Rezension (5/5*) zu Das Mißverständnis: Roman von Irène Némirovsky.

Tiram

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4. November 2014
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Dies ist das erste Buch von

Dies ist das erste Buch von Irène Némirovsky. Jahrzehntelang wurde es nicht als Buch gedruckt, nur in einer Zeitschrift veröffentlicht. Dabei war hier schon ihr großes Talent erkennbar.

Ives hatte als Sohn reicher Eltern eine glückliche Kindheit. Die Eltern bemühten sich, ihm früh einen Sinn für Schönheit und Philosophie einzupflanzen. Er lernte, schöne Dinge zu lieben Geld auszugeben, reiten, fechten, sich gut zu kleiden. Sein Vater lehrte ihm diskret den Umgang mit Frauen.
Mit achtzehn war Ives Waise und er ging auf Reisen. Und dann, mitten in sein schönes Leben, brach der Erste Weltkrieg hinein. Erste Begeisterung, dann Kälte, Hunger, Schützengräben, Dreck, Müdigkeit, Resignation, der Tod als ständiger Begleiter. Die Erinnerung daran ließ ihn nach dem Krieg nicht los. Dreimal verwundet und ausgezeichnet mit dem Kriegskreuz, kehrte er nach Paris zurück.
Ein bisschen Geld blieb ihm, es reichte für Zigaretten und Taxifahrten. Er hatte Glück und fand eine Stelle in einer großen internationalen Presseagentur. Er lebte genügsam, um sich das Geld zu ersparen für einen Sommerurlaub in dem Seebad, das er schon als Kind liebte.
Dort begenet er Denise, die verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Als ihr Mann für einige Zeit den Urlaubsort verlässt, kommen sich die beiden näher. Denise liebt Ives, aber von ihm wartet sie vergeblich auf die bestimmten drei Worte.
Merklich kühler wird das Verhältnis, als sie wieder in Paris sind. Ives muss jeden Tag ins Büro, Geld verdienen. Denise hat den ganzen Tag Zeit und Muße und kann über sich, Ives und ihr Verhältnis nachdenken. Er wird zu ihrem Lebensinhalt, sie wartet nur noch auf seinen Anruf.
Kann dieses Verhältnis von Dauer sein? Hätte die bisher verwöhnte Denise die Stärke, sich von ihrem Mann zu trennen, um an der Seite eines "armen" Mannes zu leben? Das lest selbst...

von: Swetlana Alexijewitsch
von: Wolfgang Herrndorf
von: Sylvia Kling