Herrliche Zeiten: Roman einer Familie

Buchseite und Rezensionen zu 'Herrliche Zeiten: Roman einer Familie' von Norbert Leithold
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Inhaltsangabe zu "Herrliche Zeiten: Roman einer Familie"

Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs: Der Berliner Fabrikant Hermann Kypscholl wähnt sich auf der Seite der Gewinner, seiner Familie fehlt es an nichts und bei Feiern mit illustren Gästen in der Wannsee-Villa fließt Sekt in Strömen. Tochter Anna steht vor einer Karriere als Rassenforscherin; Sohn Otto, der eigentlich Maler werden will, wird von seinem Vater in die Wehrmacht gezwungen und raubt in Europa Kunstwerke für Nazigrößen. Doch nach 1945 ist nichts mehr, wie es war: Anna wird vermisst, Otto sitzt im Kriegsverbrechergefängnis und die Teilung Deutschlands schlägt eine Schneise in die Familie. Erst in den 1960er Jahren finden Annas und Ottos Kinder zusammen, aber beide leiden unter den Wunden, die der Krieg gerissen hat.

"Herrliche Zeiten" ist ein monumentaler Roman über Anpassung, Widerstand und Deformierungen an Leib und Seele. In epischer Sprache und mit psychologischer Tiefenschärfe zeichnet Norbert Leithold Aufstieg und Fall einer großbürgerlichen Familie über drei Generationen hinweg und entwirft ein lebendiges Panorama vom "Dritten Reich" bis in die 1968er in West und Ost.

Diskussionen zu "Herrliche Zeiten: Roman einer Familie"

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Rezensionen zu "Herrliche Zeiten: Roman einer Familie"

  1. Deutsche Geschichte im Roman

    Da ich nur die Hörbuchvariante hier gefunden habe: die Rezension bezieht sich auf die gebundene Ausgabe:
    Am Beispiel der Familie Krypscholl erzählt die Zeitläufte zwischen 1939 und 1967. Hermann Krypscholl ist ein Begünstigter der Arisierung, seine beiden Kinder Anna und Otto, die eigentlichen Hauptfiguren des Romans, machen auf unterschiedliche Art Karriere im Dritten Reich. Anna wird für das "Ahnenerbe" tätig, die Organisation, die die Aufzüchtung der nordischen Rasse gewährleisten soll. Dabei verstrickt sie sich aber auch zwangsläufig in die Kehrseite des Programms, die Euthanasie. Später wird sie gar Assistentin eines Mediziners, der in Buchenwald Menschenversuche durchführt. Das Kriegsende verschlägt die nach einer Vergewaltigung traumatisierte Anna in ein mecklenburgisches Dorf, wo sie unerkannt weiterlebt.

    Ihr Bruder Otto, der eigentlich ein Künstler werden möchte, wird von seinem dominanten Vater in die Wehrmacht gesteckt, in der er dann den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs miterlebt. Eher zufällig gerät er in eine von Göring eingesetzte Kommission, die den Auftrag hat, Beutekunst zu sammeln. Dass Otto dabei immer auch etwas für sich abzweigt, ermöglicht ihm nach dem Krieg den Einstieg in den Kunsthandel. Als Vater versagt er dann bei der Erziehung seines Sohnes Karl ebenso wie Hermann bei ihm, allerdings scheint Karl die Emanzipation vom Übervater zu gelingen, wenn auch um einen hohen Preis.

    Parallel dazu entwickelt sich Regina, Annas Tochter, in der DDR von einer gezwungenen Informantin zur selbstbewussten, sich dem System widersetzenden jungen Frau.

    Neben diesen Hauptsträngen entwickelt Leithold bis in die Nebenfiguren hinein ein bewundernswertes Panoptikum der Geschichte im genannten Zeitrahmen. Die Sprache ist bisweilen derb und stakkatohaft, gegen Ende wechseln die Perspektiven manchmal gar mitten im Kapitel, aber das tut dem Lesegenuss keinen Abbruch.

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