Lügenmauer

Buchseite und Rezensionen zu 'Lügenmauer' von Barbara Bierach
2.65
2.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lügenmauer"

Irland, die grüne Insel. Voller Mythen, Dichter und Musik. Doch Emma Vaughan, Inspector bei der Mordkommission in Sligo an der verregneten irischen Nordwestküste, kriegt von diesem Irland der Touristenbüros nicht viel mit. Als Protestantin und geschiedene, alleinerziehende Mutter weckt sie in einem zutiefst katholischen, männlichen Polizeicorps meist nur Misstrauen. Ausgerechnet in dem Mord an einem hochrangigen Mitglied der Kirche soll Emma ermitteln. Die Spur führt in ein Kloster, in dem in den Sechzigerjahren junge Mütter ihre unehelichen Kinder zur Welt brachten. Ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte. Was aber passierte mit den Kindern? Emmas Fragen treffen nur auf eisiges Schweigen. Um der unglaublichen Wahrheit auf die Spur zu kommen, muss Emma sich auch den Geistern ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Format:Taschenbuch
Seiten:288
EAN:9783548613062

Rezensionen zu "Lügenmauer"

  1. 3
    10. Okt 2016 

    Mich hat es nicht überzeugt

    Charles Fitzpatrick, ein hochrangiges Mitglied der protestantischen Kirche Irlands ist ermordet worden. Wer hatte einen Grund einen Pfarrer im Ruhestand umzubringen? Spuren sind so gut wie keine vorhanden. Und so verlaufen die Ermittlungen von Emma Vaughan relativ ins Leere. Erschwert werden diese auch noch von der Sorge man könnte sich politisch nicht korrekt verhalten.
    Die ermittelnde Kommissarin Emma, geschieden und alleinerziehend, hat nicht nur mit der Aufklärung dieses Mordes zu tun. Ihr Exmann macht ihr zunehmend das Leben schwer. Ihr Sohn ist in der Pubertät und sie kämpft in der Männerdomäne um die Aufklärung des Mordes. Zusätzlich ist sie auf Grund ständiger Schmerzen fast tablettensüchtig. Trotzdem gibt sie nicht auf und stößt auf ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit.

    Der Fall und auch dessen Aufklärung waren durchaus spannend. Durch ein Wechsel der Erzählperspektive und der Zeiten waren wir der Ermittlerin immer ein Stück voraus. Und doch konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Schreibstil und Sprache waren für mich in diesem Kriminalroman sind nicht so flüssig, wie ich das erwartet hatte. In den einigen Kapiteln wurde ich fast erdrückt von Informationen um die Hintergründe der Figuren. Inhaltlich ist das Buch trotzdem gut gelungen. Von mir gibt es für dieses Buch drei Lesesterne und eine bedingte Leseempfehlung.

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  1. Zu viele Zufälle und eine ständig schlecht gelaunte Ermittlerin

    2,5 von 5 Sternen

    Die Geschichte beginnt im Irland des Jahres 1964 mit dem Leidensweg einer jungen Frau, die brutal vergewaltigt und dabei geschwängert wird. Niemand will ihr Glauben schenken, stattdessen wird sie als gottlose Sünderin in ein Heim für ledige Mütter in einem Kloster abgeschoben, wo kaltherzige Nonnen nicht mal den kleinsten Funken Mitgefühl übrig haben.

    Dieser Teil der Geschichte konnte mich wirklich überzeugen: die junge Frau wird sympathisch und lebendig beschrieben, und auch die angesprochenen Themen sind spannend und interessant.

    Im Jahr 2004 folgt die Geschichte dann der Altenpflegerin Catherine, die sich in Manchester unter anderem um ihre Lieblingspatientin kümmert: die demente Margaret, die bei Catherines Anblick immer wieder verzückt "Kaitlin! Kaitlin! ruft.

    Catherine blieb für mich leider eher blass. Ihre Emotionen kamen bei mir einfach nicht an, und der Schluss ließ mich mit dem Gefühl zurück, sie nie wirklich kennengelernt zu haben. Ihren Teil der Geschichte fand ich oft etwas unglaubwürdig, und meines Erachtens verrät er auch schon zu viel.

    Im Jahr 2005 dreht sich die Handlung schließlich um den eigentlichen Mordfall, die Erdrosselung von Reverend Charles Fitzpatrick, und die junge Ermittlerin Emma Vaughan.

    Im Klappentext klingt es so, als würde sie von ihren katholischen Macho-Kollegen drangsaliert, aber tatsächlich ist es in meinen Augen meist *Emma*, die auf Krawall gebürstet ist! Auf mich wirkte sie oft abfällig und herablassend, unnötig aggressiv oder provozierend. Sie ist schnell dabei, Menschen in Schubladen zu stecken, ihre eigenen Fehler sieht sie jedoch nicht - wie zum Beispiel ihre völlig außer Kontrolle geratene Medikamentenabhängigkeit.

    Überhaupt findet sie viele Dinge doof. Irland doof. Religion doof. Chef doof. Wetter doof. Manchester doof. Und ich fand Emma d... Äh, sehr anstrengend.

    Der Kriminalfall an sich hätte dennoch sehr spannend sein können: der Ermordete war nicht nur ein notorischer Schürzenjäger, trotz seines geistlichen Amtes, sondern auch Soldatenpfarrer bei der britischen Armee und Spross einer angesehenen Familie mit wertvollem Grundbesitz. Damit stehen direkt viele Motive zur Auswahl: Hat ihn der gehörnte Ehemann einer Geliebten gemeuchelt? Hat die IRA ihn aus politischen Motiven ermorden lassen? Wollte jemand verhindern, dass er sich das Erbe der Familie unter den Nagel reißt? Dazu kommen noch die Geschichte des Klosters und die Frage, was eigentlich aus den Kindern geworden ist.

    Das wird auch alles mal angesprochen, die Spannung verpuffte für mich aber schnell wieder. Obwohl der Leser schon früh erraten kann, wie alles zusammenhängt, tappen die Ermittler lange planlos und unorganisiert im Dunkeln. Die Spur führt nicht ins Kloster, wie vom Klappentext versprochen. Die Spur führt erstmal nirgendwo hin.

    Erst auf den letzten ~60 Seiten geht die Ermittlung auf einmal in rasantem Tempo in die richtige Richtung, aber ohne Zufälle wäre sie da nie angekommen.

    Die Anwältin des Toten ist *zufällig* die beste Freundin der Ermittlerin.

    Zwei Frauen aus Irland, die ein altes Familiengeheimnis miteinander verbindet, treffen sich *zufällig* in England,

    Die Ermittlerin läuft *zufällig* einer Schlüsselfigur des Falles über den Weg und erkennt sie auch direkt als solche.

    Eigentlich passiert wirklich wenig nur aufgrund fundierter Ermittlungsarbeit, und das erwarte ich einfach von einem Krimi.

    Das Ende konnte mich leider auch nicht überzeugen. Zum einen ging mir auf einmal alles zu schnell, und zum anderen fand ich das Verhalten der beteiligten Personen überhaupt nicht glaubhaft. Emma bringt sich zum Beispiel ohne jeden ersichtlichen Grund in eine brenzlige Situationen und benimmt sich dann noch so, als wäre sie als Polizistin nicht darauf trainiert, mit brenzligen Situationen umzugehen. Der Schluss war für mich dann einfach nur enttäuschend.

    Um auch mal was Positives zu sagen: Der Schreibstil liest sich angenehm und flüssig, und man kann sich die Schauplätze und Personen meist sehr gut bildlich vorstellen.

    Fazit:
    Das Buch fing spannend an, konnte mich aber leider nicht bis zum Schluss überzeugen. Die Ermittlerin war mir ziemlich unsympathisch, denn die ist in Gedanken eigentlich immer am Nörgeln und voller Vorurteile gegen alles und jeden, und der Fall klärt sich eigentlich nur durch eine Verkettung von Zufällen und Hilfe von außen. Da man sich als Leser sowieso schon sehr schnell denken kann, was dahintersteckt, kam für mich auch kaum Spannung auf.

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  1. Die Machenschaften der Kirche

    Der Prolog spielt im Jahr 1964. Ein junges Mädchen wird vergewaltigt. Der Täter offensichtlich hochrangige Respektsperson. Der Leser erfährt keine Namen.
    2004: ein Kleriker wird ermordet in seinem Haus gefunden. Man ist schnell mit politischen Schuldzuweisungen bei der Hand – politisch – Ira. Das passt bei ermordeten Katholiken meistens.
    Emma, die ermittelnde Kommissarin hat kein so eingeengtes Weltbild, wie ihre machohaften, meist katholischen Kollegen. Geboren und aufgewachsen in den USA, Protestantin, alleinerziehend, ist sie nach der Trennung von ihrem irischen Ehemann im Land geblieben und verfolgt eisern ihre Karriere. Gegen alle Widerstände und Sticheleien. Für sie liegt der Fall nicht so eindeutig. Vor allem als sie Briefe findet, die eine persönliche Verwicklung nicht ausschließen. Es geht um gefallene Mädchen, ledige Mütter und deren Kinder.
    Erst in diesem Jahrhundert wurde der üble, unmenschliche Umgang im katholisch-bigotten Irland mit diesen Fällen bekannt. In diesem Kreis bewegt sich auch dieser Kriminalroman. Bei dem Thema überkam mich öfters die blanke Wut und ich solidarisierte mich mit Emma.
    Das Thema ist für einen Krimis ambitioniert, aber auch gut recherchiert und dargestellt. Der Sprache ist lebendig, gute Dialoge und treffende Charakterisierungen runden den Eindruck ab. Die Polizistin Emma ist die Hauptfigur, die das ganze Buch trägt und sehr sympathisch ist, ihre Handlungen wirken deshalb authentisch und nachvollziehbar. Die privat-persönlichen Probleme runden den Charakter ab und sind genau richtig dosiert.
    Gut gefallen hat mir auch, wie das Land dargestellt wird. Die Atmosphäre, die durch den starken Einfluss der Kirche bestimmt ist, die immer noch überhöhte Wichtigkeit von Familie und Religion, auch wenn in den letzten Jahren sich das Land langsam ändert. Letztendlich zieht dieser Krimi aus dieser Konstellation seine Spannung und Brisanz.
    Eine gute Unterhaltung mit Anspruch und einem Thema, das ganz besonders Leserinnen anspricht

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