Ein biografischer Roman ist auch immer ein Stück Zeitgeschichte, welches sich dem Leser durch die persönliche Sichtweise und Umstände eröffnet.
Die " Ich Erzählung" in diesem Roman schafft eine besondere Symbiose von Vater und Sohn.
Der Sohn, der die Aufzeichnungen seines Vaters in seinen eigenen Worten zu einem wirklich gut zu lesenden Roman verarbeitet.
Stilistisch und sprachlich gut ausgearbeitet.
Das harte Leben der " normalen" Bevölkerung auf dem Land, aber auch die damit einhergehende Freiheit der Gedanken beschreibt der Autor liebevoll und doch ohne zu beschönigen.
Der Fluss, der durch das Dorf fliesst, ist der Fluss des Lebens, er gibt den Rhythmus des Lebens vor.
Von und mit ihm lebt das Dorf und die damit einhergehende Abhängigkeit prägte damals die Lebensstruktur.
Immer wieder versteht es der Autor den Kontrast zwischen unserer abstrakten, medialen Welt und der klaren Regeln unterworfenen " alten Welt" aufzuzeigen.
Seine genauen Naturkenntnisse und die Beschreibung des einfachen Lebens wirken poetisch und sehr eindringlich.
Der Hauptprotagonist, der Vater, hat besondere Talente und nutzt diese, um aus der dörflichen Enge zu entkommen und arbeitet sich mit schwäbischer Gründlichkeit nach oben.
Es hätte so schön bleiben können, wäre da nicht die Politik gewesen.
Die Anfänge der Nazizeit, das umwälzen aller bis dato geltenden Sitten und Gebräuche führt zu einer totalen Verwandlung einer ganzen Generation.
Sehr authentisch beschreibt Bühler diesen erstaunlich schnell voranschreitenden Prozess der Umentwicklung.
Selbst ohne daran teilhaben zu wollen, musste sich sein Vater den neuen Gegebenheiten unterordnen.
Innerlich sich selbst bleibend, musste er sich anpassen, um zu überleben!
Deutlich wird, wie es den Nazis gelingt, die kirchlichen Regeln und Gebräuche ganz nach Art der alten Könige und Kaiser für ihre neue Weltordnung umzuformen und zu benutzen.
Geschickt werden neue Machtverhältnisse geschaffen, die sich in einem an Regeln gewohntem Volk schnell umsetzen lassen.
Ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte, endlich ehrlich und auch schonungslos berichtet.
So viele Antworten, wie es dazu kam, das ein ganzes Volk seine Identität verlor und zum Inbegriff des Bösen wurde.
" Was im Dorf zerstört werden konnte, wurde zerstört, was in der Familien ausgehöhlt werden konnte, wurde ausgehöhlt und auch die Natur nicht verschont........Unsere Naturverbundenheit, unsere Verschmelzung mit Bäumen und Pflanzen, Erde und Wasser wurde empfindlich gestört."
Mit der Reichskristallnacht endet Band 1 der Triologie eines wirklichen Lebens.
- Gerne werde ich die Fortsetzung lesen.