Die Lust am schreiben verloren?!?

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Dein physischen Buch ist man der Eigentümer,während bei ebooks ein theoretisch widerrufbares Nutzungsrecht eingeräumt wird.
Diese Regelung bei digitalen Gütern ist eigentlich eine Notlösung, um den unkontrollierten Verkauf und die Vervielfältigung zu verhindern. Dieselbe Lösung gibt es auch bei Musikdateien. Klar ist es für den Leser verständlich, dass er die Möglichkeit haben möchte ein gebrauchtes Buch weiter zu verkaufen.

Aus Sicht der Verlage ist es aber auch nachvollziehbar, dass sie nicht ein E-Book verkaufen wollen, dass dann 1000fach kopiert wird und weder sie, noch der Autor verdienen. Wenn Leser A ein E-Book an Leser B verkauft, dann muss ja irgendwie geregelt werden, dass das E-Book von den Lesegeräten von Leser A verschwindet. Ich habe in meinem Bekanntenkreis schon mit einigen Lesern gesprochen, die auch gerne ihre E-Book weiterverkaufen wollen - und das E-Book behalten ;).

Amazons DRM, das regelmäßig kritisiert wird, versucht eben genau das zu regeln. Damit kann man (oder konnte zumindest eine Zeit lang) E-Books auch an einen anderen Leser verleihen. Während dieser Zeit ist das Buch dann auf dem eigenen Reader gesperrt.

Ich persönlich kann mir aktuell keine technische und für alle akzeptable Lösung vorstellen, in der E-Books völlig ohne DRM zur Verfügung stehen und gleichzeitig weiterverkauft werden können.
 

Sakuko

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27. Juni 2016
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Ich persönlich kann mir aktuell keine technische und für alle akzeptable Lösung vorstellen, in der E-Books völlig ohne DRM zur Verfügung stehen und gleichzeitig weiterverkauft werden können.

Wenn das eBook kein DRM hat, ist keine Lösung nötig, dann kann man es einfach so weiter geben, es besteht dann ja keine Beschränkung. Nur bei gegebenen DRMs muss eine Lösung zum verkaufen oder weitergeben geschaffen werden.
 

Sakuko

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27. Juni 2016
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Wahrscheinlich, aber das ist nur eine rechtliche Frage, du schriebst über die technische Machbarkeit.
 

Frank1

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Vielleicht muss man da auch mal einen Vergleich zu Printbüchern ziehen. Ein Printbuch kann und darf man privat verkaufen, verschenken, verleihen. Ein Gesetzt, dass das verbieten will, hätte wohl kaum eine Chance durchzukommen. Ein gekauftes (Print-)Buch darf ich ganz legal einem Freund/Bekannten/Verwandten ausleihen. Und der darf auch ganz legal eine Kopie für den Eigenbedarf anfertigen, die er behält, wenn er mir das Original zurück gibt. Natürlich wird das in der Praxis kaum jemand machen, weil die Kopien wahrscheinlich teurer kommen, als das Buch selbst zu kaufen. Aber es wäre legal - und Autor und Verlag würden auch keinen Cent verdienen.
 

Helmut Pöll

Moderator
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9. Dezember 2013
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Natürlich wird das in der Praxis kaum jemand machen, weil die Kopien wahrscheinlich teurer kommen, als das Buch selbst zu kaufen.
Eben. Man kann natürlich leicht etwas erlauben, was dann ohnehin niemand tut, weil die Hürden in der Praxis zu hoch sind. Wenn es möglich wäre ein Printbuch mit wenig Aufwand in gleicher Qualität 1:1 zu reproduzieren, dann sähe die Sache sicher anders aus. Aber das ist natürlich reine Spekulation.
 

ManfredsBücherregal

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@Helmut Pöll mich stört ein wenig das immer gleich alle pauschal auf eine Stufe mit Raubkopierer und ähnliches gestellt werden. Die Wahrheit ist aber doch, das wer immer dies vorhat sich sicher nicht von DRM abhalten lassen wird. Dafür muß man heute nicht einmal mehr ein IT-Experte sein. In Zeiten von Internet sind solche Programm meist mit wenigen Klicks auf dem Rechner.
 

Klara Bellis

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Ich hab im Moment keine Zeit, alle Kommentare hier zu lesen. Werde das heute Abend hoffentlich nachholen können. Hier nur meine Beobachtung: Ich habe im September 2015 meinen ersten Roman bei Amazon hochgeladen. Es hat etwa zwei Wochen gedauert, bevor er bei dem einen recht bekannten Piratenportal, das so aussieht wie ein richtiger Shop und bei dem wenige Cent pro E-Book zu bezahlen sind, hochgeladen wurde. Dieses Mal hat es nur wenige Stunden gedauert. Auch die Suchtreffer auf zwielichtigen Seiten bei der Google-Suche kamen beim ersten Roman erst nach einigen Wochen geäuft vor. Dieses Mal gleich in der ersten Woche, nach zwei, drei Tagen. Am ersten Tag wurden 55 E-Books verkauft. Am Vormittag des zweiten Tages, bevor der Roman in diesem Piratenshop auftauchte, noch acht E-Books. Als er darin auftauchte gab es eine Art Schnitt und erst mal gar keine Verkäufe mehr. Die Tage darauf nur noch vereinzelte, im einstelligen Bereich. Wobei der erste Tag sicher aus der Statistik herausfällt, da mein Facebook-Beitrag zu meiner großen Überraschung recht oft geteilt wurde.
Mein Freund ist Indie-Musiker. Vor dem Internet und der Raubkopiererei lagen seine CD-Verkäufe im fünfstelligen Bereich. Als das mit der Raubkopiererei losging, sackte es auf vierstellige Zahlen ab. Dabei war sein Label noch richtig stolz auf ihn, weil er im Vergleich zu anderen Musikern recht gut verkaufen würde. Sein Fazit war damals, keine Musik mehr zu veröffentlichen. Außer eben Aufträge für Filme und Theaterstücke.
Ich selbst werde noch einen letzten Roman veröffentlichen, an dem ich arbeite und der der Abschluss meines „Trywwidt“-Projekts sein wird. Danach werde ich, auf absehbare Zeit, auch nichts mehr veröffentlichen. Ich weiß nicht, ob es an den Piraten liegt. Sicher vor allem an der erdrückenden Konkurrenz und der begrenzten Leserschaft. Aber der Zeitaufwand (jahrelange Arbeit an einem Buch in jeder freien Minute) und dem, was „hinten dabei rauskommt“, da liegen Welten dazwischen. Und für ein nettes Hobby, so nebenbei, braucht das Schreiben einfach zu viel Energie und Lebenszeit. Zumindest in meinen Augen. Und die habe ich nicht in dem Maße zu verschenken, weil ja auch noch Job, Familie, Haushalt an mir dranhängen. So schön das Schreiben auch ist, ich werde es sicher nicht mehr so intensiv betreiben können, wie ich es die letzten Jahre gemacht habe.
 

Klara Bellis

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23. März 2014
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Noch ein Nachtrag zu meinem ewig langen Aufsatz: Was noch für die größer gewordene Konkurrenz sprechen könnte: Bei meiner Veröffentlichung im September 2015 hatte ich in der ersten Zeit meist im vierstelligen Bereich gelesene Seiten, da ich das Buch auch bei Kindle Unlimited zur Ausleihe anbiete. Dieses Mal lagen die Seitenzahlen nur im dreistelligen Bereich. Bis auf gestern, wo es mal auf 1.300 Seiten hochschoss. Gleichzeitig hab ich in den vergangenen Wochen mitbekommen, dass Verlage kleine Schreibwettbewerbe veranstaltet haben, bei denen nach vorgegebener Rahmenhandlung Exposés und längere Schreibproben eingereicht werden sollten. Dort scheint es darauf hinauszulaufen, dass die „Sieger“ dann nach vorgegebenem Muster einen Roman schreiben dürfen und der dann über ein E-Book-Label des Verlags veröffentlicht wird. Im Grunde wird da das Selfpublisher-Feeling kopiert und zur Produktion markttauglicher Massenliteratur eingesetzt. Sowas ist aber nicht mein Ding. :cool: Dann lieber gar nicht schreiben, als das, was mir ein anderer vorgibt. Oder mit Festanstellung und sicherem Monatsgehalt. Da würde ich es dann wieder vertretbar finden. :D
 
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Frank1

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Ich glaube, die relativ hohen Verkaufszahlen unmittelbar nach deiner Veröffentlichung, dürften eher an deiner ziemlich intensiven Bekanntmachung auf Facebook zu tun haben. Dass das Verfügbarwerden auf dieser Piratenseite so zeitnah einen solch unmittelbaren Einfluss auf den Verkauf hat, kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
 

Klara Bellis

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@Frank1 :
ch glaube, die relativ hohen Verkaufszahlen unmittelbar nach deiner Veröffentlichung, dürften eher an deiner ziemlich intensiven Bekanntmachung auf Facebook zu tun haben.
Ja. Ich denke auch, dass der erste Tag raussticht und man den nicht zum Maßstab nehmen kann. Wobei ich dazu fast nichts beigetragen habe, als es auf meiner Facebookseite zu posten und noch mal in meinem Profil zu teilen. Dass es – für meine Verhältnisse – so viele andere geteilt hatten, hat mich richtig umgehauen. Trotzdem fand ich es interessant, zu beobachten, dass die Buchpiraten dieses Mal sehr viel schneller reagiert haben. Im Grunde sofort. Beim letzten Mal sind da noch zwei Wochen ins Land gegangen. Dabei bin ich ein absoluter Noname und (fast) niemand wartet auf meine Bücher, im Gegensatz zu richtig bekannten Schriftstellern großer Verlage. Da kann ich die Gier nach neuem Stoff noch nachvollziehen. Weil mit denen aus Piratensicht sicher mehr Kasse zu machen ist. Mir kommt es beinahe so vor, als greifen sie inzwischen vollautomatisch flächendeckend alles ab, was zu kriegen ist.
 

Sakuko

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Mir kommt es beinahe so vor, als greifen sie inzwischen vollautomatisch flächendeckend alles ab, was zu kriegen ist.

Natürlich. Warum sollten diese Seiten von Hand gefüllt werden, wenn es einfach genug ist Bots für sowas zu schreiben? Nein, das ist sicher automatisiert.

Aber du musst auch bedenken, das nur ein gewisser Teil der Internetnutzer überhaupt geklaute Inhalte konsumiert. Viele haben keine Ahnung, wo man danach suchen müsste (ich denke mal an meine Mutter und Schwiegermutter), und genug derer, die Tech-Savy genug sind, sind fair genug sich da nicht zu bedienen (besonders bei eher billigen Indy-Titeln).

Das hört sich immer so an wenn Zeug von Piraten angeboten wird, dann bedient sich da jeder, und das ist einfach nicht der Fall.
 

Klara Bellis

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Das hört sich immer so an wenn Zeug von Piraten angeboten wird, dann bedient sich da jeder, und das ist einfach nicht der Fall.
Ich hoffe sehr, dass es so ist. Ich habe beide Denkweisen von ganz normalen Lesern gehört. Die einen, die sagen, wir kennen sowas gar nicht. Und die anderen, die sagen, dass sie bis vor ein paar Monaten noch so blöd waren, Geld dafür ausgegeben zu haben, aber inzwischen hat ihnen ihr Neffe/Nichte/Sohn... gezeigt, wo man das kostenlos oder billiger herbekommen kann. Sogar der Einstieg im Jahr 2012 bei einem Kurs zum E-Book-Erstellen, an dem ich teilgenommen hatte, der verlief so, dass uns der Kursleiter unter vorgehaltener Hand zugeraunt hatte: „Und hier, auf dieser Webseite, könnt ihr alles kostenlos kriegen. Aber Pst! Ist ein bisschen illegal.“ Ich kann es als Privatmensch absolut nicht einschätzen. Und als Autor kann ich nur hoffen, dass es wirklich nicht so schlimm ist.
 

ManfredsBücherregal

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15. April 2014
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Das hört sich immer so an wenn Zeug von Piraten angeboten wird, dann bedient sich da jeder, und das ist einfach nicht der Fall.

Es ist sicher ärgerlich für jeden Autor oder auch Musiker wenn seine Arbeiten auf einem dieser Portale an ihm vorbei gekauft werden. Ich glaube aber in den meisten Fällen nicht das dies einen großen Einfluß auf die Verkaufszahlen hat. Es wird sich wohl wenn, dann am ehesten bei Namhaften Autoren oder Musikern bemerkbar machen.
Ich denke auch, wie hier schon öfters erwähnt, das es einfach an dem schier unüberschaubaren Angebot liegt.
Man könnte heute schon über Jahre ganz Legal und Kostenlos lesen.
Ähnlich ist es auch mit der Musik. Alleine auf Youtube könnte man viele viele Stunden gute Musik hören ohne auch nur einen Ilegalen Song abzuspielen.
Und da sehen ich eben das Problem. Es gibt zwar in den letzten Jahren einen Enormen Anstieg was Autoren angeht, aber eben nicht im gleichen Maße mehr neue Leser. So müßen sich den schon vorher kleinen Kuchen noch mehr teilen.
 

Klara Bellis

Autor
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Ich habe auch gestern wieder einen langen Beitrag einer Autorin auf Facebook zu diesem „Ich höre auf!“-Thema gefunden, der heiß diskutiert wurde. Dem Buch hat es auf jeden Fall gut getan. Es ist im Rang etwas gestiegen und hat fast über Nacht zwei Fünf-Sterne-Rezensionen mehr. (Mein innerer Marketingchef ist gerade dabei, das Ganze auszuwerten und mir Vorschläge zu unterbreiten, wie ich selbst vielleicht auch mal ... :D *Scherz* ;)) Eine andere Autorin hat schon vor einiger Zeit über das Piratenproblem gebloggt und mal die Firma interviewt, die professionell dafür sorgt, Bücher von Piratenseiten löschen zu lassen:
ebook-tipps.blogspot.de: … vom großen Jammern und von Fakten – eBook-Piraterie
 

R. Bote

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20. Dezember 2014
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Was ich aber manchmal erlebt habe ist eine Einstellung, dass ein E-Book eigentlich gar nichts kosten dürfte, weil Druckkosten, Lagerung und Lieferung ja wegfallen.
Ich glaube, mit solchen Leuten braucht man dann auch nicht mehr zu diskutieren, da ist es sinnvoller, in einen leeren Schrank zu quatschen.

Ich schreibe, einfach weil ich Lust darauf habe. Das lasse ich mir nicht nehmen, weder von Dumpingpreisen, noch von Piratenseiten, auf denen meine Bücher auch hin und wieder auftauchen.

Vielleicht denkt der eine oder andere, dass ich mit meinen Büchern selbst Preisdumping betreibe, weil ich ja einen großen Teil meiner Titel auch für kleines Geld anbiete; ich versuche allerdings eher, ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis zu schaffen. Viele meiner Geschichten sind nicht allzu umfangreich, sollten also von daher schon niedriger im Preis sein als ein Roman von etlichen hundert Seiten, und ich bin mir eben auch der Tatsache bewusst, dass ich in Eigenarbeit nicht alles leisten kann, was ein Leser erwartet, der für ein Ebook annähernd den Preis eines Taschenbuches bezahlt, z.B. ein professionelles Lektorat oder ein Cover von einem ausgebildeten Grafiker (was ja als Kostenfaktor auch wieder im Verkaufspreis steckt).
 

Frank1

Autor
5. April 2016
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Mein eigenes Buch ("Lord Breakinghams Geheimnis") biete ich beispielsweise als eBook für 3,49 € und als Taschenbuch für 13,50 € an. Mit diesem extremen Preisunterschied verdiene ich pro Exemplar ziemlich genau gleichviel. Beim Massendruck in einer Druckerei werden die Kosten natürlich etwas anders aussehen, aber es zeigt doch zumindest grob, wie unterschiedlich die 'Materialkosten' sind. Dazu kommt ja sogar noch, dass die Aufbereitung des Textes fürs Printbuch erheblich aufwändiger ist.
 
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Klara Bellis

Autor
23. März 2014
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Ich habe eben noch eine Zusammenfassung zur E-Book-Piraterie gefunden. Sie stammt aus dem Jahr 2013. Damals gingen sie von Downloadzahlen 1:10 aus. Tendenz steigend. Auf ein bezahltes E-Book kommen zehn unbezahlte E-Books. Der Trend zu Flatrates der Piraten wird darin aufgezeigt und das Abwandern von Bezahlern zu den Buchpiraten hin, so wie ich es auch schon aus meinem weiteren Umfeld gehört hatte (sinngemäß: „Mein Neffe hat mir das gezeigt. Ich bin doch nicht blöd, was dafür zu bezahlen. Das machen alle so.“)
http://www.medienpolitik.net/wp-content/uploads/2013/11/Gutenberg-34m.pdf