Letzte Freunde: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Letzte Freunde: Roman' von Jane Gardam
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Letzte Freunde: Roman"

Es ist Abscheu auf den ersten Blick, der Edward Feathers und Terry Veneering, die glänzendsten Juristen des British Empire, ein Leben lang verbindet. Als ebenbürtige Gegner in zahllosen Prozessen hassen sie einander schon, bevor sie sich beide in dieselbe Frau verlieben. Und es wird ein Leben lang dauern, bis sie bemerken, dass sie ebenso gut Freunde sein könnten. Was hat Feathers’ Frau Betty so angezogen an Veneering, dem Mann mit dem weißblonden Haar, der selbst mit der schönsten Frau Hongkongs verheiratet ist? Worum beneiden die erbitterten Feinde sich mit solcher Intensität? Mit weiser Gelassenheit erzählt Jane Gardam, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen in England, von der Fähigkeit zur Liebe und einer späten Freundschaft.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag: Hanser Berlin
EAN:9783446252905

Rezensionen zu "Letzte Freunde: Roman"

  1. Sie hätten auch Freunde sein können!

    Inhalt
    Inzwischen habe ich das Gefühl Edward Feathers, Terence Veneering und Betty, Old Filths Frau, schon persönlich zu kennen. Dadurch, dass viele Szenen und Situation in den vorangegangenen Romanen aus unterschiedlichen Perspektive geschildert worden sind, kennt man die Motive, Gedanken und Gefühle der Protagonisten.
    So mutet es zunächst befremdlich an, dass der Roman mit der Beerdigung Old Filths und der Beschreibung der Trauergäste beginnt, die bisher in Nebenrollen aufgetaucht sind.
    Es sind nicht mehr allzu viele letzte Freunde übrig. Dulcie, eine alte Freundin, die sowohl Edward als auch Terry Veneering noch aus Hong Kong kennt und die Frau Pastry Willys gewesen ist und inzwischen ebenfalls alleine in den Dorsets lebt.
    Ihr Ehemann war gleichzeitig Bettys Patenonkel und derjenige, der Veneering als Anwalt für Baurecht etabliert hat. In der Szene, die die Einstellung Terrys beschreibt, erfahren wir auch, wann und wie sich Veneering in Betty verliebt hat.
    Gemeinsam mit Fiscal-Smith, dem eine ewige Außenseiterrolle zugeschrieben scheint, gehört Dulcie zu denjenigen, die auch auf Edwards und Bettys Hochzeit gewesen sind.
    Auch Isabelle taucht auf, sie hat Feathers Haus geerbt und es stellt sich heraus, dass sie eine besondere Verbindung zu Dulcies Tochter Susan hegt.
    In Terrys Haus lebt inzwischen eine chaotische, aber sympathische vierköpfige Familie. Während der Vater Schriftsteller ist, engagiert sich Anna, die Mutter, in der Kirche und in der dörflichen Gemeinschaft und wird in naher Zukunft Chloes Aufgaben in der Gemeinde übernehmen - jene Chloe, die Edward immer so auf die Nerven gegangen ist. Sie kümmern sich auch um Dulcie, die zunehmend auf sich allein gestellt ist und nicht mehr weiß, was sie mit ihrem Tag anfangen soll. So bedauert sie zutiefst, dass sie Fiscal-Smith nach der Beerdigung aus dem Haus "geekelt" hat und bemüht sich um Versöhnung. An ihrem Beispiel beschreibt Gadamer sehr sensibel die Einsamkeit des Alters.
    Neben des Charmes der abgeschiedenen Landschaft und deren Bewohner, die liebevoll ironisch aufs Korn genommen werden, steht die Biographie Terry Veneering im Mittelpunkt des letzten Bandes.
    Wir erfahren, dass er aus dem industriell geprägten Norden Englands stammt. Seine Mutter Florence hat Kohlen verkauft, nachdem sie sich in einen russischen - aus Odessa - stammenden Zirkusartisten verliebt hat, der bei einem Auftritt verunglückt ist. Er ist Invalide, aber scheint ein intelligenter Mann zu sein, der mehrere Sprachen spricht und dessen Biographie noch ein Geheimnis bereit hält.
    Terry hat ein distanziertes Verhältnis zu ihm, liebt aber seine Mutter. Aufgrund der Fürsprache eines pensonierten Anwalts kann er die höhere Schule besuchen. Jener ist es auch, der ihm ein kleines Vermögen hinterlässt und auf dessen Kanzlei Terry später in London zufällig stoßen wird.

    Als Terry gemeinsam mit einigen Kindern im 2.Weltkrieg nach Kanada evakuiert werden soll, verlässt er kurz vor der Reise das Schiff, das auf der Überfahrt von deutschen U-Booten versenkt wird. Ausgerechnet Fiscal-Smiths Vater, ein Schulleiter, hilft Terry zurückzukehren. Abgeholt wird Terry von Sir, eben jenem Schulleiter, der Edward Feathers so unterstützt hat und geliebt (?) hat. Hier sind sie wieder, die Handlungsfäden und Berührungspunkte der beiden so unterschiedlichen Männer.

    Beide schließen ihr Jurastudium als Beste ab und kehren nach einem gemeinsamen - lustig geschilderten - Schlüsselerlebnis im Strafrecht diesem den Rücken zu und widmen sich dem Baurecht.
    Auch dieses Gerichtsverfahren, das beide letztlich zu Feinden macht, wird aus zwei Perspektiven geschildert, aus Fiscal-Smith, der mit Terry zusammengearbeitet hat, und aus Veneerings Sicht selbst. Ihr Verhalten im Verfahren und dessen Beurteilung verdeutlicht die unterschiedlichen Charaktere Edwards und Terrys sehr prägnant.
    Auch die Beziehung zu Betty wird thematisiert - die große gemeinsame Liebe der beiden. Und in ihrem letzten Gespräch - vor Veneerings Kreuzfahrt - wird das Thema zumindest gestreift.
    Auch die Umstände von Veneerings Tod werden im letzten Roman aufgedeckt.
    Das versöhnliche Ende gehört den letzten überlebenden Freunden - Dulcie und Fiscal-Smith...

    Bewertung
    Genau wie bei den vorangegangenen Hörbüchern hätte ich den Geschichten um das Trio und ihrer Freunde ewig weiter zuhören können. So feinfühlig werden diese Charaktere beleuchtet, mit so viel Herzenswärme auf den Arm genommen, mit liebevoller Ironie, ohne sie bloßzustellen.
    Sie sind mir richtig ans Herz gewachsen ;)

    Einige lose Handlungsfäden und offene Fragen werden beantwortet und es ist unglaublich, wie nah sich die beiden Kontrahenten doch immer gewesen sind.
    Mich haben vor allem die Gespräche beeindruckt, die in den vorherigen Romanen nur angeklungen sind, wie das letzte zwischen Edward und Terry.
    Die Kommunikation der beiden ist dabei dadurch geprägt, dass sie um das Eigentliche herumreden, nämlich dass sie sich inzwischen mögen und eigentlich Freunde geworden sind.
    Im Grunde will Edward mit auf Kreuzfahrt, möchte aber gefragt werden. Und eigentlich würde ihn Terry wohl gerne mitnehmen, ist aber zu stolz dazu - so stehen sie sich gegenseitig im Weg, und dann ist es zu spät.
    Das mag auch der Beweggrund Dulcies sein, sich Fiscal-Smith zuzuwenden, denn sonst ist keiner mehr aus ihrer Vergangenheit übrig - die Einsamkeit des Alters, die letzten Verbliebenen - mit dieser Thematik schließt diese wunderbare, britische Trilogie ab, die ich unbedingt empfehlen kann.

    Alle drei Sprecher konnten in den Hörbüchern überzeugen und tragen dazu bei, dass man diesen Geschichten gerne lauscht und traurig ist, wenn der letzte Ton verklungen ist.

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