Tausend Teufel: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Tausend Teufel: Kriminalroman' von Frank Goldammer
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Tausend Teufel: Kriminalroman"

Broschiertes Buch
Der zweite Fall für Max Heller
Dresden 1947: Im zweiten Jahr nach Kriegsende gehört die Stadt zur sowjetischen Besatzungszone und ist nach wie vor eine Trümmerwüste. Im klirrend kalten Winter wird das Leben beherrscht von Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Oberkommissar Max Heller wird von der neu gegründeten Volkspolizei an einen Tatort in der Dresdner Neustadt gerufen. Doch bevor er mit den Ermittlungen beginnen kann, wird der tot aufgefundene Rotarmist vom Militär weggeschafft. Zurück bleiben eine gefrorene Blutlache und ein herrenloser Rucksack, in dem Heller eine grauenhafte Entdeckung macht: den abgetrennten Kopf eines Mannes ...

Format:Broschiert
Seiten:368
EAN:9783423261708

Rezensionen zu "Tausend Teufel: Kriminalroman"

  1. Der gute Mensch von Dresden

    Es ist bitterkalt im Jahre 1947 in Dresden. Die Stadt liegt nach den verheerenden Bombenangriffen zum Ende des Krieges in Trümmern. Kriminaloberkommissar der neu gegründeten Volkspolizei wird zu einem Tatort gerufen. Ein Soldat der sowjetischen Besatzer ist brutal zu Tode gekommen. Es wird nicht der einzige Tote bleiben. Auch wenn die Ermittlungen Hellers werden sauber von den Sowjets boykottiert werden, wäre es doch nicht Max Heller, ließe er sich dadurch beeindrucken.
    Max Goldammer lässt uns wieder eintauchen in die Nachkriegsatmosphäre einer zerstörten Stadt. Die Menschen leiden am Hunger, an der Kälte, während es sich einige wenige richten können und im Überfluss haben. Das Naziregime ist zwar vorbei, aber die Gesinnung haben noch nicht alle abgelegt.

    „Tausend Menschen, von denen sie glauben, dass sie harmlos sind, unschuldig, unwissend. Ich bin nicht so blind, wie sie, ich sehe nicht tausend Menschen….ich sehe tausend Teufel!“

    Nein, Heller ist kein Teufel, wie ihn der Sowjet gerne sehen würde. Max Heller war niemals Mitglied der NSDAP, auch in die SED will er nicht eintreten, was er sich von Vorgesetzten und Sowjets oft genug zum Vorwurf machen lässt. Max Heller bleibt integer, der „gute Mensch von Dresden“. Auch als er im Auftrag des sowjetischen Generalleutnants Medvedev inoffiziell im Fall der ermordeten russischen Soldaten ermitteln soll, lässt er sich politisch nicht vor den Karren spannen. Er glaubt an das Gute im Menschen, ganz besonders an das Gute in sich selbst. So setzt er auch einiges in Bewegung, als er einer Gruppe verwaister, verwahrloster, obdachloser Kinder zur Seite steht. Er ist nicht einer der tausenden Menschen, die lamtieren, sondern einer der wenigen, die Stellung beziehen, trotz der Gefahr.
    Dieser Kriminalroman funktioniert hauptsächlich auf der menschlichen und historischen Ebene. Der Fall darf ruhig dabei ein bisschen ins Hintertreffen geraten.

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  1. 4
    20. Mär 2018 

    Winterkinder

    Im kalten Winter des Jahres 1947 liegt Dresden in Trümmern. Es herrscht Chaos und Hunger. Dennoch beginnt die Besatzungsmacht einen Verwaltungsdienst aufzubauen und Kommissar Max Heller hat bei der neu gegründeten Polizei eine Anstellung gefunden. Obwohl auch er vom Krieg gezeichnet ist und gemeinsam mit seiner Frau auf die Rückkehr des Sohnes wartet, macht er sich wieder an die Arbeit. Zunächst wird er an den Fundort einer Leiche gerufen. Leider handelt es sich um einen Fundort ohne Leiche, denn bei dieser handelte es sich um einen russischen Soldaten und dieser wurde vom russischen Militär abgeholt.

    Der Krieg ist vorbei, doch auch knapp zwei Jahre nach Kriegsende sind die Menschen niedergedrückt, ausgelaugt und müde. Der Winter ist hart, es gibt wenig zu essen und die Bewohner Dresdens sind schon froh, wenn sie ein halbwegs sicheres Dach über dem Kopf haben. Doch es beginnt schon, dass Beziehungen aufgebaut werden, dass Leute, die sich korrumpieren, bevorteilt werden bei der Vergabe von Posten oder Nahrungsmitteln. Die alten Fratzen machen es sich in den neuen Sesseln bequem. Kommissar Max Heller macht da nicht mit, er war nie in einer Partei und will auch in keiner Partei sein. Bei der Vergabe der Stelle hat ihm diese Einstellung geholfen, seine Karriere befördern wird es nicht. Manchmal zweifelt er, gerade wenn er und seine Frau kaum etwas zu beißen haben oder das Feuerholz knapp wird. Die Ermittlung geriete vor diesen schwierigen Lebensumständen beinahe in den Hintergrund, wenn Max in Ausübung seiner Tätigkeit nicht so gewissenhaft wäre.

    Mitreißend schildert der Autor Frank Goldammer die schweren Zeiten nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, man kann sich gut hineinversetzen in die Menschen, die frieren, die hungern, die nicht wissen, wie sie sich und ihre Familien durchbringen sollen. Man ärgert sich über diese Kriegsgewinnler, die doch irgendwie immer auf die Füße fallen. Muss man nicht an dem System verzweifeln, gerade wenn der Eindruck entsteht, dass ein System fast nahtlos in ein anderes übergeht? Wenn Strukturen zwar unter anderen Voraussetzungen aber dennoch einfach weiter genutzt werden? Anhand seines ersten Kriminalfalls als Mitarbeiter der neuen Behörde begegnet Max Heller mehr Leid und Elend als man normalerweise ertragen kann. Trotzdem versucht er Gerechtigkeit walten zu lassen und dem komplexen Fall die richtige Lösung abzuringen.

    Ein packender Kriminalroman, der die Nachkriegszeit in Dresden plastisch abbildet.

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  1. Tod in Ruinen

    Der zweite Band um Goldammers Ermittler Max Heller führt wieder ins zerbombte Dresden. Nachkriegswinter 1947: Die Macht der russischen Besatzer scheint allumfassend, die Bevölkerung hungert und friert und kämpft ums Überleben. Da findet Heller einen bestialisch ermordeten Mann und in der Nähe der Leiche einen Rucksack mit einem abgetrennten Männerkopf. Ermittlungen gestalten sich als schwierig, die Toten waren wohl Russen und die Militärs wollen keine Einmischung von außen.
    Max Heller geht aufrecht und gradlinig wie eh und eh durch’s Leben. So wenig wie er während des Nationalsozialismus Parteimitglied war, so wenig möchte er nun der SED beitreten. Das Elend um ihn herum macht ihm zu schaffen, für einen Kanten Brot ist fast jeder bereit sich zu verkaufen. Aber er sieht auch mit Schrecken, wie schnell sich die Menschen von einer Ideologie zu nächsten wenden. Fassungslos macht ihn das Schicksal der elternlosen Kinder, die in den Ruinen leben und die völlig allein gelassen ums Überleben kämpfen.
    Ich habe den ersten Band sehr gut gefunden, beim zweiten Band fehlte mir die Weiterentwicklung. Die Schilderung des Elends der Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte nimmt breiten Raum ein, was nicht verkehrt ist, denn es wirkt sehr gut recherchiert und real. Schwarzhändler, Korruption, alte Nazis und Wendehälse bestimmen das Bild. Max Heller wird als Figur dargestellt, der über allem steht, der sogar eine Tasse Bohnenkaffee ablehnt, weil er sich nicht verkaufen möchte. Dafür kümmert er sich selbstlos um Alte und elternlose Kinder, selbst wenn es die Ration seiner Familie schmälert. Er wird als Lichtgestalt zwischen all dem Bösen inszeniert, das war mir mit zu wenig Zwischentönen dargestellt.
    Der Kriminalfall wirkt etwas kompliziert konstruiert, manchmal hatte ich auch den Eindruck, dass er hinter der Milieu- und Zeitschilderung zurückstehen sollte.
    Für das Verständnis ist es hilfreich, den ersten Band zu kennen. Man wird allerdings dann auch das Gefühl haben, dass der Krimi wie ein zweiter Aufguss wirkt.

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