Selfies

Buchseite und Rezensionen zu 'Selfies' von Jussi Adler-Olsen
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Selfies"

In einem Park in Kopenhagen wird eine alte Frau ermordet aufgefunden, fast zeitgleich begibt sich ein durchgedrehter Autofahrer auf die tödliche Jagd nach jungen Frauen. Und irgendwo da draußen werden weitere, perfide Verbrechen geplant. Während das Sonderdezernat Q Spuren von den aktuellen Morden zu einem alten Fall verfolgt, ist Rose in ihrem aktuellen psychischen Zustand weit davon entfernt, Carl und Assad helfen zu können. Die Wurzeln ihrer desaströsen Verfassung reichen zurück in ein dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit, eingesperrt in einen Raum, einen ganz besonderen Raum ...



Doch es muss dem Sonderdezernat Q einfach gelingen, all die schrecklichen Verbrechen in Kopenhagen zu stoppen. Wer nimmt sich das Recht zu entscheiden, wer leben darf, wer sterben muss?



Bizarre Morde und tragische Frauenschicksale – darunter auch Roses bewegende Geschichte …

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:592
EAN:9783423281072

Rezensionen zu "Selfies"

  1. 3
    26. Mär 2024 

    Sonderdezernat Q minus Rose

    Carl Mørck könnte sich wirklich aufregen. Angeblich hat mit seinem Sonderdezernat im Keller nur eine Aufklärungsquote von fünfzehn Prozent und seine Abteilung soll aufgelöst werden, mindestens die Stelle von Rose eingespart werden. Und ausgerechnet Rose hat den letzten Bericht nicht abgegeben. Dabei ist die Quote über sechzig Prozent. Und ein paar richtige Fälle gibt es auch. Einem ehemaligen Kollegen ist aufgefallen, dass ein alter Fall einem aktuellen Mord sehr ähnelt. Und nun müssen sich Carl und Assad etwas einfallen lassen, weil sie eigentlich nicht in laufenden Fällen ermitteln dürfen.

    Bei diesem siebten Fall von Carl Mørck und seinem Team ist es wirklich schwierig für die Kollegen. Rose, die seit der Hypnose mit Problemen zu kämpfen hat, fällt aus. Trotz der Sorgen, die sich Carl, Assad und Gordon um sie machen, müssen die drei ihr Dasein rechtfertigen, indem sie gute Arbeit leisten. Zusätzlich müssen sie versuchen, an Informationen zu kommen, die sie eigentlich nicht haben sollen. Also haben sie alle Hände voll zu tun, um sich zwischen allen Hindernissen durchzuwinden und die Ermittlungen im Blick zu behalten. Nicht zu vergessen, dass sie Rose helfen wollen.

    Am Anfang des Romans bekommt man es mit allerhand ausgesprochen unsympathischen Leuten zu tun. So sehr, dass die Lektüre schon beinahe schwierig wird. Natürlich werden die Menschen nicht auf einmal nett, aber irgendwann greifen die Informationen langsam ineinander und man wird doch gefesselt. Wenn sich herausstellt, dass dieser Krimi doch sehr geschickt konstruiert ist, macht das Lesen noch richtig Spaß. Allerdings dauert es bis dahin etwas lange, bis Carl und diesmal hauptsächlich seine Mannen mit ihren Qualitäten punkten können. Positiv ist hervorzuheben, dass sich Assad ein wenig emanzipiert und dass Hardy wieder ein ruhender Pol ist. Wie immer bilden die Mitglieder des Sonderdezernat Q ein tolles Team, das mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und abgesehen von den Anlaufschwierigkeiten einen guten Job macht.

    3,5 Sterne

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  1. Überflüssige Menschen?

    »Selfies«, der 7. Fall für Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q (Assad, Rose und Gordon), hat mich, um ehrlich zu sein, nicht komplett von den Socken gehauen.
    Der Autor hat in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt, dass er ein Händchen bei der Kreierung absonderlicher Charaktere und kranker Persönlichkeiten hat. Auch in vorliegendem Buch hat er diesbezüglich wieder ganze Arbeit geleistet. Denn nicht nur einmal habe ich mich gefragt: »Sind denn hier alle des Wahnsinns?«. Besonders die Buchfiguren, die ausschließlich in diesem Band auftauchen, haben alle (mehr oder weniger) einen an der Waffel. - In meinen Augen ein wenig zu viel der Wahnsinnigen.

    Zum einen gibt es hier die Sozialarbeiterin Anneli, die normalerweise die Wohlanständigkeit in Person ist, sich andererseits aber auch einen irren Plan zur "Reinigung" der Gesellschaft ausgedacht hat, den sie nicht müde ist, in die Tat umzusetzen. Schließlich hat sie ja auch nicht mehr viel zu verlieren - mit ihrer Krebserkrankung ... - Erinnert hat mich ihr Vorhaben ganz stark an das Horror-Buch »Population Zero« von Wrath James White. Die Idee ist gut und schafft Aufmerksamkeit - keine Frage - ich fand lediglich die Umsetzung bzw. die Herangehensweise, die die Täterin gewählt hat, um ihre Opfer um die Ecke zu bringen, etwas fad. Da hat sich Adler-Olsen wohl ein bisschen zu sehr ein Beispiel am Tathergang von Band 6 (Verheissung) genommen ... Schade.

    ~ Was zum Teufel bedeuteten ein paar Morde an Sozialschmarotzern verglichen mit dem Mord am Ruf einer ganzen Nation! ~
    (S. 149)

    Ganz zu Beginn des Buches lernen wir eine Großmutter kennen, die ebenfalls alles andere als gutmütig ist. Omis kennt man in der Regel ja nur als herzengute Wesen, die ihren Enkeln jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Das großmütterliche Wesen in »Selfies« ist hingegen eine Dame, die sich eher mit einer Giftspritze vergleichen lässt. - Einfach eine provokante, abwertende und erniedrigende Person, mit der man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Dass die Alte wegen ihren Charakterzügen (durch Nachhilfe) schon bald das Zeitliche segnet, war (für mich) schon beinahe zu erwarten gewesen.
    Von den anderen eigensinnigen Gestalten in diesem Fall möchte ich gar nicht erst beginnen, das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen.

    Warum ich hier so offen über ein paar der Charaktere schreibe? Weil ich eben finde, dass der Fokus im Buch sehr stark auf den einzelnen Protagonisten liegt und ich das gerne verdeutlichen möchte. Also, der 7. Band wird, wie auch seine Vorgänger, aus mehreren Sichtweisen erzählt. Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden vergessen, aber ich denke, dass sind alle Buchfiguren, aus deren Sicht man abwechselnd lesen kann: Carl, Rose, die Sozialarbeiterin Anneli und Denise, eine ihrer Klientinnen.

    Anders als in anderen Thrillern oder Krimis, ist hier von Anfang klar, wer aller eine gestörte Persönlichkeit aufweist bzw. wer es aufs Morden abgesehen hat. Wir begleiten den Täter ja sogar bei seinen Handlungen, haben Einblick in seine Gedankenwelt und können so außerdem ein wenig verstehen, warum er auf diese Art versucht, seine Angelegenheiten zu regeln. Wir schlüpfen also quasi direkt in seine kranke Rolle. - Manchen gefällt das, manchen nicht. Ist Geschmackssache. Ich finde, das und das hat seine Vor- und Nachteile. Auf diese Weise war es vielleicht nicht ganz so spannend, wie ich mir das für ein Buch, das als Thriller ausgewiesen wird, wünschen würde.

    ~ »Das ist wie bei den Kamelen. Keiner hat die leiseste Ahnung, warum sie tun, was sie tun.«
    »Ich weiß nicht, ob mir der Vergleich gefällt, Assad.«
    »Das liegt daran, dass du Kamele nicht genügend respektierst, Carl. Dabei sind sie es, die uns Menschen heil durch die Wüste bringen, vergiss das nicht.« ~
    (S. 146)

    Unser guter Assad, der mit seinen häufigen Wortverdrehern oder Aussagen (über Kamele), vor allem in den vorherigen Bänden, für den starken Gebrauch der Lachmuskeln gesorgt hat, war mir im 7. Band leider etwas zu unwitzig bzw. war seine Witzigkeit nicht ganz so stark ausgeprägt wie sonst immer.

    Der "Mord" an Roses Persönlichkeit

    Und zum Schluss möchte ich gerne noch kurz etwas zu Rose sagen. Auf der Buchrückseite steht, dass Roses Geheimnis dunkler ist, als alles, was das Sonderdezernat Q bislang erlebt hat. - Klar, so eine Aussage macht natürlich wahnsinnig neugierig, aber man erwartet dadurch eben auch viel ... das meiner Ansicht nach nicht ganz erfüllt wird. Dass mit Rose "etwas nicht stimmt" weiß man ja schon aus den vorherigen Bänden. In »Selfies« werden wir über ihre Eigenartigkeit nun endlich (nach und nach) aufgeklärt und können diese auch verstehen. Soooo dunkel, wie man das erwarten würde, finde ich Roses "Geheimnis" allerdings nicht. Ein bisschen übertrieben finde ich den Satz auf der Buchrückseite also schon.

    Alles in allem war ich zufrieden mit dem neuen Sonderdezernat Q - Band. Spannung war ausreichend vorhanden, hätte für meinen Geschmack jedoch ruhig noch mehr sein können. Die wahnsinnigen Buchfiguren waren mir einen Ticken zu viel, ansonsten bin ich mit der Charakterskizzierung mehr als glücklich gewesen. Adler-Olsen hat es echt drauf, was die Besonderheiten und den Wiedererkennungswert seiner Protagonisten betrifft. Die Idee/der Grundgedanke des Buches und die verschiedenen Baustellen, die nach und nach ein gemeinsames Bild ergeben, fand ich ebenfalls großartig. Nur die Umsetzung, wie oben schon erwähnt, fand ich ein wenig einfallslos, da es diesbezüglich Ähnlichkeiten zum 6. Band gibt.

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