Flucht nach Patagonien: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Flucht nach Patagonien: Roman' von Jana Revedin
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4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Flucht nach Patagonien: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
Verlag:
EAN:9783351038090

Rezensionen zu "Flucht nach Patagonien: Roman"

  1. Interessant und langatmig

    Klappentext von der Verlagsseite:

    „Ich liebe Anfänge. Anfänge erfüllen uns mit Erstaunen.“ Eugenia Errázuriz Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank auf eine Reise nach Patagonien ein. Sie hat ihr gesamtes Vermögen in den Bau des ersten Grandhotels der Anden investiert, das ihn weltweit bekannt machen soll. In Wahrheit ist dieses Projekt am südlichsten Ende der Erde aber ihre gemeinsame Flucht aus Europa, das sie von Hitler und dem Nationalsozialismus bedroht sieht. Jana Revedin erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Paris, Patagonien, Buenos Aires und New York.

    Autoreninfo von der Verlagsseite:

    Jana Revedin, geboren 1965 in Konstanz, ist Architektin und Schriftstellerin. Nach dem Studium von Architektur und Städtebau in Buenos Aires, Princeton und Mailand promovierte und habilitierte sie an der Universität Venedig und ist heute ordentliche Professorin für Architektur und Städtebau an der Ecole Spéciale d´Architecture Paris. 2018 erschien ihr Bestseller über Ise Frank, „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“, 2020 ihr Roman “Margherita” über die Renaissance Venedigs in den 1920er Jahren, der ebenfalls zum Bestseller wurde. Sie lebt in Venedig und Wernberg in Kärnten.

    Erster Satz:

    Am achten Tag ihrer Überfahrt holte Jean ein neues rotes Kassenbuch aus seiner Aktentasche und legte es vor sich auf den Tisch.

    Meinung:

    Jana Revedin entführt uns mit “Flucht nach Patagonien”in drei Teilen in die Zeit von 1937. Es ist die Zeit des Nationalsozialismus in Europa und die bekannte Kunst-Mäzenin Eugenia Errázuriz, der es vor den Nationalsozialisten graut, versucht den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank nach Patagonien in Sicherheit zu bringen.

    Der erste Teil erzählt von der Überfahrt nach Patagonien mit dem Postschiff und erzählt hauptsächlich von Franks Leben vor 1937. Wie er Errázuriz kennengelernt hat, wie sie ihn und andere gefördert hat. Dieser Teil hat mir sehr gut gefallen, zeigt er doch die Verletzlichkeit von Jean-Michel Frank, der ein Onkel von Anne Frank ist, und gibt wunderschön, die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Paris wieder. Außerdem werden viele berühmte Persönlichkeiten vorgestellt, denn Errázuriz fördert sie fast alle: Coco Chanel, Blaise Pascal oder Pablo Picasso. Jean-Michel Frank reiht sich dort ein und er wird ein bedeutender Innenarchitekt. So schön wie die Sprache ist, so langatmig ist auch der erste Teil. Bis ins Kleinste wird seine Profession beschrieben. Zugegeben, viele mag es interessieren, aber mich hat es stellenweise gelangweilt. Da hilft auch nicht das Namedropping oder die melodische Sprache, die auf der einen Seite so gut die Stimmung der Zeit wieder gibt und auf der anderen Seite so distanziert ist, dass einem die Charaktere einfach nicht nahekommen. Für mich ein Manko.

    Der zweite Teil, auf dem ich mich nach dem schleppenden ersten Teil so gefreut hat, da das Schiff endlich in Buenos Aires und Patagonien angekommen ist, hat mich enttäuscht. Wieder unheimlich viel Namedropping, wieder viel Architektur. Alles sicher interessant, aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich hätte mir mehr Zeitgeschehen, mehr Historie gewünscht, wie die Leute denken, über den drohenden Krieg und nicht ein Name nach dem anderen. Das hat mir eindeutig gefehlt und leider wurde es auch im letzten Teil nicht besser.

    Der letzte Teil erzählt von Jean-Michel Franks Leben nach 1937. Dieser Teil hätte ich sehr interessant gefunden, so war ja eine herausragende Persönlichkeit mit seinem Minimalismus in der Innenarchitektur und seiner Fluchthilfe für Juden im dritten Reich, aber er war viel zu knapp. Leider kam mir dieser Teil wie ein Bericht vor, als ob man schnell fertig werden wollte und es wurde auch nicht mit Namedropping gespart. Dabei wird hier der Stil wieder besser, er stellenweise wieder melancholisch und ich spürte die bedrückende Stimmung, die die Nationalsozialisten und der Krieg mit sich bringen. Aber es war mir zu wenig, um mich zu überzeugen.

    Gerade das Namedropping hat mich gestört. Nichts dagegen, dass die Namen erwähnt werden, wenn sie zur Handlung etwas beitragen, aber viele wurden einfach nur genannt, ohne dass sie für Frank oder Errázuriz im Laufe der Handlung von Belang gewesen wären, oder etwas für den Fortgang der Geschichte wichtiges beigetragen hätten.

    Ein Plus ist der Epilog, der mir zeigte, was aus den einzelnen Namen geworden ist und auch die Literaturliste am Ende des Buches ist interessant.

    Ein Highlight ist das Cover, was eine Frau an der Reling zeigt. Es schlicht gehalten und hat mich auch direkt angesprochen und macht auch Lust auf das Buch, da ich glaubte, einen spannenden Roman vorzufinden. Stattdessen bekam ich einen gut recherchierten Roman über die berühmten lebenden Personen der Zeit, einiges an Kunstverständnis und eine Handlung, die zwar stellenweise schön erzählt war, aber mich nicht überzeugen konnte.

    Fazit

    “Flucht nach Patagonien” von Jana Revedin ist ein ruhiger, melancholischer und stellenweise langatmiger Roman für Kunst- und Architekturinteressierte, aber nichts für jemanden, der sich für historische Begebenheiten aus der Zeit der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts interessiert.

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  1. Interessante Einblicke

    Eugenia Errázuriz hat ein sehr ambitioniertes Ziel - in den südamerikanischen Anden will sie ein Grandhotel eröffnen. Sie befindet sich auf dem Schiff nach Amerika - auf ihrer Reise um ihr Ziel zu erreichen.

    Der Schreibstil ist sehr poetisch - insbesondere das Leben/der Abschnitt in Paris wurde sehr philosophisch beschrieben und lädt zum Träumen ein. sophisch beschrieben und lädt zum Träumen ein. sophisch beschrieben und lädt zum Träumen ein.
    Die Geschichte wird sehr detailliert beschrieben - auf Kunstwerke und generell das Thema Kunst wird immer wieder besonders eingegangen, man merkt hier das Interesse der Autorin. Man sollte sich dessen bewusst sein - da das nicht unbedingt ein Thema für jedermann ist.

    Ich fand das Buch sehr interessant - über das Leben aus dieser Zeit in Europa und Südamerika zu erfahren und Eugenia auf ihrer Reise um ihr Ziel zu erreichen zu begleiten. Einmal etwas anderes, eine richtig intuitive Geschichte.

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  1. Flucht nach Patagonien

    Klappentext:
    „Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank auf eine Reise nach Patagonien ein. Sie hat ihr gesamtes Vermögen in den Bau des ersten Grandhotels der Anden investiert, das ihn weltweit bekannt machen soll. In Wahrheit ist dieses Projekt am südlichsten Ende der Erde aber ihre gemeinsame Flucht aus Europa, das sie von Hitler und dem Nationalsozialismus bedroht sieht.“

    Man merkt in jedem Satz von Jana Revedins Geschichte „Flucht nach Patagonien“ ihre eigene Leidenschaft für Architektur und eben der Kunstszene. Das ihr das Leben so zwei schillernde Figuren dafür bereitgestellt hat, war ein wahrer Glücksgriff. Aber, und das muss hier ganz klar hervorgehoben werden, hier strahlt ganz besonders Revedins genialer Schreibstil! Bildhaft, emotionsgeladen, mitreißend und voller Melodik nimmt sie uns hier mit auf eine Schiffsreise der besonderen Art, Flucht nennt es dann der Leser, der dieses Buch mit Wonne beendet hat. Gerade in der Kunstszene gibt es zahlreiche Geschichten, rund um die Flucht vor Naziverfolgung u.ä. und diese hier gehört eben auch dazu. Die Geschichte rund um Eugenia und Jean-Michael sind zwei grundlegend verschiedene und lesen sich dadurch herrlich aufregend und flüssig. Man blickt hinter ihre Seelen und stößt dabei auf Dinge, die eben nicht der Zeit entsprachen, wo die Zeit noch lange nicht reif dafür war. Diese beiden Geschichten fügen sich gekonnt zusammen wie ein Reißverschluss und lassen den Leser in eine Welt der richtig großen Künstler eintauchen, ohne das es dabei kitschig oder gar verlaufen sei - im Gegenteil. Revedin hat hier äußert gekonnt eine richtig starke Dramaturgie geschaffen und lässt uns Leser komplett mitfiebern - mit einer Hoffnung, das es in Patagonien endlich die Ruhe geben wird, die beide so erhoffen.
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