressen bedient und den Adressaten nötigt, sich mit ihr zu befassen, und sei es, indem er sie löscht. Eine Buchvorstellung im Forum kann ich ignorieren, eine Werbung in der Zeitung überblättern, an einem Plakat vorbeigehen, ohne mich persönlich betroffen zu fühlen. Bei Mailwerbung oder PN dringt der Werber dagegen in meinem persönlichen Bereich ein, und für den behalte ich mir jegliche Entscheidungshoheit vor.
 

Helmut Pöll

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Klar muss man als Autor sehen, wo man bleibt, und seine Bücher irgendwie bekannt machen, aber abgesehen davon, dass andere Autoren als Multiplikatoren denkbar ungeeignet sein dürften, ..Bei Mailwerbung oder PN dringt der Werber dagegen in meinem persönlichen Bereich ein, und für den behalte ich mir jegliche Entscheidungshoheit vor.
Da stimme ich Dir völlig zu, @R. Bote . Interessant finde ich, dass man sich bei solchen Diskussionen immer wieder irgendwo im Kreis dreht. Vielleicht irre ich mich auch, aber das, was Du da andeutest, wird meiner Beobachtung nach zum Beispiel bei #Facebook auf die Spitze getrieben. Und zwar in "Leseforen", in denen die letzten 50 Posts alle von Autoren sind, die einem mit warmen Worten ihr letztes Werk ans Herz legen.

Irgendwie verstehe ich das, irgendwie finde ich es seltsam, als Mitgleid solcher Gruppen nervt es mich, weil ich ja lesen wollte, irgendwie bringt es auch niemandem etwas.

Wir haben vor einiger zeit hier eine interessante Diskussion geführt, wie Leser neue Bücher entdecken. Es gibt eine Studie dazu.

http://whatchareadin.de/community/threads/wie-leser-neue-buecher-finden.5820/

Empfehlungen von Freunden und Rezensionen stehen dabei ganz oben. Die Selbstvorstellung eines Autors taucht darin als interessant für Leser nicht auf. Vielleicht solltest Du einfach diesen Link zurück schicken, @Klara Bellis
 

Klara Bellis

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23. März 2014
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@Helmut Pöll : Danke für den Link. Ich fürchte, der Autor in diesem konkreten Beispiel hat es nicht nötig, zu lernen, wie er neue Leser finden kann. ;) Er scheint recht erfolgreich zu sein (Verlagsautor, mehrere tausend Fans bei Facebook, beeindruckend viele gute Rezensionen bei A...) Er macht das schon ganz richtig, so wie er es macht. (Aber ich selbst lese mir die verlinkten Kommentare lieber gründlich durch :D.)
Ich dagegen mag es nicht so machen und mich befremdet es, wenn andere es auf diese Weise machen, denn letztlich finde auch ich neue Autoren und neue Bücher hauptsächlich durch Empfehlungen von Freunden oder durch Zufall. Ich würde mich unter Druck gesetzt fühlen, ein Buch zu lesen, was mir vom Autor oder der Autorin ungefragt persönlich zum Kauf anempfohlen wird. Ich könnte es nicht vorurteilsfrei lesen und genießen. Ähnlich geht es mir mit dem „Freundefischen“ bei Facebook, nur um einen Like für die jeweilige Autorenseite zu erschleichen.
Ich hatte neulich dazu in meinem Blog was geschrieben, als es mal wieder besonders „schlimm“ (im Sinne von häufig) war. http://klarabellis.de/fettnaepfchentreter-und-ueberflieger/
Ich will auch niemandem meine Meinung aufdrücken oder belehren oder sonst etwas. Jeder macht es eben so, wie er es für richtig empfindet. Vielleicht bin ich auch einfach nur so eine Mimose. ;) Obwohl es andere anscheinend ganz ähnlich empfinden, wenn ich die Kommentare hier lese.