Weltensammlerinnen

Rezensionen zu "Weltensammlerinnen"

  1. Starke und abenteuerlustige Frauen unterwegs in der Welt

    Der deutsche Schriftsteller Armin Strohmeyr porträtiert in diesem Sachbuch 9 Frauen, die mit spektakulären Aktionen und Reiseabenteuern auf sich aufmerksam gemacht haben, heutzutage aber leider in Vergessenheit geraten sind. Diese Frauen haben wahre Pionierarbeit in Regionen geleistet, in denen man an vorderster Front eigentlich Männer erwartet hätte. So viel zu Vorurteilen ...

    Der erste Mensch, der sich in einem Fass die Niagara-Fälle hinunterstürzte war die 63jährige (!) Annie Taylor und auch die erste Weltumrundung in einem Auto wurde von einer Frau, nämlich Clärenore Stinnes, bewältigt und das im Jahr 1927! Die Frauen waren auf auf Kamelrücken mit Berbernomaden in Mauretanien unterwegs (Odette du Puigaudeau), fuhren mit dem Fahrrad von Irland nach Indien (Dervla Murphy) oder begaben sich als Undercover-Reporterin auf die gesperrte Teufelsinsel in Französisch-Guyana, die zu der damaligen Zeit noch ein berüchtigtes Gefängnis der Franzosen war (Maria Leitner). Viele der Frauen haben unglaubliche Strapazen auf sich genommen um ihre Ziele zu erreichen und das Gerede vom "schwachen Geschlecht" ab absurdum geführt. Einen bekannten Namen habe ich dann doch noch entdeckt. Martha Gellhorn war mir als Ehefrau von Ernest Hemingway ein Begriff. Ihr hätte dieser Zusammenhang sicher nicht gefallen, schließlich war sie selbst eine bekannte (Kriegs-)Reporterin und Schriftstellerin. Ihre Reise durch Afrika von West nach Ost entlang des Äquators war in meinen Augen allerdings die uninteressanteste, weil Gellhorn sich hauptsächlich mit dem Flugzeug fortbewegte und in Hotels abstieg (wenn auch stellenweise in äußerst bescheidenen). Dabei wirkte sie in ihren Erinnerungen immer unzufrieden und enttäuscht von der Realität, die erheblich von ihren romantischen Afrikavorstellungen abwich.

    Es ist ein unterhaltsames und informatives Buch, das zeigt, dass mit Willenskraft und Frauenpower auch die unmöglichsten Träume verwirklicht werden können.

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  1. 5
    05. Aug 2020 

    Durchweg faszinierende, wahnsinnige, mutige und coole Frauen.

    Momentan bin ich in der Verfassung, laut auszurufen: Ich möchte nur noch Bücher von reisenden Frauen lesen. Was für Abenteuer, was für ein Vergnügen, über diese Frauen zu lesen. Und wie groß wird erst das Vergnügen sein, wenn ich ihre eigenen Geschichten lese - sofern ich sie zu kaufen bekomme.
    Und über all die Abenteuer, über die Armin Strohmeyr hier schreibt, setze ich das Zitat von der Reiseschriftstellerin Ella Maillart, das mir seit dem ersten Lesen nicht mehr aus dem Kopf geht.

    "Wir sind frei, das zu wählen, was es wert ist, getan zu werden." - S. 244

    Um jetzt nicht von mir aus dritter Hand die Abenteuer zu erfahren, stelle ich euch nur die Frauen vor, die in diesem Buch enthalten sind. Vielleicht werdet ihr ja neugierig:

    Annie Taylor (1838-1921) überlebte als erste Person in einem Fass die Niagarafälle.

    Lina Bögli (1858-1941) war die erste Schweizer Reiseschriftstellerin und bereiste von 1892-1902 die Welt.

    Maria Leitner (1892-1942) war eine investigative Journalistin, die sich Undercover bewegte und den Kapitalismus anprangerte.

    Odette du Puigaudeau (1894-1991) zog es als Entdeckungsreisende durch das Land der freien Berber, Mauretanien.

    Clärenore Stinnes (1901-1990) umrundete 1927 bis 1929 als erster Mensch in einem serienmäßigen Personenwagen mit Carl-Axel Söderström – einem damals bereits ausgewiesenen Kameramann, Fotograf und zeitweise als Fahrer eines Begleitfahrzeugs – die Erde.

    Ella Maillart (1903-1997) war eine wahre Vagabundin des Meeres.

    Martha Gellhorn (1908-1998) hatte einen Höllentrip durch Afrika. Anhand der wenigen Zitate von ihr bin ich ungeheuer neugierig auf ihre Bücher.

    Dervla Murphy (geb. 1931) fuhr auf ihrem Fahrrad "Rozinante" bis nach Indien und

    Lynne Cox (geb. 1957) schwamm am 7. August 1987 gegen den Kalten Krieg und durchschwamm als erste Frau den Baikalsee.

    Auf ins Abenteuer.

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  1. Weltreisende

    Frauen ziehen aus, um die Welt zu erobern und ihren Horizont zu vergrößern. In dieser Sammlung waren mir eigentlich nur die Namen von Clärenore Stinnes und Martha Gellhorn ein Begriff. Die anderen Abenteurerinnen waren mir bis dato ganz ungekannt.
    Schön, dass ihnen hier ein kleines Denkmal gesetzt wird und sie nicht ganz in Vergessenheit geraten sind. Die Gründe für den Aufbruch waren ganz unterschiedlich, mal war es schlichtes Kalkül um Geld zu verdienen, mal die Sehnsucht nach dem Unbekannten. Mit großem Mut haben sich aber alle Frauen über die geltenden Regeln hinweggesetzt und haben ihren Traum verwirklicht.
    Die Beschreibungen geben nicht nur einen biografischen Abriss der Frauen, ihrer Herkunft und ihrer Lebensumstände, sie schließen auch Beschreibungen und Zitate aus Briefen und Tagebüchern mit ein. Das ergibt ein farbiges und lebendiges Bild der Frauen. Ganz wichtig fand ich auch die historische Einordnung, denn viele der Briefzitate wirken in ihrer Überheblichkeit heute schon etwas befremdlich. Die Vorurteile so mancher Frau gegenüber den Einheimischen, „den Wilden“ wären sonst aus unserer heutigen Sicht unerträglich.
    Eine schöne Zusammenstellung die Lust macht, sich mehr mit den Abenteuern der Weltensammlerinnen zu beschäftigen.

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