Rezension Rezension (5/5*) zu Das Lied der Störche: Roman von Ulrike Renk.

Xanaka

Aktives Mitglied
12. Juli 2015
894
737
44
Berlin
Ein geschichtlicher Ausflug nach Ostpreußen

Als Frederike mit 11 Jahren auf das Gut ihres zweiten Stiefvaters kommt, fängt für sie ein neues Leben an. Gemeinsam mit ihrer Mutter und den beiden Halbgeschwistern siedeln sie von Potsdam nach Ostpreußen aufs Land. Für Frederike fängt damit ein völlig neues Leben an, aber schnell findet sie sich in die Gegebenheiten ein und findet Gefallen am Landleben. Ein eigener Hund, ein eigenes Pony erleichtern dieses Einleben schnell. Auch die Familie entwickelt sich weiter und so werden weitere Geschwister geboren.

Friederike wird irgendwann klar, dass sie zwar eine Familie hat, aber trotzdem nicht so richtig dazu gehört. Um ihr weiteres Leben abzusichern, muss sie einen vermögenden Mann finden, denn ein eigenes Erbe hat sie nicht zu erwarten. Ein Kandidat wäre Ax von Stieglitz. Aber der ist viel älter als sie und ob er sie überhaupt als Frau wahrnimmt?

Besonders gut hat mir die Protagonistin Friederike gefallen. Sie übernimmt schon früh die Verantwortung für jüngere Geschwister und doch ist ihre Welt nicht so in Ordnung, wie es scheint. Die Autorin hat das Leben Freddys sehr einfühlsam erzählt, auch an ihren Gedanken, Ängsten und Sorgen lies sie uns teilhaben. Und es ist nicht nur das Teilhaben, während des Lesens entsteht auch der Wunsch, dass für Freddy alles gut ausgehen wird. Lest selbst, wie alles sich entwickelt.

Ulrike Renk hat mit ihrem Buch „Das Lied der Störche“ einen emotionalen und atmosphärisch dichten Roman vorgelegt. Von der ersten Seite an entwickelt die Geschichte einen derartigen Sog, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. So darf man als unsichtbarer Beobachter im Hier und Jetzt zusammen mit Frederike die Ereignisse in der Familie miterleben. Gleichzeitig ist es eine Zeitreise in das vergangene Jahrhundert. Ostpreußen in den zwanziger Jahren, da war die Welt noch in Ordnung. Die Beschreibung des Landlebens zur damaligen Zeit, die Sommergäste, die jedes Jahr erscheinen, diese vielen Menschen, die auf so einem Landgut lebten. Man erfährt während des Lesens soviele Einzelheiten über das damalige Leben, die ich zum Teil so gar nicht gewusst oder wahrgenommen hatte.

Von mir gibt es für dieses Buch verdiente 5 Lesesterne und eine unbedingte Leseempfehlung an alle.