Rezension Rezension (4/5*) zu Quantum Suicide von David Schwertgen.

Dr. Etzenkirchen

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16. Oktober 2015
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Tübingen
Buchinformationen und Rezensionen zu Quantum Suicide von David Schwertgen
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Ungewöhnliche Science-Fiction

Quantum Suicide ist einer der bemerkenswerten Romane den ich dieses Jahr gelesen habe. Obwohl die kurze Erzählung mit Mitteln der Science-Fiction arbeitet (Plot in der (nahen) Zukunft, Conceptual Breakthrough durch eine neuartige Technologie), könnte das Buch der handelsüblichen SF doch nicht ferner stehen. David Schwertgen konstruiert eher eine literarische Mischung aus stream of consciousness und erzählerischer Dekonstruktion. Er zerlegt seine Geschichte nicht nur formal, indem er sie nichtlinear erzählt, sondern auch inhaltlich, indem er sie auf immer neuen Realitätsebenen variiert und sich Motiven aus Kunst, Sitcom, psychoanalytischem Gesprächsprotokoll und TV-Shows bedient. Die Auflösung des Romans ist – gewissermaßen holographisch – mitten im Plot versteckt, blitzt an zwei oder drei Stellen in der Erzählung auf, und ist dann auch schon wieder vorbei.

Ein clever konstruierter, thematisch fokussierter Roman, bei dem Sprache und Inhalt Hand in Hand gehen und Erzählstil und Struktur die Plotelemente unterstreichen.

Minuspunkt:
Der nichtlineare Erzählstil, verbunden mit schnellen Szenenwechseln und der Doppelexistenz einiger Figuren, ist sicherlich nicht für jede(n) LeserIn geeignet. Das Mosaik von Quantum Suicide setzt sich langsam zusammen, eher elliptisch verkürzt offenbart sich die Geschichte. Außerdem verlangt der komplexe Satzbau dem Leser ein hohes Maß an Konzentration und Hintergrundwissen ab ... Mir hat's gefallen und ich freue mich auf weitere intelligente Bücher des Autors.