Trans-Amerika: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Trans-Amerika: Roman' von Tom McNab
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Trans-Amerika: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:553
EAN:9783746625843

Rezensionen zu "Trans-Amerika: Roman"

  1. 5
    22. Jan 2021 

    Sie laufen und laufen und laufen

    1931, inmitten der großen Wirtschaftsdepression, startet in Los Angeles ein total verrücktes Rennen: ein Trans-Amerika-Lauf, 5000 km quer durch den Kontinent bis zum Zielpunkt New York, d.h. tagtäglich 60 bis 80 km Lauf durch z.T. unwirtliche Landschaften. Auf den Sieger wartet ein hohes Preisgeld und so entwickelt dieser Lauf eine enorme Anziehungskraft auf einen Haufen von Mittellosen, die irgendwann schon einmal irgendwo/irgendwie gelaufen sind. Vorbereitet ist so richtig keiner im gut 2000 Personen zählenden Starterfeld. Und so schaffen es auch einige nur bis zur Stadtgrenze von Los Angeles, wo sie frustriert aufgeben. Andere aber beißen sich durch und werden nach vielen, nicht nur sportlichen Herausforderungen am Ende in einem Feld von immer noch einigen Hundert Teilnehmern im New Yorker Central Park ankommen.
    Tom McNab schildert in seinem Roman diesen historisch verbrieften Lauf durch den ganzen Kontinent. Der Leser lernt mit dem Teilnehmerfeld die Qualen des Laufes kennen, genauso wie mit seinem Organisator die Hindernisse, die ihm und dem gesamten Lauftross in den Weg gelegt werden. So entsteht eine Geschichte, die viel mehr ist als die Geschichte eines verrückten Sportereignisses. McNab schafft es, um diesen Lauf herum ein sehr anschauliches und schillerndes Bild über das Amerika dieser Jahre zu entwickeln und viele unterschiedliche interessante Aspekte des gesellschaftlichen Lebens einzubauen.
    • Kommen die Läufer in die Stadt, werden die Oberen nervös in Anbetracht dieser Masse an Fremden aus unteren Gesellschaftsschichten, die in der Stadt einiges an Aufruhr entfachen könnten. So liefert der Roman über ein Sportereignis auch Einblicke in die Sozialgeschichte Amerikas in dieser trostlosen Zeit.
    • So unvorbereitet und aus unserer Sicht „unprofessionell“ die Läufer des Trans-Amerika auf die sie erwartenden sportlichen Anforderungen auch sind: sobald sie sich dem Lauf angeschlossen haben, gelten sie fortan und für ihr ganze Leben als Profisportler, da sie – sollten sie gewinnen – ein Preisgeld einstecken können. Und so wird der Lauf mit zunehmendem Erfolg und Zulauf immer mehr zu einer starken Konkurrenz für die olympische Bewegung, denn schließlich sollen in den USA im darauffolgenden Jahr – 1932 – die Olympischen Spiele in Los Angeles stattfinden. So kommen interessante sportgeschichtliche Aspekte mit in den Roman hinein.
    • Der Lauf findet mitten in der Zeit der Prohibition statt und der organisierten Kriminalität, die aus dieser Prohibition ihren Nutzen zu ziehen versteht. Mit den Läufern lernt der Leser kennen, wie mit dem Alkoholverbot in den USA gelebt wurde. Und selbst Al Capone taucht am Rande des Rennens auf und ist interessierter Beobachter mit speziellen Interessen.
    • Die Organisation dieses Laufes, mit der ein Tross von mehreren Tausend Menschen durch Landesteile gesteuert werden müssen, in denen dafür keinerlei Infrastruktur und Ressourcen geschweige denn unsere Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, ist ein weiterer begeisternder Aspekt dieses Romans.
    Eine Gruppe von Läufern inklusive einer Läuferin bilden den Kern des Trosses und steht im Fokus des Romans. Der Leser hofft und bangt mit ihnen, ob sie durchhalten und ob der Lauf es insgesamt – trotz aller Hindernisse - bis zum Ziel schaffen kann. So bietet der Roman voller geschichtlicher Ereignisse und trotz eines in weiten Teilen recht journalistischen Schreibstils auch auf der emotionalen Ebene dem Leser ein fulminantes Leseerlebnis.
    Mein Fazit:
    „Trans Amerika“ konnte mich auf ganzer Linie überzeugen. Ich habe hier Einblick in ein wirklich interessantes historisches Ereignis erhalten und wurde auf anspruchsvolle Art sehr gut unterhalten von lebendigen Figuren und von nicht alltäglichen, oft überraschenden Szenen. Eine große Leseempfehlung und natürlich 5 Sterne

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