Mädchen auf den Felsen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mädchen auf den Felsen: Roman' von Jane Gardam
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mädchen auf den Felsen: Roman"

Es ist Sommer, und Margaret ist acht und schwer genervt: Der frischgeborene Bruder ist hässlich und schreit, die Mutter hat sich in ein träge stillendes Wesen verwandelt, der Vater predigt gegen die Verderbtheit der Welt. Einmal in der Woche kann Margaret der Langeweile zu Hause entfliehen: Mittwoch ist Ausflugstag mit Lydia, dem neuen Hausmädchen, die mit ihrer selbstbewussten Körperlichkeit und handfesten Sprache in diese Familie platzt und als einzige Erwachsene wirklich zu wissen scheint, was sie will ─ Spaß. Ihre Anwesenheit eröffnet nicht nur Margaret eine neue Welt, sie bringt das bigotte familiäre System aus dem Gleichgewicht, und am Ende dieses Sommers wird nichts mehr so sein, wie es schien.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Hanser Berlin
EAN:9783446272286

Rezensionen zu "Mädchen auf den Felsen: Roman"

  1. 4
    18. Mai 2022 

    Unterhaltsames Sittengemälde mit subtiler Ironie...

    Es ist Sommer, und Margaret ist acht und schwer genervt: Der frischgeborene Bruder ist hässlich und schreit, die Mutter hat sich in ein träge stillendes Wesen verwandelt, der Vater predigt gegen die Verderbtheit der Welt. Einmal in der Woche kann Margaret der Langeweile zu Hause entfliehen: Mittwoch ist Ausflugstag mit Lydia, dem neuen Hausmädchen, die mit ihrer selbstbewussten Körperlichkeit und handfesten Sprache in diese Familie platzt und als einzige Erwachsene wirklich zu wissen scheint, was sie will ─ Spaß. Ihre Anwesenheit eröffnet nicht nur Margaret eine neue Welt, sie bringt das bigotte familiäre System aus dem Gleichgewicht, und am Ende dieses Sommers wird nichts mehr so sein, wie es schien. (Klappentext)

    Bei diesem Roman handelt es sich um das Debüt von Jane Gardam, das bereits 1978 unter dem Titel "God on the Rocks" erschienen ist. 1990 wurde es auch unter demselben Titel verfilmt. Nun wurde der Roman auch ins Deutsche übersetzt.

    Die Erzählung spielt in England zwischen den Weltkriegen und wird überwiegend aus der Perspektive der achtjährigen Margaret geschildert. Deren Welt steht Kopf, seit ihr kleiner Bruder geboren wurde, mit dem sie am liebsten gar nichts zu tun haben würde. Ihre Mutter befindet sich seither nur noch in einer Babyblase, stillend und tröstend, ihr Vater ist wie stets mit seiner Mission als streng-christlicher Prediger für die Primal Saints beschäftigt. Trost bieten dem Mädchen einzig die Nachmittage mit Lydia, dem neuen Hausmädchen.

    Jeden Mittwoch darf Margaret mit Lydia einen Ausflug unternehmen, weg von der häuslichen Einöde und hinein in träge flirrende Sommertage. Der Strand an Englands Küste ist ihr bevorzugtes Ziel, und Margaret entdeckt durch die Ausflüge und durch Lydia neue Welten. Denn das Hausmädchen ist so anders als ihre streng religiöse Familie. Margaret, die in jeder Lebenslage das passende Bibelzitat hersagen kann, was oft recht unterhaltsam und entwaffnend charmant ist, beobachtet die forsche und sehr körperliche junge Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist und das Leben zu genießen versteht.

    Doch die Anwesenheit von Lydia bringt nicht nur Margarets Welt ins Wanken, sondern stößt nach und nach auch andere Entwicklungen an, wodurch schließlich das ganze starre, bigotte Familiensystem aus dem Gleichgewicht gerät. Der/die Leser:in blickt nach und nach hinter die Fassade der einzelnen Charaktere und ahnt alte Verletzungen und Abgründe. Mit subtiler Ironie. leisen Bösartigkeiten und flirrender Leichtigkeit demontiert Jane Gardam schließlich eine ganze Gesellschaft, malt ein unterhaltsames Sittengemälde - bis sie die Bombe platzen lässt.

    Ein erstaunliches Debüt, dem das Alter nichts an Reiz zu nehmen vermag...

    © Parden

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