Nachtbeben

Buchseite und Rezensionen zu 'Nachtbeben' von Jenna Strack
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nachtbeben"

Diskussionen zu "Nachtbeben"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:478
EAN:9781533450562

Rezensionen zu "Nachtbeben"

  1. Fesselnde und mystische Geschichte in bildreicher Sprache

    Das Cover:
    So unscheinbar das Cover sich auch darstellt, es gefällt mir ziemlich gut. Ich mag dieses dunkle Violett, und dazu die filigrane Zeichnung des Baumes. Ein Baum, der zwar hier nur noch mit struppigen Geäst dargestellt wird, sein Leben aber durch diffuse Lichtpunkte eingehaucht bekommt. Es ist romantisch aber auch mystisch, wie die alten Sagen aus Schottland. Einfach, aber sehr wirkungsvoll.

    Die Handlung:
    Emma, eine 22 jährige Psychologie-Studentin, kämpft seit dem brutalen Übergriff von Josh - einem Kommilitonen, der sie vorher charmant um den Finger gewickelt hat - mit enormen Panik-Attacken und zieht sich in ihren Kokon zurück. Ihre einzigen Freunde Charlotte und vor allem Jeremy stehen ihr in der schweren Zeit der Traumata-Bewältigung zwar bei, doch nahezu realistische Albträume und permanente Angstzustände lassen die bis dahin erfolgreiche Studentin nicht in Ruhe und gefährden sogar ihr Studium. Dann taucht auch noch unerwartet ein neuer Student, Kieran, auf. Er treibt sie unerwartet in ein Gefühlschaos, da sie zum ersten mal nach ihrem Erlebnis ungeahnte, ja nahezu magische Gefühle spürt, die sie nicht einordnen kann. Einerseits verpasst Kieran ihr immer wieder rüde Abfuhren, andererseits beginnt er sie vor aufdringlichen Verehrern, die plötzlich in Emmas Leben auftauchen, vehement zu beschützen.

    Meine Meinung:
    Ich muss hier wirklich die großartige Sprache hervorheben, die ausgefeilten und sehr bildhaften Formulierungen mit treffenden Metaphern und die wirklich abwechlungsreiche Wortgewalt haben mich sehr begeistert. Jenna Strack katapultiert sich damit definitiv zu meinen Lieblingsautorinnen wie Sandra Regnier, Marah Woolf, Rose Snow & Anna Pfeffer. Kein Passagen sind langweilig oder langatmig. Sie versteht es mit der natürlichen und erfrischenden Sprache einen das Umfeld, das Geschehen und die Protagonisten sehr anschaulich und einfühlsam erleben zu lassen. Ganz, ganz großartig!

    Der Spannungsbogen ist gut aufgebaut, sehr reflektierende und liebevolle Momente wechseln sich mit fesselnden, aber auch sehr traurigen und gruseligen Szenen ab, was dem Leser selbst ein ziemliches Gefühlschaos beschert.

    Die Geschichte ist zum Einen sehr tragisch, die Beinahe-Vergewaltigung und die einhergehende Brutalität hat mich sehr erschüttert. Es wundert mich nicht, dass Emma sich nach diesem Erlebnis zurückzieht und in einem Trauma feststeckt. Doch Kieran beginnt in ihr etwas zu bewegen, obwohl man bis fast ganz zum Schluss einfach nicht weiß, auf welcher Seite er eigentlich steht. Zum Anderen aber auch beginnt der Verlauf sehr fantasievoll und fesselnd zu werden. Jenna Strack flechtet die Fantasy-Elemente zu Beginn auch sehr sanft ein und treibt die Spannung - und die Frage welches magische Geheimnis dahintersteckt - im Verlauf so weit an, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

    Alle Figuren sind liebevoll ausgestaltet und Jenna Strack hat ihre unterschiedlichen Charakterzüge sehr treffend gezeichnet. Da gibt es den besten Freund Jeremy und den rührenden Onkel Steven, der Emma seit dem Tod ihrer Eltern mit 6 Jahren bei sich als Pflegetochter aufgenommen hat. Beide habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Bei den Mädchen in Emmas Umfeld ist von der Oberzicke bis zur liebevollen Chaotin alles vertreten. Der geheimnisvolle aber heiße Surfer-Typ Mason, der auf Emma wie ein Magnet wirkt und sie durch sein widersprüchliches Verhalten Emma immer wieder ins straucheln und zum nachdenken bringt. Und natürlich Kieran, der nicht mysteriöser sein könnte. Ständig taucht er in ihren Träumen auf, zieht sie irgendwie magisch an und im nächsten Moment entgegnet er ihr mit Verachtung. Was für eine Achterbahn der Gefühle!

    Emma ist anfangs sehr ängstlich und hat große Selbstzweifel, kämpft mit sich und ihren Albträumen, dem Verlust ihrer Eltern und den aufkommenden Gefühlen, die sie nicht einschätzen kann. Sie wird aber im Laufe des Buches immer selbstbewusster und mutiger und beginnt wieder Spaß am Leben zu haben - mit einer ordentlichen Portion Selbstironie. Manchmal ist Emma aber auch etwas verbohrt und stur, aber das macht sie irgendwie auch liebenswert - vor allem zum Schluss hin, als der Leser sich endlich schon denken kann, was los ist, steht sie immer noch enorm auf dem Schlauch.

    Mir gefällt es aber trotzdem, dass sie versucht die seltsamen Vorkommnisse zu hinterfragen und auf dem Boden der Realität bleiben möchte. Ich habe einige Fantasy-Romane gelesen, in der die Protagonistin ab der Hälfte des Buches schulterzuckend ihre Gabe hinnimmt und so tut, als wäre das normal.

    Auf jeden Fall ist das ein wunderbarer Auftakt, der mich total überzeugt hat, und einen vermuten lässt, dass nach diesem ein Folgeband erscheinen wird. Großartiges Kopfkino und absolut lesenswert!

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