Urban Gothic

Buchseite und Rezensionen zu 'Urban Gothic' von Brian Keene
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Urban Gothic"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:384
Verlag: Festa Verlag
EAN:9783865522085

Rezensionen zu "Urban Gothic"

  1. Brian Keene und Festa. Ein

    Brian Keene und Festa. Ein absolutes Dreamteam, wie sich in meinen bisherigen Rezensionen ja schon zweifelsfrei erwiesen hat. Dementsprechend waren die Erwartungen an “Urban Gothic” natürlich auch relativ hoch, auch wenn ich zugestehen muss, dass mir der Verweis auf Edward Lee schon vor dem Lesen etwas Bauchschmerzen bereitet hat, bin ich ja bekanntlich kein großer Freund des großen Mannes des Extrem-Horrors. Ob es gut gegangen ist? Bedingt auf jeden Fall.

    Brian Keene gibt in “Urban Gothic” gleich vom Start weg Gas. Nicht zu knapp. Pedal ins Bodenblech getreten. Mit diesem Roman verlässt er die für ihn eigentlich typischen Pfade und setzt statt auf die für den Autoren typische, unglaublich dichte und packende Atmosphäre auf Adrenalin und Action. Der Leser wird hier weniger vom Unheimlichen, Ungreifbaren mitgerissen als viel mehr von der Geschwindigkeit der Geschichte selbst. Der Spannungsbogen bewegt sich durchweg auf einem angenehmen Niveau, ohne Einbrüche – aber leider auch ohne nennenswerte Spitzen. Das führt natürlich auch dazu, dass bei mir nicht dieses spezielle Gefühl aufgekommen ist, welches meine bisherigen Keenes bei mir immer in einem gewissen Maß mit sich gebracht haben. Sicherlich, der Autor hat auch in “Urban Gothic” die Stimmung des Horrorhauses sehr gut eingefangen und es, bedingt durch seine Bewohner, in eine ziemlich bizarre, eigene Welt verwandelt, im direkten Vergleich zu seinen Veröffentlichungen wie zum Beispiel “Leichenfresser” oder “Am Ende der Straße” ist die Stimmung deutlich schwächer ausgeprägt und vor allem auch einfach… “anders”. Was man wohl aber zu großen Teilen der Konzeption des Romans zuschreiben kann.

    Auch auf der Figurenseite muss ich leider sagen, dass man von Keene besseres gewohnt ist. “Urban Gothic” lässt eine schöne und umfangreiche Ausarbeitung der Hintergründe leider weitestgehend vermissen. Die Charaktere bleiben zum Großteil relativ oberflächlich und austauschbar, entsprechen zudem auch in vielen Punkten dem aus Horrorfilmen mit ähnlicher Konzeption bekannten (man möge mir den völlig politisch unkorrekten Ausdruck verzeihen) Prinzip der 10 kleinen Negerlein. Ein echter Sympathieträger hat mir in der gesamten Story auch gefehlt, was dazu führte, dass eine vollständige Identifikation mit den Protagonisten nicht möglich war. Auf der Gegenseite wird in “Urban Gothic” aber auch verhältnismäßig viel und in recht kurzen Abständen gestorben, so dass es wahrscheinlich auch vergebene Liebesmühe gewesen wäre, die Charaktere weiter als unbedingt notwendig auszugestalten.

    Wie ich bereits erwähnte, fehlte mir in diesem Buch das spezielle Keene-Feeling, was zu einem großen Teil sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass man es hier eben auch mit einem absolut untypischen Keene-Roman zu tun hat. “Urban Gothic” ist zwar, wie alles, was ich bislang von ihm gelesen habe, in sein eigenes Metaversum eingebunden, verzichtet aber auf viele seiner Trademarks. Stattdessen bietet der Autor hier eines: eine Schlachtplatte par excellence. Geradeheraus geschrieben und mit dem (wörtlich zu nehmenden, wer den Roman kennt wird wissen, worauf ich hinaus will) Vorschlaghammer mitten in die Kauleiste. Keine großartige Mystik, keine Bezüge zur Pow Wow-Magie… einfach nur ein Metzelfest auf den Spuren Edward Lees mit einigen fiesen SAW-Anleihen hier und da.

    Fazit:

    “Urban Gothic” ist in erster Linie als eines zu sehen: ein fieser, harter Splatterspaß für Freunde des Genres. Als solcher funktioniert das Buch ausgezeichnet und dürfte die entsprechende Zielgruppe auch wunderbar unterhalten. Ich persönlich hätte mir hierzu noch etwas mehr von Keenes Stärken was Charakterausarbeitung und vor allem die für ihn typische, dichte Atmosphäre angeht gewünscht. Das hätte ein noch deutlich besseres Gesamtbild ergeben. So ist es eben das, was es sein will: eine fetzig-spritzige Tour de Force mit ekligen Inzuchtmutanten und einer Menge Leichen. Und das beweist, dass sogar mein bisher schwächster Keene immer noch besser ist, als viele andere Werke aus dem Genre.

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