Rezension (4/5*) zu Billy the Beast von Jörg Menke-Peitzmeyer

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger: Roman von Jörg Menke-Peitzmeyer
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Billy-Bert

In seiner Kindheit war Bert eigentlich nicht so dick, wenn er sich die alten Fotos so anschaut, doch nun mit 16 hat er die 100 Kilo geknackt. Irgendwie futtert und futtert er, von seiner Mutter gefüttert, mit den Gerichten, die sie für ihre wechselnden Liebhaber kocht oder auch mit seinen Lieblings-Schokoriegeln, die er massenweise unter dem Bett deponiert. Seine Mitschüler nutzen jede Gelegenheit, ihn zu drangsalieren. Dann bietet sich Bert eine Gelegenheit, im Ganzkörperanzug als Maskottchen aufzutreten. Einmal darf er im Tigerkostüm zu der Berliner Eishockey-Mannschaft, den Ice-Tigers, wie passend. Und unerwartet schlägt seine Performance dort ein wie eine Bombe, im positiven Sinne natürlich.

Wie man sich vorstellen kann, genießt es Bert mal der Held zu sein. Hinzu kommt noch, dass der Anzug zum einem die Nahrungsaufnahme behindert und zum anderen die Schweißproduktion anregt, das heißt Bert nimmt ab. Und das, obwohl es in seiner Familie unter den Männern als unangebracht gilt, unter 100 Kilo zu wiegen. Selbst sein Opa, der bald 80 wird, ist noch ein stattlicher Mann und leitet ein Restaurant für westfälische Küche. Was aber, wenn man sich in seiner Haut einfach nicht mehr wohl fühlt, wenn einem die Hänseleien der sogenannten Klassenkameraden langsam auf den Keks gehen und wenn bei den Ice Tigers so bemerkenswerte Cheerleader herumlaufen, besonders eine.

Mit westfälisch-berliner Schnauze umschreibt der Autor Berts Kampf gegen die Pfunde, dem der Anzug dabei eher zufällig zur Hilfe kommt. Mal witzig, mal nachdenklich, mal forsch, mal kurz vor dem Aufgeben, die Jugend ist zwar die schönste, aber sicher nicht die einfachste Zeit. Man kann sich vorstellen wie Bert schwerfällig durch sein Leben tapst und sich nicht richtig wehren kann. Natürlich gefällt ihm nicht alles, aber irgendwie bekommt er immer wieder das Maul gestopft oder er stopft es sich selbst mit Süßigkeiten voll. Nur langsam kann er sich ein wenig freischwimmen. Es hat schon was, im Tigerkostüm das erste Mal mit Schlittschuhen aufs Eis zu steigen und nicht völlig unterzugehen. Humorvoll mit ein paar ernsten Tönen unterhält dieser Coming of Age Roman sehr gut.