In dem 4. Abschnitt erfährt man unheimlich viel über Geschichtliches, insbesondere dem Leben auf einer Burg. Hochinteressant! Das ist fast schon wie Geschichtsunterricht - nur besser (wenn ich da an den Geschichtsunterricht denke, dem ich ausgesetzt war
)! Der Aufbau einer Burg, insbesondere mit dem Frauenbereich, war mir so nicht bekannt. Fast schon erinnert mich der Frauenbereich an einen Harem, Ähnlichkeiten gibt es auf alle Fälle.
Mir gefällt auch, wie das Verhältnis zwischen Jaufré, Berta und ihren Untergebenen dargestellt wird. Das hat wenig mit "Herren und Dienerschaft" zu tun, wie man es vielleicht erwartet hätte. Der Umgang miteinander ist wie in einer großen Familie. Hier wird viel gelacht, aber auch gestritten und jeder fühlt sich für den anderen verantwortlich. Aber das ist schließlich auch der Anspruch von Jaufré. Es ist einfach toll, wie er versucht, der Verantwortung für seine "Familia" gerecht zu werden. Sein Bestreben ist, dass es allen gut geht, die zu Rocafort gehören.
Berta habe ich mir durch die bisherigen Andeutungen in dem Buch ganz anders vorgestellt. Ich dachte, sie wäre eine schüchterne Frau, die verbittert ihr Dasein auf Rocafort fristet, weil sie von ihrem Ehemann quasi sitzen gelassen wurde. Das ist wohl auch das Bild, das Jaufré von ihr hatte. Aber, welch' Überraschung! Berta ist eine taffe Frau, die die Burg und ihre Leute im Griff hat. Sie bietet Jaufré die Stirn und scheut sich auch nicht, ihm die Meinung zu geigen. Außerdem sieht sie noch gut aus. Ich bin gespannt, ob Jaufré und Berta sich am Ende wieder kriegen. Ich hoffe es zumindest!
Es gibt eine Sache, in diesem Leseabschnitt, der mich verblüfft hat: "Bei meinem Ableben wäre Raol mein Nachfolger in allen Dingen. Er erbt Land und Titel.
Aber solange er unverheiratet ist, hat sein Munt das Sagen." S. 567
Erstaunlich, dass man verheiratet sein muss, um als mündig anerkannt zu werden und sein Erbe antreten zu dürfen. Ich hätte gedacht, dass Frauen, damals als eher zweitrangig angesehen werden. Bertra ist für mich eine Ausnahme.