Rückwärtswalzer

Buchseite und Rezensionen zu 'Rückwärtswalzer' von Vea Kaiser
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Rückwärtswalzer"

oder Die Manen der Familie Prischinger
Gebundenes Buch
Der neue große Roman der SPIEGEL-Bestseller-Autorin.
Voller Verve, Witz und Herzenswärme erzählt Vea Kaiser von einer Familie aus dem niederösterreichischen Waldviertel, von drei Schwestern, die ein Geheimnis wahren, von Bärenforschern, die die Zeit anhalten möchten, und von den Seelen der Verstorbenen, die uns begleiten, ob wir wollen oder nicht.
Als Onkel Willi stirbt, stehen der Drittel-Life-Crisis geplagte Lorenz und seine drei Tanten vor einer Herausforderung. Willi wollte immer in seinem Geburtsland Montenegro begraben werden. Doch da für eine regelkonforme Überführung der Leiche das Geld fehlt, begibt man sich kurzerhand auf eine illegale Fahrt im Panda von Wien Liesing bis zum Balkan. Auf der 1029 Kilometer langen Reise finden die abenteuerlichen Geschichten der Familie Prischinger auf kunstvolle Weise zueinander.
Mirl, die älteste der Schwestern, muss nach dem Krieg schon früh Verantwortung übernehmen und will nur weg aus dem elterlichen Gasthof, weg vom Land. Doch wederdie Stadt noch ihre Ehe entwickeln sich so, wie sie es sich erträumte. Wetti interessiert sich bereits als Kind mehr für Tiere als für Menschen. Als Putzfrau im Naturhistorischen Museum kennt sie die Präparate der Sammlungen bald besser als jeder Kurator, und als alleinerziehende Mutter einer dunkelhäutigen Tochter schockiert sie die Wiener Gesellschaft. Und Hedi, die Jüngste im Bunde, lernt Willi zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben kennen, an dem sie mit selbigem fast schon abgeschlossen hat. Denn die drei Schwestern haben in jungen Jahren einen schweren Verlust erlitten. Und sie alle geben sich die Schuld daran.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
EAN:9783462051421

Rezensionen zu "Rückwärtswalzer"

  1. Roman über eine trotz all ihrer Schrullen liebenswerte Familie

    Der Schauspieler Lorenz Prischinger ist pleite. Angesichts einer erwarteten, aber ausbleibenden Serienrolle hat er sich zahlreiche Dinge geleistet, von denen er besser seine Finger gelassen hätte. Und nun verlässt ihn auch noch seine Partnerin, die ihn immer wieder auch finanziell unterstützt hatte. Also untervermietet Lorenz seine Wohnung und zieht in das Kinderzimmer seiner Cousine bei seinem Onkel Willi und seiner Tante Hedi. In deren Wohnung sind eigentlich fast immer auch deren Schwestern Mirl und Wetti zu Gast. Da geht eine kurze Zeit mehr schlecht als recht, doch dann stirbt Onkel Willi. Der gebürtige Montenegriner wünscht sich ein Begräbnis in seiner Heimat, dumm ist nur, dass Tante Hedi heimlich seine diesbezüglichen Ersparnisse zur Unterstützung der Tochter aufgebruacht hat. Aber der letzte Wille eines Menschen gilt als heilig, und so beschließen die drei Schwestern, die Leiche im PKW auf den 1029 Kilometer langen Weg in den Balkanstaat zu transportieren. Da alle drei seit dem Tag ihrer gemeinsamen Führerscheinprüfung kein Auto mehr gefahren haben, fällt Lorenz diese ungewollte Aufgabe zu. Onkel Willi wird ein paar Tage gefrostet, auf den Beifahrersitz seines Fiat Panda gesetzt, die drei Tanten auf den Rücksitz, und los geht die Reise ein Abenteuer voller skurriler Begebenheiten einerseits und in die Geschichte der Protagonisten andererseits.

    Vea Kaiser ist mit ihrem dritten Werk "Rückwärtswalzer oder die Manen der Familie Prischinger" ein äußerst unterhaltsamer Roman gelungen, der den Leser mit seiner Mischung aus "glücklichen und tragischen Zufällen", wie es im Klappentext heißt, fesselt. Der Humor ist eher subtil denn schenkelklopfend, die Tanten Prischinger eigentlich nervtötend, aber eben doch auch liebenswert mit all ihren schrullen, von denen im Übrigen auch Lorenz nicht frei ist. Eindeutig eine Leseempfehlung!

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  1. Ein toller Roadtrip mit Humor und Tiefgang

    Onkel Willi ist gestorben. Er wollte immer in seinem Geburtsland Montenegro bestattet werden. Diesen letzten Wunsch wollen ihm Lorenz und seine drei Tanten unbedingt erfüllen. Da für eine offizielle Überführung der Leiche jedoch das Geld fehlt, entschließen sie sich kurzerhand, ihn tiefgefroren bei einer illegalen Fahrt mit dem Fiat Panda selbst zu überführen. Auf der 1029 Kilometer langen Reise erlebt die Familie Prischinger die abenteuerlichsten Dinge, und kommen sich wieder näher.

    Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibung sprach mich sofort an und ich habe Auf einen humorvollen, aber auch tiefgründigen Roman gehofft - und bekommen.
    Der Einstieg gelang mir problemlos und ich konnte bestens folgen.
    Die Charaktere wurden hervorragend gezeichnet und besaßen Tiefe und spezielle Eigenarten, so dass ich sie mir gut vorstellen und sie auch auseinanderhalten konnte. Die drei Tanten fand ich absolut super beschrieben, teilweise schräg und skurril, aber immer herzlich. Ich habe sie ganz schnell ins Herz geschlossen. Lorenz passte mit seiner chaotischen und unstrukturierten Art hervorragend in die Geschichte. Seine Entwicklung im Laufe der Reise hat mir sehr gut gefallen.
    Die Reise der Familie Prischinger war skurril und humorvoll und bot so manche witzige Szene, die für herrliches Kopfkino sorgte, so dass ich teilweise Tränen lachen musste. Neben dieser Reise gab es auch immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit der Familie. Hier kamen teils ernste und bedrückende Dinge ans Licht, die den Tanten früher widerfahren sind und die mir sehr nahe gingen. Und auch deren Geheimnisse kommen zutage. Diese Hintergründe und Einblicke gaben der Geschichte und den Personen sehr viel Tiefe und ich konnte mit ihnen mitfühlen.

    Dieser Roman hat mir aufgrund der tollen Mischung aus Tiefgang und tollem Humor sehr gut gefallen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. 4
    07. Apr 2019 

    Nach Süden

    Man müsste Lorenz als Loser bezeichnen. Sein Vater hat ihn dermaßen verwöhnt, dass er so fest daran glaubt, er ist toll, dass er nicht merkt, wie andere über ihn denken. Ein wenig aufgerüttelt wird er als seine Freundin ihn verlässt. Immer noch meint Lorenz allerdings, er müsse nichts ändern. Lieber fragt er seine angeheirateten Onkel nach Geld. Glücklicherweise halten diese das Geld, welches sie haben oder nicht, zusammen. Lorenz vermietet seine Wohnung und zieht zu seinen Tanten. Ihre Welt ist skurril und doch auch heimelig. Doch dann wacht Onkel Willi eines morgens einfach nicht mehr auf. Und sein Wunsch war es, in seiner Heimat Montenegro beerdigt zu werden.

    Da Tante Hedi immer gedacht hat, ihr Wille werde sie überleben, wo er doch jünger war, hat sie das Beerdigungsgeld ihrer gemeinsamen Tochter gegeben. Wie sollen sie nun ihr heiligstes Versprechen einhalten. Im kleinen Panda machen sie sich zu fünft auf den Weg, Lorenz am Steuer, Onkel Willi auf dem Beifahrersitz und Tante Hedi, Tante Mirl und Tante Wetti hinten. Ein letzter Wunsch, der einfach erfüllt werden muss. Wie eine bewegte Totenwache könnte diese Fahrt über Autobahnen, Straßen und Wege gesehen werden. Da kommen Erinnerungen auf, an die Kindheit der Prischingers, die einmal fünf waren und dann nur noch vier. Wie die Schwestern zu Tanten wurden und schließlich alle in Wien gelandet sind. Wie sie nur ohne Willi klarkommen sollen. Willi, der immer beweglich war und für jeden ein gutes Wort hatte. Und wie sie ihr Versprechen halten, ahnend, dass er noch nicht ganz fort ist, dass er nur am Ziel wirklich seine Ruhe findet.

    Vielleicht hat man Ähnliches, naja, anders schon, aber doch ähnlich, selbst einmal mitgemacht. Ein Versprechen über den Tod hinaus gehalten. Und so kann man verstehen, wie wichtig es ist, dass Willi an seinen Sehnsuchtsort kommt, wo auch er ein Versprechen einzuhalten hat. Doch nicht nur dann wird man sie mögen, die chaotische und doch lebensechte Familie Prischinger. Mit ihren Toten lernt man auch sie kennen und ihre Geschichte. Leicht hatten sie es nicht, doch sie hatten sich. Und sie halten zusammen, für Willi und auch für Lorenz, der auf diesem außergewöhnlichen Roadtrip eine ganze Menge über sein Leben und das Leben überhaupt lernt.
    Die Prischingers wird man gerne in Erinnerung behalten und auch ihre Toten und auch die eigenen Toten. Und wenn man die Autorin während einer Lesung kennenlernen durfte, wird ihre Stimme durch die Lektüre hallen, die dem Roman eine besondere Lebendigkeit verleiht.

    4,5 Sterne

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