Rezension Rezension (5/5*) zu Evil Intentions (Fateful Future 3) von Nadine Erdmann.

parden

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13. April 2014
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49
Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Evil Intentions (Fateful Future 3) von Nadine Erdmann
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Eine gelungene Fortsetzung der Reihe...


Dies ist bereits der dritte Teil der Fateful Future Reihe, und damit leider schon der vorletzte. Nachdem die Freunde im zweiten Band sehr turbulente Sommerferien erlebt haben, meistern sie in dieser Folge den Alltag wieder: Schule, Freunde und Familie - und die Entwicklung neuer Fantasy-Cyber-Games, für das Jahr 2038 Normalität. Die Episode beginnt auch mit der Schilderung dieses Alltags, wodurch man rasch wieder einen Zugang zu den Charakteren erfährt, die einem mittlerweile schon richtig vertraut erscheinen.

Jamie und Jemma sind Zwillinge und leben zusammen mit ihrem alleinerziehenden Vater und einem Hausroboter in London. Die Mutter ist vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und Jamie wurde bei diesem Unfall schwer verletzt. Lange Zeit war er deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen, meistert die Schule nun aber auf Krücken. Jamie ist ein eher ungeduldiger Charakter, der sich nur schwer mit seiner Behinderung abfindet und häufig sieht, was er eben noch nicht kann. Mit seiner Schwester ist er sehr eng verbunden, und durch sie und seinen Freund Zack gelangt er immer wieder zu einer positiveren Einstellung. Jemma versucht häufig, die Starke zu sein. Dabei ist sie künstlerisch veranlagt und malt ausrucksvolle Bilder, wodurch sie ihre Gedanken und Gefühle ordnen kann. In brenzligen Situationen ist sie es, der oft der rettende Einfall kommt.

Zack ist der beste Freund von Jamie und Jemma und wohnt seit einigen Jahren vorwiegend gemeinsam mit diesen in deren Haus. Seine Eltern leben die meiste Zeit des Jahres in New York und kommen nur noch zu Stippvisiten nach London. In dieser Folge lernt der Leser sie erstmals kennen - und leidet mit Zack mit. "Ich glaube, ich bin für sie wie ein Fernsehsendung (...) Irgendwas, das vage ihr Interesse weckt, weil es ihnen eine Welt zeigt, von der sie zwar schon mal gehört haben, in der sie aber niemals leben könnten.", so Zack über das Verhältnis seiner Eltern zu ihm. Ein Glück für Zack, dass er zum Ausgleich Jamies und Jemmas Familie hat. Nach dem schweren Autounfall hat Zack zudem gemerkt, dass er mehr für Jamie empfindet, und seither führen die beiden eine erfüllte Beziehung.

Ned und Will Dunnington sind die Söhne eines erfolgreichen Unternehmers, dem es u.a. gelungen ist, die sog. Bioroboter zu entwickeln. Im ersten Band der Reihe sind die Brüder den drei Freunden begegnet, und was eher kritisch begann, entwickelte sich schließlich zu einer engen Freundschaft. Will und Jemma haben sich sogar ineinander verliebt, und Ned hat nach einer harten Zeit durch die Freunde wieder zurück ins Leben gefunden.

Charlie schließlich ist die sechste im Bunde. Als Jemmas beste Freundin tauchte sie in den vorherigen Bänden eher kurz auf, hier spielt sie nun eine größere Rolle. Immer optimistisch, meistens gut gelaunt und sehr quirlig geht sie durchs Leben und steckt andere mit ihrer positiven Einstellung an. Ned ist völlig fasziniert von ihr, und auch Charlie beginnt sich für den neuen Jungen an ihrer Schule zu interessieren...

Die Charaktere gewinnen mit jedem Band an Tiefgang und werden nicht nur sympathisch dargestellt, sondern facettenreich und mit authentischen Gefühlen, Reaktionen, Zweifeln. Gerade der Umgang miteinander ist stets überaus glaubhaft und nachvollziehbar und nichts davon wirkt aufgesetzt oder fadenscheinig. Die Darstellung der Charaktere ist einer der Gründe, weshalb ich diese Reihe so mag.

Doch natürlich ist auch die Handlung selbst, die mich auch in dieser Folge wieder an das Buch gefesselt hat. Geiselnahme, Erpressung, Vergewaltigung - Themen, die für ein Jugendbuch nicht alltäglich sind. Die sechs Freunde geraten in eine Situation, die wieder mehr als brenzlig ist und aus der es kaum ein Entkommen gibt, das bei ihnen keine Spuren hinterlässt. Verbunden mit einer Bandbreite an weiteren Themen wie Homosexualität, Behinderung, die Möglichkeiten der Technik und ihre Grenzen sowie ethische Fragestellungen ist dies ein Mix, der neben aller Unterhaltung auch ausreichend Stoff zum Nachdenken liefert. Die Cyberwelt spielt diesmal keine so dominante Rolle, doch mindert dies die Spannung und den Unterhaltungswert in keiner Weise.

Nadine Erdmann gelingt es einmal mehr bravourös, dem Leser die verschiedenen Situationen plastisch vor Augen zu führen. Eine bildhafte Darstellung, verbunden mit einem wirklich gefälligen, flüssigen Schreibstil verschafft dem Leser pausenloses Kopfkino. Der Wechsel von ernsten Themen bis hin zu ethischen Fragestellungen, aufregenden Abenteuern und gefühlvollen Szenen ist hier wieder sehr schön gelungen. Besonders gefallen haben mir dabei häufig die Dialoge, die von schlagfertig, böszungig, humorvoll, tief bis berührend alle Facetten aufweisen.

Insgesamt eine gelungene Fortsetzung der Reihe, die wieder überzeugen konnte! Ein Buch, das jugendlichen Thrillerfans empfohlen sei, die eine gute Mischung aus Spannung, Themenvielfalt und interessanter Geschichte zu schätzen wissen...

Immerhin erwartet uns noch ein vierter und letzter Teil. Diesen erwarte ich als ausgewiesener Fan der Reihe mit einem lachenden und einem weinenden Auge...


© Parden


 
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