Kafka am Strand: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Kafka am Strand: Roman' von Haruki Murakami
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Inhaltsangabe zu "Kafka am Strand: Roman"

„Kafka am Strand" ist der ungewöhnlichste Entwicklungs- und Liebesroman, den wir bisher von Japans Kultautor gelesen haben: zeitlos und ortlos, voller Märchen und Mythen, zwischen Traum und Wirklichkeit – und dabei voller Weisheit.

„Als mein fünfzehnter Geburtstag gekommen war, ging ich von zu Hause fort, um in einer fernen, fremden Stadt in einem Winkel einer kleinen Bibliothek zu leben. Wenn ich alles der Reihe nach erzähle, brauche ich dafür wahrscheinlich eine Woche. Wenn ich stattdessen zunächst nur die wichtigen Punkte aufführe, dauert es ungefähr genauso lange. Das klingt vielleicht wie der Beginn eines Märchens. Aber es ist kein Märchen. In keinem Sinne.“

Der Erzähler dieser Zeilen heißt Kafka Tamura und seine Reise führt in Wirklichkeit aus der realen Welt hinaus in sein eigenes Inneres, entlang an den Ufern des Bewusstseins. Eine schicksalhafte Prophezeiung, der Geschichte von Ödipus gleich, lenkt Kafkas labyrinthischen Weg.

„Kafka am Strand“ heißt das Bild an der Wand von Saeki, der rätselhaften Leiterin jener kleinen Bibliothek. Und „Kafka am Strand“ heißt auch der Song aus der Zeit, als Saeki noch Pianistin war und einen jungen Mann leidenschaftlich liebte, sie waren ein Paar wie Romeo und Julia.

Die Wege des Erzählers Kafka kreuzen sich auf geheimnisvolle Weise mit den ihren und denen eines alten Mannes, der die Sprache der Katzen versteht und Spuren folgt, die in eine andere Welt weisen.

Format:Taschenbuch
Seiten:640
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442733231

Rezensionen zu "Kafka am Strand: Roman"

  1. Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt

    Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt ist Kafka Tamura. Seine Mutter ist mit seiner Schwester schon lange weg, an die beiden hat er keine Erinnerung mehr. Kafka lebt bei seinem Vater, einem begnadeten Bildhauer, doch der interessiert sich nicht für seinen Sohn. Kein Wunder, dass der schüchterne und wortkarge Junge, der auch in der Schule keine Freunde hat, von Zuhause abhaut. Kafka nimmt uns sodann mit in eine Welt, die weit weg vom Vater existiert. In dieser Welt zählen vorerst nur die Bücher der Komura-Gedächtnisbibliothek und sein Sport.

    Bis dahin kann man der Geschichte gut folgen und alles ist verständlich - auch, wenn sich schon erste Fragen auftun. Aber wie es bei Murakami üblich zu sein scheint, häufen sich die Rätsel zusehends und man wird mehr und mehr verwirrt. Man findet sich schon bald in einer Welt, in der nicht klar ist, was Traum, was Wirklichkeit, was Fantasie und was Metapher ist. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und auch meine Mitleser (zwei davon noch Murakami-Neulinge) waren häufig ratlos, was es alles auf sich hat mit den Geschehnissen. Es blieb uns nicht viel anderes übrig, als zu rätseln, anzunehmen und zu spekulieren.

    So zum Beispiel, warum es Fische und Blutegel vom Himmel regnet. Warum möchte ein Mann namens Johnnie Walker unbedingt eine "besondere Flöte" aus Katzenseelen herstellen? Wie kommt es, dass Kafka Tamura Bewusstseinsaussetzer hat und was hat Nakata, ein alter Mann, der sich selbst als dumm bezeichnet und die Katzensprache spricht, mit Kafka zu tun? Das sind nur ein paar wenige der unzähligen Fragen, die wir uns während des Lesens gestellt haben.

    Literatur, klassische Musik, aber auch die Sehnsucht nach der Mutter sind Kernthemen in diesem Buch. Immer wieder stellt sich Kafka die Frage, ob diese oder jene Frau seine Mutter sein könnte. Warum er so mutterfixiert ist, wird schnell klar. Zusammen hängt das nämlich mit einer Prophezeiung, die ihm sein Vater immer und immer wieder eingebläut hat - und diese Prophezeiung verheißt nichts Gutes, schließlich erinnert sie sehr stark an die Geschichte von Ödipus.

    Die Buchfiguren sind durch die Bank mal wieder herrlich einzigartig und teilweise sehr bizarr gezeichnet. So hat zum Beispiel auch Colonel Sanders - der Kentucky Fried Chicken-Typ - (nicht, dass ich den vorher gekannt hätte) einen Platz in der Geschichte bekommen. Und nicht zu vergessen: Katzen. Katzen sind für den Fortlauf enorm wichtige Wesen. Sie sind es, die vermitteln, Wichtiges mitteilen und die Handlung somit voranbringen. Murakami schreckt auch in diesem Buch (habe von ihm schon "Mister Aufziehvogel" intus) nicht davor zurück, blutige und brutale Szenen einzubauen. Besonders, wenn man ein großer Katzenliebhaber ist, könnten diese Szenen auf einen zartbesaiteten Leser verstörend wirken und sind deshalb vielleicht eher mit Zurückhaltung zu genießen.

    Ich persönlich habe es sehr genossen, mit meinen Mitlesern zu spekulieren. Ich hatte großen Spaß daran, Schlüsse aus der Handlung zu ziehen und mir zu überlegen, wie oder was genau Murakami uns mit all dem vermitteln wollte. Auch, wenn ich mit meinen Annahmen wahrscheinlich oft falsch gelegen habe, hat es mich dennoch begeistert und mir einige schöne Lesestunden beschert. Jedem ist das Buch bestimmt nicht zu empfehlen, dafür ist Murakamis Art zu erzählen einfach zu speziell und teilweise zu abgehoben. Aber wer einmal einen Murakami gelesen und gemocht hat, kommt um dieses Exemplar sicher nicht drumherum.

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