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Momo

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10. November 2014
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Heikos seelische Not kommt immer stärker zum Vorschein. Dieser innere Schmerz der Einsamkeit, als sich seine Freunde zu verändern beginnen, weil sie nicht mehr bereit sind, körperliche Kämpfe auszutragen, weil sie am Beispiel Kai erkannt haben, wohin diese Kämpfe führen können. Kai war nah dran, komplett sein Augenlicht zu verlieren. Kai liegt im Krankenhaus und teilt Heiko wiederholt mit, dass er rausgehen möchte aus der Gang und in Ruhe sein Medizinstudium fortsetzen möchte, im Ausland, ein Jahr lang in England studieren, um zur Ruhe zu kommen.
Verständlich aus Kais Sicht. Heiko aber würde am liebsten da weiter machen, wo sie mit den Kämpfen aufgehört haben. Mich hat die Szene dazu auf Seite 234 tief berührt, als Kai Heiko wiederholt seine Pläne darlegt, die Heiko einfach nicht wahrhaben will. Heiko fühlt sich allein gelassen, obwohl Kai seinem besten Freund den Vorschlag gemacht hat, mit nach England zu kommen. Heiko lehnt ab.

Heiko zu Kai: "Du hast deine Familie, dein Haus, deinen scheißweißen Gartenzaun. Ihr alle habt irgendwas, worauf ihr euch am Ende des Tages freuen könnt."

Hier hat mir Heiko sehr leid getan, habe förmlich seine innere Einsamkeit gespürt. Geht ja noch weiter im Text ...

Auf der Seite 253 wird Kai nun etwas ungeduldiger, als Heiko ihm erneut seine Rachepläne kundtut:

Kai:
>>Heiko, raff es mal! Ich hab genug. Das wars für mich.Und du solltest auch endlich im wahren Leben ankommen.<<

Aus Kais Sicht völlig verständlich, dass er keine Lust mehr auf die Kämpfe hat. Heiko fehlt diese Einsicht, weil er keinen anderen Ersatz finden kann ...

Auf der Seite 240 kämpft Manuela wieder damit, die Herkunftsfamilie zusammenzubringen. Der Vater liegt in der Klinik wegen eines Oberschenkelhalsbruchs, überredet Heiko, ihn im Krankenhaus zu besuchen ... Heiko gibt schließlich nach, besucht widerwillig zwar, aber er besucht den Vater und dort erfährt er von Manuela, dass sie mit der Mutter Kontakt aufgenommen habe, und sie mit ihrem neuen Partner einen Krankenbesuch tätigen möchte. Heiko und der Vater sind empört und lehnen den Besuch ab. Heiko verdünnisiert sich, verlässt ruckartig und wütend die Klinik.

Ich fand diese letzte Szene sehr merkwürdig, kann total verstehen, dass Heiko abhaut. Manuela kann es nicht lassen, will um jeden Preis den Familienfrieden wieder herstellen.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Heikos seelische Not kommt immer stärker zum Vorschein. Dieser innere Schmerz der Einsamkeit, als sich seine Freunde zu verändern beginnen, weil sie nicht mehr bereit sind, körperliche Kämpfe auszutragen, weil sie am Beispiel Kai erkannt haben, wohin diese Kämpfe führen können.
Für Heikos Freunde ist die Ersatzfamilie der Hools wichtig, aber nicht so elementar wie für ihn. Heiko hat sonst nichts, die anderen schon, entweder eine Beziehung, eine Familie oder eine berufliche Perspektive, etwas wofür es sich lohnt morgens aufzustehen und sich am Riemen zu reißen. Er ist zu desillusioniert. Ich habe auch nicht in Erinnerung, von Heiko je eine Aussage dahingehend gelesen zu haben, wie er sich seine Zukunft vorstellt, sagen wir wenn er 30 ist.
 

Helmut Pöll

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Manuela kann es nicht lassen, will um jeden Preis den Familienfrieden wieder herstellen.
Irgendwie ist die Schwester eine seltsame Figur. Einerseits hat sie den Absprung geschafft und lebt in geordneten Verhältnissen. Andererseits sieht Heiko viel klarer, wie es um die Situation in der Familie bestellt ist. Da ist keine Normalität wiederherzustellen. In der Theorie, in einer idealen Welt mit gutwilligen, einsichtigen Leuten könnte man die Entwicklung vielleicht korrigieren. Hans würde ein gewisses Einsehen haben, seine Therapie machen, sich von den Anonymen Alkoholikern helfen lassen, die Familie würde sich stabilisieren und Heiko vielleicht auf einen gesünderen Weg kommen. In der Realität passiert das aber eher selten.

Ich habe vor Jahren mal ein Buch einer amerikanischen Therapeutin gelesen (Susan Forward), von dem ein Bekannter ganz begeistert gewesen ist. Sie schildert darin an Praxisbeispielen das Leben in Familien, in denen es einen Alkoholiker gibt, und die Auswirkungen und auch Spätfolgen für alle Beteiligten. Das ist ziemlich bitter, was die Dame da schreibt. Sie sagt, dass es in den meisten Fällen diese Einsicht nicht gibt und dass ein Happy End in solchen Familien eher die ganz große Ausnahme ist, leider.
 
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Renie

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Insgeheim sehnte sich Heiko nach einer heilen Welt mit Familie und Zukunft. Warum hängt er sonst so an seiner Yvonne und kann nicht von ihr lassen. Auch wenn sie drogenabhängig ist scheint die Beziehung zu ihr doch am ehesten in Richtung Familie zu gehen. Sein letzter heimlicher Besuch ist wie Abschiednehmen von diesem Traum.

Was mir wieder mal auffällt ist die Fähigkeit Winklers bestimmte Stimmungen hervorzurufen. Wenn diese Stimmungen positiv sind, schafft er es häufig mit nur einem einzigen Wort, diese Stimmungen kippen zu lassen.
Bsp: Sie schläft wie eine Leiche. (S. 274)
Das ist irre. Vorher beschreibt Winkler, wie Heiko Yvonne im Schlaf beobachtet. Diese Situation hat schon etwas Zärtliches und Vertrautes. Und bähm!! kommt Winkler mit diesem Satz und zerstört die Stimmung..
 
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Sassenach123

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nsgeheim sehnte sich Heiko nach einer heilen Welt mit Familie und Zukunft. Warum hängt er sonst so an seiner Yvonne und kann nicht von ihr lassen. Auch wenn sie drogenabhängig ist scheint die Beziehung zu ihr doch am ehesten in Richtung Familie zu gehen. Sein letzter heimlicher Besuch ist wie Abschiednehmen von diesem Traum.
Das sehe ich auch so. Frage mich nur, warum er nicht ernsthaft versucht die Beziehung wiederzubeleben. Vielleicht gibt es ja noch eine Chance, obwohl das Drogenproblem von Yvonne langfristig alles auch nicht leichter machen würde.
 
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Sassenach123

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Arnims Lebensstil hat sich nun anscheinend gerächt. Ich kann nicht sagen das ich sein Schicksal bedaure, sofern er wirklich tot ist. Bei seinem Lebenswandel war es vorprogrammiert das Ähnliches passiert.
Schön ist die Versteckaktion mit dem Geier Siegfried gewesen.Da hat Heiko wenigstens einen tierischen Verbündeten in dieser schwierigen Situation.
 
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Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Ich denke auch, dass Heiko sich eine heile Familie wünscht, warum sonst äußerst er sich immer dermaßen hasserfüllt, wenn er auf bürgerlicher Familien trifft. Diese Erkenntnis, dass ihm das verwehrt scheint.
Es ist auch bezeichnend, dass er keinen anderen Weg sieht, als Kai zu rächen. Der schwierigere Weg wäre es, auszusteigen.
 
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Helmut Pöll

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Aus Kais Sicht völlig verständlich, dass er keine Lust mehr auf die Kämpfe hat. Heiko fehlt diese Einsicht, weil er keinen anderen Ersatz finden kann ...
Ich denke auch, dass genau das der Grund ist, @Momo . Während die anderen die Schlägerein ebenfalls nutzen um Dampf abzulassen, wenden sie sich sofort ab, sobal sich eine bessere Alternative ergibt. Und instinktiv wissen sie alle, dass es das im Grunde nicht sein kann.

Kai beispielsweise ist völlig klar, dass seine Zukunft nicht in Jahrzehnten des Straßenkampfes liegt, sondern in einer guten Ausbildung, die ihn zum Studium nach England führt. Er ist nach meiner Wahrnehmung von diesem Weg auch nie völlig abgewichen, die Matches waren eher ein kurzer Schlenker, ein kurzes Abkommen von der Straße. Bei Jojo ist es ähnlich. Sobald sich für ihn die Aufgabe des Trainigs stellt ist er ebenfalls weg.

Nur Heiko fehlt diese Perspektive. Er hat in den anderen immer die dicken Freunde, Schicksalsgenossen gesehen, mit denen es immer so weitergehen kann. Das sind sie aber nicht, zumindest nicht in der Art, wie Heiko es gerne hätte. Es ist vermutlich das Aufwachen aus dieser Illusion, die für Heiko so schmerzhaft ist.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Nur Heiko fehlt diese Perspektive. Er hat in den anderen immer die dicken Freunde, Schicksalsgenossen gesehen, mit denen es immer so weitergehen kann. Das sind sie aber nicht, zumindest nicht in der Art, wie Heiko es gerne hätte. Es ist vermutlich das Aufwachen aus dieser Illusion, die für Heiko so schmerzhaft ist.

Stimmt, aber dennoch habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wieso Heiko nicht nach einer Alternative sucht und wenn es nur auf einem kleinen Level ist. Zum Beispiel, eine Lehre machen oder irgendetwas. Irgendwo steht, glaube ich, dass er zweimal durchs die Abi-Prüfung gefallen ist. Damit hat er ja erstmal keinen Schulabschluss. Ich habe gerade mal nachgelesen, das heißt nicht, dass man nicht noch an einen Abschluss und damit an bessere Startvoraussetzungen kommen kann. Total blöd kam mir Heiko eigentlich nicht vor, deshalb war es für mich etwas unverständlich, warum er sich so an etwas klammert, was es eigentlich nicht mehr gibt. Vielleicht hätte er sogar bessere Chancen, eine Freundschaft mit seinen Kumpels aufrecht zu erhalten, wenn er einen ähnlichen Weg gehen würde.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der Zerfall wird immer deutlicher, doch Heiko hält an den Scherben fest. Ich hoffe für ihn, dass er doch noch den Absprung schafft, wie all seine Kumpels. Wie viele Zeichen braucht er denn noch?
Das habe ich mich während des Lesens auch mehrfach gefragt. Denke alle anderen hatten einen besseren Halt, der es leichter macht. Ulf seine Frau, JoJo seine Mutter......
 
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