Rezension Rezension (4/5*) zu Eine Spur aus Frost und Blut: Horror-Story von Sonja Rüther.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
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Märchen sind grausam...

ine schwarze Winternachtgeschichte: Die Nacht ist bitterkalt, und doch fällt keine einzige Schneeflocke vom Himmel. Eine alte Frau betritt mit leisem Schritt die Welt der Menschen. Sie ist gekommen, um eine neue Dienerin zu finden – das ist ihr Recht seit Anbeginn der Zeit. Doch mit einem hat die Alte nicht gerechnet: dass sie erwartet wird. Von den einst unschuldigen Mädchen, die sie in ihr Reich holte und nach einem Winter der Sklaverei zur Unsterblichkeit verdammte. Sie alle flüstern den Namen ihrer Peinigerin wie einen Fluch: Frau Holle. Und sie werden nicht ruhen, bevor sie Rache genommen haben … Eiskalt, böse, faszinierend: Sonja Rüther erzählt, was die Gebrüder Grimm nicht aufzuschreiben wagten.

'Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute'. So endet doch wohl jedes Märchen, das wir aus unserer Kindheit kennen. Wie ernst gemeint das ist, zeigt uns Sonja Rüther in dieser originellen, wenn auch leider nur recht kurzen Geschichte. Was geschieht eigentlich, nachdem der Vorhang längst gefallen ist? Hier bekommt man eine Vorstellung davon - und Albträume gleich dazu...


Über dem starren Teich lag eine unheilvolle Atmosphäre, er knackte, als würde er jeden Moment explodieren, sollte die Kälte noch tiefer dringen und sich kein beruhigender Schnee auf den Spiegel legen. 'Meinetwegen kannst du die Bewohner dieser Stadt mit Splittern spicken.'


Frau Holle als gebrechliche, alte Frau, die die Hilfe von jungen Mädchen benötigt, um es auf der Erde schneien zu lassen. So weit so gut. Ist sie aber wirkich die nette Alte, die den Mädchen stets wohlgesonnen ist, die sich in ihr Reich verirren - es sei denn, sie entpuppen sich als Nieten? Von wegen. Gut geblufft, würde ich sagen. Verbittert, menschenverachtend, egoistisch, das würde es wohl eher treffen. Das wahre Gesicht dieser Märchenfigur wird hier präsentiert, und so manch dunkles Geheimnis offenbart sich hier. Was geschah eigentlich mit Goldmarie und Pechmarie, nachdem sie aus Frau Holles Reich zurückgekehrt waren? Sind dies die einzigen Kinder, die jemals in den geheimnisvollen Brunnen fielen?

Sonja Rüther lebt hier ihre Fantasie voll aus und präsentiert ein gruseliges, spannendes und gleichzeitig amüsantes Vorweihnachtshorrormärchen, das eindeutig demonstriert: Märchen sind grausam. Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt, und kann als einziges Manko nur anmerken: viel zu kurz! Ich hoffe jedenfalls auf 'Nachschub'!


© Parden

 
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