Rex Stout war einer der erfolgreichsten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Seine literarische Schöpfung, der Privatdetektiv Nero Wolfe, zählt bis heute zu den berühmtesten Figuren des Genres. Zusammen mit seinem Assistenten Archie Goodwin hat der Ermittler mit einer Passion für Orchideenzucht und Gourmetküche weltweit Millionen Leser in den Bann gezogen. Die Neuübersetzung der Krimireihe bietet nun dem deutschen Leser erstmals die Möglichkeit, die Kriminalromane in ihrer vollständigen literarischen Qualität zu entdecken.
Die reiche Exzentrikerin Rachel Bruner hat die Nase voll vom amerikanischen Geheimdienst. Sie kauft zehntausend Exemplare eines Enthüllungsbuchs und verschickt es landesweit. Klar, dass das Ärger gibt: Das FBI lässt sie auf Schritt und Tritt überwachen. In ihrer Not wendet sich die vornehme Dame an Nero Wolfe, den berühmtesten Privatermittler von New York. Doch wie soll der ihr helfen? Sein Gegenspieler ist immerhin kein Geringerer als J. Edgar Hoover. Ein Scheck über 100 000 Dollar überzeugt ihn, es zumindest zu versuchen. Da kommt ihm ein Mordfall an einem Journalisten sehr gelegen ...Kaufen
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Nero Wolfe alias William Conrad habe ich früher gern gesehen, diesen wohlbeleibten, orchideenliebenden Gourmet, der immer wieder die New Yorker Mordkommission düpierte, indem er Fälle auf seine unnachahmliche Weise deutlich schneller als diese löste. Nun wurde eines der Bücher dieser Reihe in einer neuen Übersetzung wieder herausgegeben und ich muss sagen, ja, auch das Lesen lohnt sich.
In diesem Fall erhält er von einer sehr vermögenden Klientin den Auftrag, ihre Überwachung durch das FBI zu beenden. Dass sich das FBI von einem Privatdetektiv sicherlich nicht vorschreiben lässt, wen es überwachen darf und wen nicht, ist sowohl Wolfes Klientin klar wie auch ihm selbst. Seine Zweifel, diesen praktisch unlösbaren Auftrag anzunehmen, verschwinden, als ihm ein 100.000 $ Scheck als Vorschuss übergeben wird, den er in jedem Fall nicht zurückzahlen muss und die Aussicht, ein Honorar zu bekommen, dass er selbst festlegen darf, wenn er Erfolg hat. Wolfe nimmt an und beginnt mit der Arbeit in diesem offenbar aussichtlosen Fall ...
Erzählt wird die Geschichte von Archie, dem Assistenten von Nero Wolfe, der für diesen die Aussenaufgaben übernimmt. Denn Wolfe ist bequem, er liebt gutes Essen und Trinken, seine Orchideen und das Lesen, während er sein Zuhause nur in seltenen Fällen verlässt. Ansonsten ist es aber wohl das typische Szenario der Krimis dieser Zeit, der 60er Jahre. Coole Männer, lässig eine Zigarette rauchend und schönen jungen Frauen hinterherblickend, die meist nur als schmückendes Beiwerk, Zeugin oder Klientin dienen. Dazu eine in gewisser Weise etwas umständliche Sprache, die mich jedoch immer wieder zum Grinsen brachte. "Als sie mich aus blauen Augen betrachtete, wies ich meine an, sämtliche Aspekte zu ignorieren, die für die anstehenden Aufgaben ohne Belang waren." Auch eventuelle Beleidigungen sind eher subtil, die ich stellenweise recht originell und amüsant finde: "Von der Grösse her war er eine Erdnuss, aber eine elegante." Überhaupt ist der gesamte Umgangsstil in diesem Privatdetektivmilieu ungewöhnlich gehoben: Es werden Bücher gelesen ;-) Diners serviert wie 'Täubchen à la Moscovite, Pilze Polonaise, Salade Béatrice und Soufflé Armenonville' und das wohl schlimmste Unmut ausdrückende Wort ist 'Pfui'. Der Fall selbst ist recht verworren, denn um das gewünschte Ziel zu erreichen, sind zahlreiche Umwege vonnöten, die sich erst nach und nach als zielführend erweisen. Wolfe löst diese Angelegenheit (wie auch eine Menge andere) durch reines Nachdenken, nachdem er durch seinen 'Aussendienstmitarbeiter' mit den entsprechenden Informationen versorgt wurde.
Es ist ein ruhiger, stellenweise amüsanter Krimi ohne Blutvergießen und große Action, der zudem auch Gewicht auf das Drumherum der handelnden Personen legt. Ob die Neuübersetzung nun schlechter oder besser gelungen ist, kann ich nicht beurteilen. Gehe ich jedoch vom früheren Titel aus "Per Adresse Mörder X", ist der neue auf jeden Fall deutlich gelungener (im Original: "The Doorbell Rang"). Auch wenn es ein typischer Krimi seiner Zeit ist: Das Thema ist hochaktuell. Darf der Staat um der Sicherheit willen einfach Alles? Jede/n zu jeder Zeit und überall überwachen und abhören? Manche Probleme scheinen sich nie zu ändern...
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