Zersetzt: True-Crime-Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Zersetzt: True-Crime-Thriller' von Michael Tsokos
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zersetzt: True-Crime-Thriller"

BKA-Rechtsmediziner Dr. Fred Abel arbeitet unter Hochdruck an einem großen Fall: Ein winziger Einstich in der Kniekehle eines Toten verrät ihm, dass einer der gefährlichsten Killer der letzten Zeit weiterhin sein Unwesen treibt. Doch bevor Abel ihn stoppen kann, wird er in heikler Mission in den osteuropäischen Pseudostaat Transnistrien geschickt. Dort soll er zwei Mordopfer identifizieren, die in Kalkfässern gelagert wurden und fast vollständig zersetzt sind. Plötzlich steht Abel im Fadenkreuz eines politischen Komplotts. Während einer mörderischen Verfolgungsjagd durch das transnistrische Grenzland muss er seine ganz besonderen Fähigkeiten einsetzen. Und gleichzeitig kämpft in Deutschland das jüngste Opfer des Psychopathen in einem Keller um sein Leben ...

Format:Broschiert
Seiten:432
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426518779

Rezensionen zu "Zersetzt: True-Crime-Thriller"

  1. 5
    03. Nov 2016 

    Nichts für schwache Nerven ...

    „Zersetzt“ ist der zweite Band aus der True-Crime-Reihe, der zeitlich jedoch zehn Monate vor dem ersten Band „Zerschunden“ spielt. Dies tut der Spannung zwar keinen Abbruch und man benötigt keinerlei Vorwissen, um den Roman verstehen zu können, ist aber vielleicht nicht unbedingt jedermanns Sache. Ich persönlich bin eher ein Freund von chronologischen Reihenfolgen. Der Roman besteht aus mehreren Handlungssträngen, die in den recht kurz gehaltenen Kapiteln jedoch durch den Ort, das Datum und die Uhrzeit gut voneinander zu unterscheiden sind.

    Noch während Rechtsmediziner Dr. Fred Abel bei einem Opfer auf seinem Seziertisch einen winzig kleinen Stich in der Kniekehle feststellt und sich an einen nicht gelösten Fall erinnert, wird er vom Innenministerium nach Transnistrien geschickt. Der transnistrische Präsident möchte von Abel zwei Leichen obduziert haben, die in ungelöschtem Kalk gefunden wurden. Unter Aufsicht des osteuropäischen Geheimdienstes soll Abel herausfinden, ob es sich um die beiden Söhne eines Oligarchen handeln könnte.

    Kein ungefährliches Unterfangen für Abel. Die beiden Männer wurden schwer gefoltert, bevor sie einen grausamen Tod starben. Abel, der den Osteuropäern nicht traut, steckt plötzlich mitten in einem politischen Komplott und muss fliehen - quer durch das transnistrische Grenzland, seine Verfolger sind ihm dicht auf den Fersen. Zur gleichen Zeit kämpft in Deutschland ein junges Mädchen in einem Kellerverlies um sein Leben …

    Für „Zersetzt“ braucht man als Leser starke Nerven, denn Michael Tsokos und Andreas Gössling sparen nicht mit ausführlichen Beschreibungen brutaler und blutiger Szenen. In den unterschiedlichen Handlungssträngen wird aus Sicht der Opfer geschrieben. Der Leser erfährt genauestens (und noch vor Fred Abel), was zum Beispiel die beiden Männer durchmachen mussten, bevor ihr Leben im ungelöschten Kalk ein Ende fand. Auch die Szenen im Kellerverlies schildern sehr detailliert, was der Psychopath mit seinem Opfer zu tun gedenkt. Zartbesaitete greifen besser nicht zu diesem Thriller. Was den Gedanken nicht unbedingt erträglicher macht, ist die Tatsache, dass viel von dem, was die Autoren beschreiben, sich im tatsächlichen Leben so oder so ähnlich zugetragen hat. Die Welt ist ein grausamer Ort.

    Ich finde zwar, dass viele Handlungsstränge einen Thriller beleben, in diesem Fall jedoch hätte mindestens jeder Handlungsstrang ein eigenes Buch verdient gehabt. Es war alles ein wenig zu überladen – vor allen Dingen, weil alle Handlungsstränge auch noch gleich spannend waren. Nur das, was eigentlich sonst üblicherweise bei Thrillern mit mehreren Handlungssträngen passiert, hat mir hier gefehlt: dass am Ende die losen Fäden irgendwie zusammenlaufen.

    Zum perfekten Thriller fehlt mir irgendwie noch der fließende Schreibstil, der sich eher wie ein Roman und nicht wie ein Sachbuch lesen lassen sollte. Den Dreh haben die beiden leider noch nicht ganz raus. Trotzdem: Spannend bleibt spannend und verdient fünf Sterne.

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  1. 3
    23. Mai 2016 

    Einsatz in Transnistrien

    BKA-Rechtsmediziner Dr. Fred Abel kann sich vor Fällen kaum retten, was allein schon der Realität eines Pathologen in dieser Stellung sehr nahe kommen dürfte. Ein True-Crime-Thriller ist es denn auch wieder, den Michael Tsokos hier präsentiert. Band zwei schließt aber nicht wie erwartet nahtlos an Band eins ('Zerschunden') an, sondern ist zeitlich vor dem Geschehen des Vorgängerbandes angesiedelt.

    Durch die Schilderung einer Dienstbesprechung wird der Leser rasch über die Hintergründe der anliegenden Fälle informiert.

    - Ein Fall von 'Waterboarding' liegt an, heikel deshalb, weil diese Foltermethode des simulierten Ertränkens v.a. dem CIA zugeschrieben wird und der leitende Ermittler wohl nicht zu Unrecht politische Verwicklungen fürchet, sollte dieser Verdacht an die Öffentlichkeit gelangen.
    - Eine offensichtlich falsche Todesursache wurde von einem Allgemeinmediziner bei einer männlichen Leiche attestiert - eigentlich war der verstorbene Mann kerngesund und nicht schwer krebskrank, wie angegeben - allerdings hatte er einen fast unsichtbaren Einstich in der Kniekehle. Abel und seine Kollegen sollen nun herausfinden, was es damit auf sich hat.
    - Politisch heikel ist der dritte Fall, denn hier wird das BKA um Unterstützung in einem außergewöhnlichen Fall gebeten. In Transnistrien, einem winzigen, nicht offiziell anerkannten Staat nahe der moldawischen Grenze und unter erheblichem russischen Einfluss, wurden in einem Fass mit Löschkalk zwei stark zersetzte Leichen gefunden, die Anzeichen von erhelblicher Folter aufweisen. Vermutet wird, dass es sich hierbei um die zwei schon lange vermissten Neffen eines Oligarchen handelt. Gewünscht wird ein objektives Gutachten, damit die Identität der Toten zweifelsfrei bestätigt werden kann - doch es gibt starke Interessen im Land, dass es nicht zu diesem Gutachten kommt. Abel erhält von seinem Chef diesen brisanten Auftrag und macht sich auf den Weg nach Transnistrien.

    Ich muss gestehen, dass mich dieser Band etwas ernüchtert zurückgelassen hat. Obwohl die Fälle reale Vorlagen haben und die Ermittlungsarbeit größtenteils der Realität entsprechen wird, habe ich es hier als negativ empfunden, dass gleich drei Fälle parallel abgehandelt werden. Das mag auch im wahren Leben so sein, aber der Spannung in einem Thriller tut dies nicht sonderlich gut. Manches wird hier eher 'nebenher' und letztlich recht unspektakulär abgewickelt, an anderer Stelle entpuppt sich Fred Abel plötzlich als eine Art Superheld, der selbst den schwierigsten Situationen problemlos gewachsen ist - eine Mischung von Realität und Fiktion, die auf mich nicht sonderlich glaubhaft wirkt. Durch den ständigen Wechsel des Fokus auf die verschiedenen Fälle baut sich auch keine kontinuierliche Spannung auf, und manchesmal war ich richtig ärgerlich, dass eine brisante Situation einmal mehr unterbrochen wurde - das hatte weniger von Cliffhanger, sondern mehr von Nadel-in-Ballon-und-Luft-raus-Effekt. Nach mehr als der Hälfte des Buches hatte ich irgendwie immer noch das Gefühl, eigentlich am Anfang zu stehen und darauf zu warten, dass es endlich los geht.

    Weniger ist mehr - dieser Spruch bewahrheitet sich wieder einmal. Jeder Fall für sich genommen hätte m.E. Potential zu einem spannenden Thriller gehabt. Durch die Verquickung jedoch wurde die Erzählung kaum einer Handlung wirklich gerecht. Dass etliche Folterszenen sowie auch der Ablauf der pathologischen Untesuchungen in manchen Szenen sehr realitätsnah und detailliert beschrieben werden, fordert zudem starke Nerven, doch dies störte mich persönlich nicht.

    Nachdem ich vom ersten Band der True Crime Reihe recht angetan war, hoffe ich, dass sich dieses Gefühl im dritten Band auch wieder einstellen wird. Band zwei jedenfalls konnte mich leider nicht wirklich überzeugen...

    © Parden

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