Wir für uns

Buchseite und Rezensionen zu 'Wir für uns' von Barbara Kunrath
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wir für uns"

Format:Broschiert
Seiten:400
Verlag:
EAN:9783810500540

Rezensionen zu "Wir für uns"

  1. 4
    08. Nov 2021 

    Ungewöhnliche Frauenfreundschaft

    Josie ist Anfang Vierzig, Kathi Anfang Siebzig. Beide Frauen begegnen zufällig einander. Josie ist mit ihrem ersten Kind schwanger und lebt in keiner festen Beziehung. Der Vater des Kindes ist nämlich verheiratet und alles anderes als glücklich über Josies Schwangerschaft. Das Kind passt nicht in sein Leben, er will es nicht.

    Kathi hat gerade ihren Mann Werner verloren. Er ist nach fast fünfzig Jahren Ehe gestorben. Kathi hat noch ihren Sohn Max, zu dem sie derzeit aber keine Verbindung findet. Sie ist enttäuscht von ihm, weil er offen zugibt, dass er schwul ist.

    Beide Frauen haben bisher ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse immer wieder auf „später“ verschoben. Viel wichtiger waren für sie ihre Pflichten: Partner, Familie, Beruf. Doch ihre zufällige Begegnung bringt gravierende Veränderungen in ihrem Leben. Denn trotz des großen Altersunterschiedes verstehen sie sich auf Anhieb und vertrauen einander ihre Sorgen und Probleme. Sie sind für einander da und treffen Entscheidungen, die ihr bisheriges Leben verändern werden.

    „Wir für uns“ ist eine Frauen- und Familiengeschichte, die hervorragend bedeutende Bilder unserer heutigen Gesellschaft vermittelt. Die Autorin spricht viele aktuellen Themen in ihrem Roman an. Es geht vor allem um typische Frauen- und familiäre Probleme, wie Risikoschwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, alleinerziehende Mutter, Familiengeheimnisse, Ehebruch, Verlust, Trauer und Loslassen. Aber auch die Homosexualität, Behinderung oder Klimawandel werden hier angesprochen. Es ist also ein vielseitiger Roman, der gerne von der gesamten Leserschaft gelesen werden kann.

    Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

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  1. Neue Chancen

    „Carpe diem“ rät der Dichter Horaz. Doch wir alle kennen das, dass wir Dinge aufschieben, weil es gerade nicht so passt.
    Auch Josie hat ihre Wünsche auf „später“ verschoben. Nun ist sie Anfang vierzig und hat eine Beziehung zu Bengt, der schon eine Familie hat. Dann ist Josie unverhofft schwanger und Bengt möchte kein Kind mehr.
    Auch Kathi hat vieles auf „später“ verschoben. Nun ist sie alleine, da ihr Mann nach über fünfzig Jahren gemeinsamen Lebens verstorben ist und ihr Sohn ihr fremde geworden ist.
    Dann bringt der Zufall diese beiden ungleichen Frauen zusammen. Sie spüren gleich eine Verbindung und was noch wichtiger ist: Sie fühlen sich verstanden. Das Leben der beiden Frauen verändert sich und eröffnet damit neue Chancen.
    Dies ist mein zweiter Roman der Autorin Barbara Kunrath. Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen und die Geschichte zeig6t, dass es nie zu spät ist, sein Leben zu verändern.
    Ich konnte mich beide Frauen gut hineinversetzen. Sie haben ihr Leben nach dem Mann ausgerichtet und sich selbst ein wenig darüber vergessen. Es ist nicht einfach, sich dann aufzuraffen und Änderungen im Leben zuzulassen. Doch sie geben sich gegenseitig Kraft und Zuversicht.
    Diese Geschichte regt dazu an, sich Gedanken zu machen, ob man nicht auch einiges auf „später“ verschoben hat.
    Eine emotionale Geschichte, die mir gut gefallen hat.

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  1. Veränderungen als Chance für einen Neubeginn

    „Das Dorf begegnet mir wie gewohnt. Nicht unfreundlich, aber auch nicht so, als würde ich dazugehören. Ich fühle mich geduldet, nicht zu Hause.“ (Zitat Pos. 108)

    Inhalt
    Seit neun Jahren führt Josie eine Dienstags-Beziehung mit dem acht Jahre älteren, verheirateten Bengt. Nun ist Josie schwanger, einundvierzig Jahre alt, doch obwohl Bengt nicht will, dass sie dieses Kind bekommt, zögert sie. Als sie auf der Straße einen Ring findet, lernt sie Kathi kennen, deren Mann Werner nach beinahe fünfzig gemeinsamen Ehejahren gerade verstorben ist. Vorsichtig beginnen die beiden so unterschiedlichen Frauen, miteinander zu reden und Josie trifft mehrere Entscheidungen, für ihr eigenes Leben, doch sie bringt auch Kathi auf neue Ideen, wobei diese erst lernen muss, sich von manchen alten, lebenslangen Vorstellungen zu lösen.

    Thema und Genre
    Dieser Familien- und Generationenroman handelt von unterschiedlichen Beziehungen und Familienstrukturen. Ein wichtiges Thema sind Konflikte zwischen Eltern und erwachsenen Kindern, das beharrliche Schweigen statt zu reden. Doch es geht auch um neue Möglichkeiten und Entscheidungen, um den Mut zum Neubeginn.

    Charaktere
    Josie ist Sozialpädagogin, doch ausgerechnet für ihr eigenes Leben fehlen ihr die Ideen. „Würde, wäre, hätte. Mein Leben mit dem Konjunktiv“ (Zitat Pos. 632) stellt sie in Bezug auf sich selbst fest. Zudem belastet ein Ereignis in der Vergangenheit, über das nicht gesprochen werden darf, das Verhältnis zu ihrer Mutter.
    Kathis Ehe war mit den Jahren längst schweigsam geworden, sie lebte für ihr Lebensmittelgeschäft und hatte damals wenig Zeit für ihren Sohn Max. Den aktuellen Veränderungen im Leben von Max steht Kathi sprach- und fassungslos gegenüber.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte wird abwechselnd von Josie als Ich-Erzählerin und Kathi geschildert, wobei die Autorin hier in die personale Erzählperspektive wechselt. Dies belebt die Handlung. Der Schwerpunkt des Geschehens liegt bei den unterschiedlichen Frauenfiguren, ihrem Leben, den Möglichkeiten und ihren Entscheidungen, die meistens darin bestehen, sich nicht zu entscheiden, lieber zu verharren und zu schweigen. Die Handlung spielt in der unmittelbaren Gegenwart, wird jedoch durch Erinnerungen in Form von Gedanken und Gesprächen ergänzt, sodass sich ein nachvollziehbares Gesamtbild auch der Vergangenheit ergibt. Die Sprache entspricht dem Genre, sie beobachtet und beschreibt das Verhalten der einzelnen Figuren und ist flüssig zu lesen.

    Fazit
    Ein Roman, in dessen Mittelpunkt Frauenleben unserer Zeit, problematische Beziehungen und Familienkonflikte stehen.

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