Rezension Rezension (4/5*) zu Sein blutiges Projekt: Der Fall Roderick Macrae von Graeme Macrae Burnet.

Amena25

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23. Oktober 2016
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Buchinformationen und Rezensionen zu Sein blutiges Projekt: Der Fall Roderick Macrae von Graeme Macrae Burnet
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Der einzige Ausweg

Der grausige Titel des Buches sollte nicht von der Lektüre abschrecken. Allerdings darf man auch nicht unbedingt einen Thriller erwarten, sondern eher die kriminalpsychologische Aufarbeitung eines Dreifachmordes.

Schottland im August 1869: Der siebzehnjährige Roderick Macrae ermordet im abgelegenen und verschlafenen Bauerndorf Culduie seinen Nachbarn, den tyrannischen Constable Lachlan Mackenzie, dessen fünfzehnjährige Tochter und den dreijährigen Sohn. Nach diesem grausamen Blutbad lässt Roderick sich widerstandslos verhaften, leugnet die Tat nicht, zeigt aber auch keine Reue. Welche Gründe und Ursachen haben zu dieser schrecklichen Tat geführt? Im Gefängnis beginnt Roddy auf Anraten seines Anwalts Mr. Sinclair, der Roderick wohlgesonnen ist, sein Leben niederzuschreiben. Dabei bemerkt man als Leser die Intelligenz und große Sprachgewandtheit des 17-Jährigen. Wie passen diese Begabungen zu dem Sohn eines armen Bauern, der für ein paar Jahre die dörfliche Schule besucht hat und ansonsten nur auf den Feldern des gepachteten Landes geschuftet hat, um die Familie mitzuernähren?
Graeme Macrae Burnet lässt in der ersten Hälfte des Romans hauptsächlich Roderick selbst zu Wort kommen, sodass man als Leser großes Mitleid für ihn und seine Familie empfindet. Seine Schilderungen werden durch Zeugenaussagen von Nachbarn, Dorfbewohnern, dem Pfarrer und dem Schulmeister ergänzt. So wird nach und nach deutlich, warum Roderick in der Ermordung des Constables Lachlan Mackenzie den einzig möglichen Ausweg sieht.
Im zweiten Teil werden psychologische Gutachten, Aufzeichnungen aus Gerichtsprotokollen und Zeitungsberichte über Rodericks Prozess mit fiktiven Passagen verknüpft. Interessant, aber auch schockierend sind dabei die Erkenntnisse der Kriminalpsychologen, die z.B. einen Verbrecher an seinen körperlichen Merkmalen nachweisen wollen.
Ein interessantes und lesenswertes Buch, düster und spannend, aber in meinen Augen kein Thriller.