Verfluchte Misteln: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Verfluchte Misteln: Roman' von Nataša Kramberger
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Verfluchte Misteln: Roman"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:206
EAN:

Rezensionen zu "Verfluchte Misteln: Roman"

  1. Poesie und Landwirtschaft.

    Kurzmeinung: Eigenartige Mischung. Liegt es am Verlag?
    Die Person von Autorin und Protagonistin fließen in so manchem Roman zusammen, so auch im vorliegenden. „Kramberger bewirtschaftet einen Bauernhof mit Obst- und Weinbau, den ihre Mutter erworben hat. Ihre Erfahrungen bei Übernahme und Erneuerung des Bauernhofs beschreibt sie in ihrem dritten Roman Verfluchte Misteln“, so sagt Wikipedia.

    Kann man auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen? fragt man sich als Leser. Denn die Schriftstellerin kämpft nicht nur um die Erhaltung seltener Obstsorten, sondern auch um Anwesenheit. Wegen diverser Lesungen ist es ihr zum Beispiel bei einem unerwarteten Kälteeinbruch nur bedingt möglich, vor Ort zu sein, um ihre Obstbäume zu retten. Dennoch ist die Moderne eben die Moderne und möglicherweise befähigt sie zu einem Spagat, zu einem sowohl als auch. Aber nur bei einem Hobbybauernhof. Nicht, wenn man davon leben muss.

    Es ist eine seltsame Mischung von Poesie und landwirtschaftlichem Erleben, die man mit „Verfluchte Misteln“ bekommt, Mythen, von den Ortsansässigen und von Großmutter übernommen, werden eingestreut, während man profan von Oktober bis September schreitet, weil jedes Kapitel einem Monat gewidmet ist. Zeitsprünge und ungeliebte Ortswechsel (nach Berlin hinüber) muss man hinnehmen sowie nicht gegebene Informationen, zum Beispiel über die Lebenssituation der Protagonistin. Wer geht ihr zur Hand? Wer sind die Leute, die immer dann zur Stelle sind, wenn sie sie braucht?
    Die Jungbäuerin wird von den „richtigen“ Bauern am Ort belächelt. Will sie doch den ererbten Bauernhof zu einem ökologischen machen und ohne Pestizide auskommen. Und ohne Maschinen. Sie kämpft mit den schon besagten Misteln, mit Disteln im Gerstenfeld, mit der Dürre und unerwartetem Kälteeinbruch, Starkregen und Wind, mit der Bürokratie und dem verseuchten Boden, unter dem sich unerwartet Müllberge auftun. Das Entsorgungsproblem beschäftigt sie lange. Eine Quelle wird gesucht, weil gebraucht. Sie weiß aus ihrer Kindheit, es gibt eine. Aber wo ist sie? Auch das Werkzeug ist so eine Sache.
    Als die Großmutter, in einer Rückblende, einen Kater rabiat erschlägt, der ihr ein Fleischstück raubt und ihn geradezu als Feind beschreibt, nimmt meine Sympathie für die Bauern freilich rapide ab. Es sind immer die Menschen, die schuld sind am sogenannten Fehlverhalten der Tiere. Was soll so ein Tier denn anderes tun als sich zu wehren, wenn man ihm zu Leibe rückt. Tierquälerei gibt immer Abzug.

    Fazit: Die etwas eigenartige Mischung, manchmal etwas sperrig, zwischen Poesie und bäuerlicher Erzählung erreicht mich. Ich weiß jetzt, was ein Klapotetz ist und habe einen Einblick in die Tücken der Bebauung erhalten. Alte Sorten zu erhalten, ist ein Geduldspiel. Alles in allem machen mir Romane über Hof, Land, Hab und Gut und nasses Stroh großen Spaß. Ein wenig Poesie inmitten harter Arbeit schadet nicht.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verbrecher Verlag, Berlin, 2021

    Teilen