Koriandergrün und Safranrot

Rezensionen zu "Koriandergrün und Safranrot"

  1. 4
    23. Sep 2020 

    Ein Familienroman voller Düfte und Farben...

    Zitronensaft und Ingwer für die Seele, Mango für die Träume und Honig für den inneren Frieden - in ihrem indischen Heimatdorf war Nalini dafür berühmt, mit ihren sinnlichen Speisen Körper und Geist heilen zu können. Bis Familienoberhaupt Raul entscheidet, sie und ihre beiden Kinder zu sich ins ferne London zu holen ... Um den Geschmack Indiens nicht zu vergessen, streut Nalini fortan Safran, Koriander und Chili über alle Gerichte - auch über die englischen! Und als ihr Ehemann sie mit den Kindern sitzen lässt, sind es die Kochkünste, die sie retten. Von ihrem kleinen Laden, den sie nach harten Zeiten endlich eröffnen kann, weht der duftende Hauch Indiens durch die Straßen von London, und bald spricht sich herum, welch heilende Magie von Nalinis würzigen Speisen ausgeht. Doch dann kehrt plötzlich Raul in ihr Leben zurück, der Mann, der sie maßlos enttäuschte und den sie kurzerhand für tot erklärt hatte. Alles um Nalini scheint zusammenzubrechen, ihr neues Glück und ihre Bindung zu Tochter Maya, die sich um die Wahrheit betrogen fühlt und gegen die Mutter auflehnt. Nur ein Wunder kann Nalini jetzt noch helfen. Da besinnt sie sich erneut auf ihre ganz besondere Gabe, das Kochen - aber wird die Kraft der Gewürze ausreichen, den Schmerz ihrer Familie zu heilen?

    Dieser Klappentext nimmt leider vieles vorweg - für mich zu viel. Es wäre schöner, diese Zusammenhänge nach und nach im Roman zu erfahren. Dies nur mal so am Rande angemerkt.

    Nalini und ihre Tochter Maya stehen im Mittelpunkt der Erzählung, und es wird dabei kontinuierlich zwischen den Perspektiven der beiden gewechselt. Das greift hier wundervoll ineinander, und es wird deutlich, dass dieselbe Situation aus unterschiedlichen Augen betrachtet auch ganz verschieden erlebt und bewertet werden kann.

    Es geht im Wesentlichen darum, die Geschichte einer Familie zu erzählen, wobei die Frauen eindeutig im Fokus stehen. Die Männer spielen eher Rollen am Rand der Erzählung. Nalini wird in Indien geboren und wächst dort mit ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Sie verliebt sich in den Sohn einer reichen Familie und brennt auf dessen Drängen schließlich mit ihm durch. Gegen den Widerstand der Familie heiraten sie und bekommen zwei Kinder, wobei Raul geschäftlich immer weniger zu Hause ist.

    Schließlich wird er nach London versetzt und wünscht sich, dass seine Familie bei ihm ist. Schweren Herzens lässt Nalini ihre Mutter zurück, die sie nicht begleiten will, und zieht mit ihren Kindern nach England. Als Raul sie dort eines Tages Hals über Kopf verlässt - ohne eine Nachricht und ohne einen Cent, nur Schulden hinterlassend - stehen Nalini und ihre Kinder vor dem Nichts.

    Von Geheimnissen und Lügen, von Liebe und Hass, von Heimat und Fremdheit, von Freundschaft und Vertrauen, von Lebenszielen und Selbstfindung - und vor allem von zart duftenden Gewürzen und lebendigen Farben handelt dieser Roman. Sicher wäre die Fremdheit in einem kalten Land voller Fremdenfeindlichkeit ein Thema gewesen, das hier mehr zum Tragen hätte kommen können. Aber der Schwerpunkt liegt eben auf der Entwicklung der Charaktere der Familie und ihrer sich stets wandelnden Beziehungen zueinander.

    Ein leiser Roman, eine ruhige Erzählung, deren starke Frauenfiguren mich zunehmend in den Bann zogen. Andrea Hörnke-Trieß liest die gekürzte Hörbuchfassung (7 Stunden und 16 Minuten) mit ruhiger, gemessener Stimme, passend zum getragenen Erzählfluss.

    Ein angenehm zu hörender Roman, der mir unterhaltsame Stunden beschert hat...

    © Parden

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