Rivenports Freund

Rezensionen zu "Rivenports Freund"

  1. Schön erzählt, etwas konstruiert

    Anfangs liest sich dieses Buch wunderbar. Man ist direkt beeindruckt von diesem erlesenen Erzählstil und lernt Dr. Rivenport kennen, einen herrlich verschrobenen Arzt in der kleinen Stadt S. im Norden Argentiniens. Es ist 1952.

    „Die Natur ist Chaos und der Mensch ordnet es.“ Belehrt Dr. Rivenport den jungen Mann, der sein Gedächtnis verloren hat, nichts mehr weiß von der Welt und zunächst auch nichts sagt außer etwas, das klingt wie „Kurt“. Niemand weiß, wo er herkommt, dieser Kurt mit dem Gemüt eines Kindes, der alles neu erlernen muss. Er ist ein Rätsel, das zu ergründen Rivenport immer mehr reizt. Kurt bringt frischen Wind in eingefahrene Denkmuster, man muss ihn einfach gern haben.
    Mit nahezu kriminalistischem Interesse beginnt Rivenport nachzuforschen. Was ist passiert? Woher kommt dieser fremde junge Mann?

    Nach etwa der Hälfte des Buches hat meine Begeisterung deutlich nachgelassen. Es zieht sich, man hat verstanden, worum es geht und ahnt worauf es hinausläuft.
    Die Geschichte ist originell, warmherzig und bietet Stoff zum Nachdenken, allerdings hat mir auch einiges gar nicht gefallen. Alles ist die Spur zu konstruiert, die Figuren überzogen, immer wieder der Symbolgehalt zu offensichtlich. Man fühlt sich beim Lesen manipuliert, die Botschaft liegt auf der Hand, wird aber immer weiter ausgewalzt. Das wären in jedem anderen Buch KO-Kriterien. Hier toleriert man einiges, weil Damiano Femfert wirklich schön schreibt, elegant, mit dezentem Humor, tollen, atmosphärischen Beschreibungen.

    Dieses Buch ist ein beachtliches Debüt, eine originelle Idee mit Tiefgang, wunderbar erzählt, nur sollte der Autor ein bisschen mehr Vertrauen in die Intelligenz des Lesers setzen.

    Teilen