Kapitel 5-8

anne_weiss

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Was mich die ganze Zeit erstaunt, ist das verwahrloste Haus. Trudy und Claude scheint es überhaupt nicht zu stören, durch den Schmutz zu waten.
Ich könnte mir vorstellen, dass das für McEwan eine Möglichkeit ist, dem klaren, geordneten Inneren der Mutter (aus der Perspektive des Babys) etwas Unordentliches, Chaotisches gegenüberzustellen. Ein Symbol dafür, was das Baby draußen erwartet, ein Zeichen für die Verkommenheit, Unordnung, Verwirrung der "äußeren Welt". Diese sifft durch den Alkohol, also durch Trudys Aufnahme der äußeren Welt langsam auch immer unkontrollierter in ihren Körper und damit die Welt des Fötus hinein (als sie die fünf Glas Wein trinkt und hackedicht ist..., das ist das erste Mal unkontrolliertes Trinken). Finde ich schriftstellerisch super gemacht - auch wenn es mir manchmal schwerfällt, die Beschreibungen anzunehmen, da der Fötus ja nicht sehen kann...
 

Querleserin

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So, jetzt habe ich einigermaßen aufgeholt und die ersten acht Kapitel gelesen. Ich sehe das mit der Erzählperspektive auch als eine Möglichkeit einen "allwissenden" Erzähler auf geschickte Art und Weise einzuführen, der über eine beachtliche Weltsicht verfügt. Andererseits ist er immer wieder auf Spekulationen angewiesen, was die Sache ja extrem spannend macht. Wie die veränderte Sicht auf John zeigt.
@anne_weiss und @Renie : Der Weinkonsum tut mir auch körperlich weh, andererseits kann der Erzähler sich als Weinkenner hervortun, ich frage mich, ob man über die Nabelschnur so viel vom Geschmack mitbekommt ;)
Nein im Ernst, da scheint sich etwas anzubahnen, der Wein wird noch seine Rolle spielen. Freue mich aufs Weiterlesen!
 
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Das finde ich so gut an dem Roman: Man wird ja ständig überrascht, was die Agenda der Handelnden angeht. Also zuerst erfährt man mal, dass der Liebhaber der Mutter der Bruder des Vaters ist. Dann, dass die Mutter schon auch einen Grund haben muss, ihn zu hassen, obwohl sie ihn eigentlich liebt. Und dass der Vater ein falsches Spiel spielt. Bin gespannt, was da noch kommt...
Hat noch einer von euch schon überlegt, ob das Kind überhaupt von John ist?
Er spricht ja immer von John als seinem Vater, aber tatsächlich habe ich auch schon darüber nachgedacht.
 

parden

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Stimmt, das ist mir noch gar nicht aufgefallen, @Anjuta . Manchmal fühle ich mich sogar an ein Theaterstück erinnert: "Pst! Die Verschwörer reden!" Das könnte auch bei Shakespeare stehen.
Na, Shakespeare passt aber doch auch. Ist das nicht auch alles ein Stück HAMLET? Trudy von Gertrude, Claude von Claudius... Hat der Claudius nicht auch den alten König Hamlet ermordet, seinen Bruder? Und an Prinz Hamlet ist es nun, seinen Vater zu rächen? Irgendsowas war das doch, oder?
 
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parden

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Ich kann mir nicht helfen, ich amüsiere mich prächtig. Herrlich albern finde ich das Ganze, einschließlich der unglaubwürdigen Erzählperspektive, und man sieht bildlich vor sich, welch ein Vergnügen der Autor beim Schreiben gehabt haben muss. Satire, Krimi, Shakespearsche Verwicklungen, von allem etwas.

Mit dem Alkoholkonsum, den Schmerztabletten usw. habe ich auch so meine Probleme, aber letztlich passt das zu dem verantwortungslosen Charakter der Trudy...
 
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parden

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Ich fühle mich auch inzwischen immer besser unterhalten von dem Roman. Die Spannungsbögen und Überraschungen führen dazu. und ist Euch aufgefallen: Fast jedes Kapitel beginnt mit einem Spannungsöffner, der den Leser hinüberzieht zum nächsten Kapitel.
Beispiele:
Von dem Ende von Kapitel 4 war schon die Rede: "Gift."
Kapitel6. "Dann geh hoch und lass sie rein."
Kapitel 7: "Ich will, dass er stirbt. Und zwar morgen."
Kapitel 10 (sorry, wenn ich hier etwas vorgreife): "Hoffentlich springt der verdammte Motor an."
Kapitel 11: Der nächste Schritt liegt nahe, doch geht sie ihn noch nicht.

So einfach geht es, den Leser gefangen zu halten. Und McEwan gelingt das mit Bravour.
Gutes Weiterlesen
Anjuta
Ja, das Ende eines Kapitels ist immer der Beginn des neuen Kapitels. Dieser kleine Schachzug gefällt mir auch, zumal es sich da immer um einen kleinen Cliffhanger handelt... :)
 

Renie

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Na, Shakespeare passt aber doch auch. Ist das nicht auch alles ein Stück HAMLET? Trudy von Gertrude, Claude von Claudius... Hat der Claudius nicht auch den alten König Hamlet ermordet, seinen Bruder? Und an Prinz Hamlet ist es nun, seinen Vater zu rächen? Irgendsowas war das doch, oder?
Du bist ein Fuchs @parden . Irgendwie habe ich mich immer an dem Namen "Claude" gestört. Jetzt weiß ich, warum.:)
 
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