Morgen und für immer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Morgen und für immer: Roman' von Ermal Meta
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Morgen und für immer: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:528
Verlag: hanserblau
EAN:9783446276444

Rezensionen zu "Morgen und für immer: Roman"

  1. Das schier unglaubliche Leben des Albaners Kajan Dervishi

    Nein, in diesem Buch kommen die ‚politischen Religionen‘ (Nationalsozialismus, Kommunismus und Sozialismus) nicht gut weg: wir lesen von vielen Grausamkeiten, von lückenlosen Überwachungen, Verrat und weiteren Missständen, die diese Systeme ausmachen. (Empfindsamen Gemütern rate ich deshalb von der Lektüre ab!) Interessant fand ich auch, was solche totalitären Systeme bei Menschen bewirken, wenn diese an Macht gewinnen.

    Ermal Meta, der italienisch-albanische Songwriter und Sänger schrieb diesen Debüt-Roman in Italien (von Peter Klöss übersetzt) über den albanischen Bauernjungen Kajan Dervishi und wir begleiten den Protagonisten vom Winter 1943 bis ins Frühjahr 1990. Wir lesen von seinen Höhen und Tiefen und ich rieb mir teilweise verwundert die Augen ob der unglaublichen Wendungen, die das Schicksal für ihn bereithielt. (Doch, und die gibt es, wie ich bei mir und meiner Familie auch schon erleben durfte!)

    Dieses Meisterwerk, das mich vorzüglich unterhielt und mich von der 1. Seite an in seinen Bann zog, begeisterte mich auch durch wunderschöne und nachhallende Sätze wie z.B. ‚Der Himmel versprach weiteren Regen, ein Versprechen, das er mit der Abenddämmerung einlöste‘ oder ‚…..aber in Wahrheit brauchten sie mich als Warnung, als abschreckendes Exempel. Jeder sollte sehen können, was es bedeutet, sich von den Prinzipien abzuwenden, nach denen wir leben. Sie haben mich zu einem Symbol gemacht.‘

    Ob es die Geschichte Albaniens, ihre Bevölkerung mit ihren Sorgen und Ängsten, oder die Musik-Entwicklung bei Kajan war - ich erfuhr sehr viel Neues und Wissenswertes! Dieses Buch ist für mich ein Highlight im Jahr 2023! Ich bedaure, dass ich nur 5 Sterne geben kann und empfehle es wärmstens!

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  1. Was du nicht willst, dass man dir tu …

    Dieser Debütroman „Morgen und für immer“ von Ermal Meta ist schon heftig. Bei den verschiedenen Schauplätzen wirkt es vom Tempo her fast so, als hätten mehrere Autoren mitgewirkt. Denn den Anfang bis etwa zur Mitte des Buches fand ich ziemlich langweilig, von Cornelius‘ Bemühungen Kajan in Sachen Klavierspiel zu unterrichten, mal abgesehen. Ohne den Gewinn hätte ich hier sicher abgebrochen.

    Beim Wechsel des Schauplatzes zur DDR kommt dann Spannung auf und das Tempo steigert sich – endlich! „Für alles brauchte man die Erlaubnis der Partei, sogar für die Liebe. Wie mag die Freiheit hier wohl aussehen?“ Seite 306, Kajans Gedanken, gemeint ist mit „hier“ Westberlin.

    Also hat Kajan hier von der DDR nach Westberlin „rübergemacht“ und wird dann von Agenten nach Amerika ausgeflogen. Dort kann Kajan, der Hauptprotagonist, endlich seine Begabung und sein Können in diversen Jazz-Bands als Pianist unter Beweis stellen. Später gründet er eine Familie mit der polnischen Cellistin Dana, die er in der DDR kennengelernt hat.

    Meinen Vorrezensenten muss ich insofern Recht geben, dass auch ich die Protagonisten seltsam blass fand und ebenso keinen richtigen Zugang zu ihnen und damit zum Roman fand. Einzig der letzte Teil konnte mich (in negativer Hinsicht, also quasi als Minuslektüre) mitreißen, vermutlich weil dort die Grausamkeiten der Folter, die in allen Einzelheiten genauestens beschrieben werden und die unmenschliche Behandlung der Gefangenen so noch nie von mir in der Literatur erfahren wurden.

    Ich weiß nicht, ob es in Albanien so schlimm war über die Jahrzehnte ab 1943, wie hier beschrieben. Dagegen erschien ja das Leben in der DDR wie das reinste Zuckerschlecken. Was ich allerdings – zugegeben – nur aus der Ferne vermuten kann. Wenn sogar die Angehörigen oder Freunde der Systemabweichler verfolgt, gejagt und verhaftet wurden und werden. Warum es den jeweiligen Regierenden so gefällt, die ihnen anvertrauten Menschen, bzw. Völker, so zu quälen, wird für mich immer ein Rätsel bleiben. Man könnte vermuten, dass die Herrschenden und ihre willfährigen Schergen zumeist aus Sadisten, Narzissten und Mitläufern bestehen. Die Vordersten, die geldgierig und / oder erpressbar sind und ihre Untertanen energetisch und finanziell aussaugen.

    „Das Monster atmete noch, aber es lag im Sterben, und bald sollte es ganz verschwinden, an einem schönen Dezembertag, dank der Hände und Stimmen von Studenten, bewaffnet mit Hoffnung und dem Wunsch auf eine neue Zukunft. Wind of Change von den Scorpions sollte auch ihre Hymne werden.“ Seite 508, Albanien nach dem Tod des Diktators und nach dem Fall der Berliner Mauer.

    Dieser Roman, speziell der letzte Teil, ist nun wirklich nichts für zartbesaitete Leser. Und deshalb geht er auch nicht mehr aus dem Kopf. Warm geworden bin ich mit diesem Buch allerdings nie. Das Lesen hat mir keine Freude bereitet.

    Fazit: Natürlich ist immer alles Geschmackssache, aber dieses Buch konnte mich nicht überzeugen, wenn ich auch das Cover und das feine Papier wunderschön fand. Blasse Protagonisten an unterschiedlichen Schauplätzen. Teils extrem brutale Schilderungen.

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  1. Ein Lesehighlight! 5 Sterne!

    !ein Lesehighlight 2023!

    Klappentext:

    „Eine große Geschichte von Familie und Verrat, Liebe und Flucht im Europa des 20. Jahrhunderts: Der international beachtete Debütroman des Sängers und Songwriters Ermal Meta über den erstaunlichen Aufstieg eines albanischen Bauernjungen zum gefeierten Pianisten.„Kajan legte die Hände auf ihre Schultern und blickte sie an. Noch nie hatte er etwas gesehen, das so schön war wie Elizabeta. Jedes Mal, wenn er sie sah, konnte er sein Glück kaum fassen.“Albanien 1943: Kajan lebt mit seinem Großvater in einem kleinen Bergdorf, der Krieg ist weit weg. Bis der deutsche Deserteur Cornelius auftaucht. Er gibt Kajan Klavierunterricht, und nach dem Krieg gelingt dem Bauernjungen der Aufstieg zum berühmten Pianisten. Doch dann verliebt er sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers. Kajans Mutter, eine linientreue Kommunistin, weiß die jungen Liebenden zu trennen. Für Kajan beginnt eine abenteuerliche Flucht über die DDR, nach Westberlin und in die USA. Die Geschichte aber wird die beiden unausweichlich wieder zusammenführen. Ein großer Roman über Familie und Verrat – und über eine Jahrhundertliebe in Zeiten des Totalitarismus.“

    Ermal Meta hat mit „Morgen und für immer“ sein Debüt auf den Literatur-Markt gebracht. Seine Geschichte war ein absolutes Highlight für mich und verdient volle 5 Sterne. Seine Geschichte rund um seinen Protagonisten Kajan ist mehr als abenteuerlich, emotional, vielleicht eben auch ein wenig biografisch vom Autor selbst aber definitiv ist diese Geschichte fesselnd und übt einen Lesesog aus, dem man sich nicht entziehen kann. Kajan‘s Geschichte erzählt nicht nur aus seinem Leben sondern zeigt auch politische Situationen auf und zeigt die Zeiten, die Reisen, eine gewisse Art von Flucht und Suche nach Heimat und Ankunft. Meta rasselt die Geschichte nicht stumpf herunter sondern paart sie mit philosophischen Gedankengängen, fein ausgesuchten Worten und auch sein Ausdruck ist unheimlich rund und selbstbewusst. Kajans Mutter ist der Part, den eine Geschichte nunmal braucht - diese böse Mutter bringt Kajan und seine Elizabeta auseinander. Wegen politischen Differenzen! Na gut - einen Bösewicht braucht es nunmal in den Geschichten auf dem man seine Wut abladen kann und auch das hat Meta mehr als gekonnt geschafft! Von Klischees oder von typischen Mustern findet der Leser hier rein gar nichts! Meta hat seinen Stil und seinen Lauf der Geschichte geschaffen der mehr als stimmig ist! Für mich war dieses Buch definitiv ein Lesehighlight! 5 von 5 verdiente Sterne inkl. Leseempfehlung und ich bin gespannt was wir noch von dem Autor erlesen dürfen!

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