Rezension Rezension (4/5*) zu An Impartial Witness: A Bess Crawford Mystery (Bess Crawford Mysteries) von Ch.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Frontschwester

Die Krankenschwester Bess Crawford begleitet einen Transport verletzter Soldaten von der Französischen Front zurück nach London. Besonders Respekt flößt ihr dabei ein durch Brandwunden schwer entstellter Offizier ein. Immer wieder hält er das Foto seiner Frau in der Hand und das scheint ihn aufrecht zu halten. Als Bess genau diese Frau nur wenig später an einem Bahnsteig sieht, wie sie sich verzweifelt mit einem Fremden unterhält, ist sie überrascht und schockiert. Doch die bösen Überraschungen nehmen so schnell kein Ende. Wenig später sie die Frau des Offiziers tot und auch ihr Mann verliert seinen Lebenswillen. Als Scotland Yard per Zeitung um Mithilfe bittet, erlangt Bess einen Fronturlaub, um ihre Zeugenaussage zu machen.

Dies ist der zweite Band der Schwester Bess Crawford Reihe, die während des ersten Weltkrieges angesiedelt ist. Von dieser Reihe ist bei einer groben Suche leider keine deutsche Übersetzung zu finden. Besser bekannt sind daher hier vielleicht die mehr nach dem großen Krieg angesiedelten Krimis um den traumatisierten Inspektor Rutledge. Bei Charles Todd handelt es sich um ein Mutter/Sohn Duo, das sich offensichtlich sehr für den ersten Weltkrieg und dessen Folgen für die Menschen, die ihn miterleben mussten und überleben durften. Bess Crawford ist ein gutes Beispiel für eine Überlebende. Aus einem guten Haus kommend hat sie mit ihren Eltern, der Vater war ein hoher Militär, bereits in Indien gelebt. Doch die neue Zeit hält auch in den guten Häusern Einzug, Bess will etwas zur Verteidigung ihres Landes beitragen und geht deshalb als Krankenschwester an die Front.

So wie sie in diesem Band zufällig dieses Treffen beobachtet und darauf bei der Polizei vorstellig wird, gerät sie in die Ermittlung. Teilweise hat sie aufgrund ihres Standes leichteren Zugang zu den Verwandten und Bekannten der Opfer, teilweise ist es auch ihre Neugier und ihr Streben, einen Mord nicht ungesühnt zu lassen. Bess Crawford macht sich daran diesen Fall zu lösen.

Wenn man als Leser an dieser schweren Kriegszeit interessiert ist, aber nicht so gerne Sachbücher liest, kann man sich anhand dieses Krimis neben einem verwickelten Fall auch die Grausamkeiten des Krieges vor Augen führen. Manchmal recht explizit und manchmal auch nur angedeutet, wenn nämlich nur in einem Nebensatz erwähnt wird, dass Bess ihren Eltern nichts von dem Beschuss durch einen deutschen Flieger erzählt. Wieder wird deutlich, dass Krieg eine Erfindung ist, die die Menschheit besser nicht gemacht hätte. Doch auch die Krimihandlung bietet einige Verwicklungen, die einen immer mit rätseln lassen. Zwar fragt man sich manchmal, wieso Bess sich so engagiert, aber großenteils genießt man einfach die gepflegte Sprache dieses amerikanischen Autorenduos und hat am Ende vielleicht wieder etwas gelernt.