Fischers Frau

Buchseite und Rezensionen zu 'Fischers Frau' von Karin Kalisa
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Inhaltsangabe zu "Fischers Frau"

Südliche Ostsee, 1928: Ein dreijähriges Fangverbot macht die Fischer arbeitslos – statt hinaus aufs Meer zu fahren, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die die Welt der See zeigen – oder der Welt die See, wie man es nimmt. Ein österreichischer Tapisserist lehrt sie die Knoten, auf die es ankommt: Senneh und Smyrna. Die "Perser von der Ostsee" entwickeln sich europaweit zum Verkaufsschlager. Fast einhundert Jahre später wird der zurückgezogen lebenden Kuratorin Mia Sund ein sehr seltsames Exemplar auf den Tisch gelegt: In seinem Flor irrlichtern Hunderte von Grüntönen, segeln Koggen unter mysteriösen Flaggen, tanzen kleine Wellen in den Augen der Fische und eine ornamentale Borte entpuppt sich als vieldeutige Chiffre. Zum ersten Mal nach zwölf Jahren beantragt Mia eine Dienstreise und macht sich quer durch Europa auf die Suche nach der Knüpferin und ihrer Botschaft, die die alte Erzählung vom Fischer und seiner Frau auf den Kopf stellt.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag: Droemer HC
EAN:9783426282090

Rezensionen zu "Fischers Frau"

  1. Märchenhafte Schilderung alter Teppichkunst

    Gela_HKs avatar
    Gela_HKvor 7 Monaten
    Ein Teppich landet auf dem Tisch von Faserarchäologin Mia Sund. Eigentlich nicht alt genug, um ihr Interesse zu wecken. Doch die einzigartigen Farben und Muster ziehen sie in ihren Bann und schon bald befindet sie sich auf einer Spurensuche, die sie bis nach Zagreb und in die Vergangenheit führt.

    Karin Kalisa hat sich von der Geschichte der pommerschen Fischer im Jahr 1929 für ihren Roman inspirieren lassen. Ähnlich wie die damaligen Fischer Fäden zu Teppichen geknüpft haben, webt die Autorin ihre zarten und wunderschön poetischen Worte in einen Roman. Die Protagonistin Mia Sund entfaltet ihren Charakter ebenso langsam, wie sie selbst die Schönheit des Teppichs erst nach und nach erfasst.

    Durch einen zufälligen Wechsel der Blickperspektive erkennt die Archäologin das besondere Wunder des Fischerteppichs. Unzählige Muster und Farbspiele durchziehen das Bild.

    "In einem sehr langsamen Prozess, wie durch Augen gesehen, die eine massive Adaptionsschwäche haben, bildeten sich weitere Konturen heraus, versanken, tauchten wieder auf: Fische in winzigen Dreier-, Vierer- und Fünferschwärmen, Seesterne, aber auch vogelartige Wesen, seltsame Blumen- alles auf berückende Weise winzig. ... Eine Miniaturunterwasserwelt - viele Faden tief."
    Obwohl die zurückgezogen lebende Mia bisher jede Dienstreise abgelehnt hat, macht sie sich auf die Suche nach der Teppichknüpferin Nina, die dieses Fadenwunder geschaffen hat. Ihre Spur führt sie nach Freest an der Ostsee bis nach Zagreb zu einem besonderen Mann in einer Teppichwerkstatt.

    Durch wechselnde Zeitebenen und darin handelnde Protagonisten hat man das Gefühl, dass sich die Geschichten immer mehr zu einer neuen eigenen märchenhaften Geschichte verbinden. Vergangenheit und Gegenwart werden unwichtig. Das Leben und die Kraft, es zu genießen, rücken in den Vordergrund. Die Archäologin wechselt vom Berichtstil in einen Erzählstil und nimmt den gefundenen Faden auf und webt etwas Eigenes, Kraftvolles hinein.

    Dieser Roman entschleunigt durch den wunderbaren Schreibstil und öffnet die Augen für kleine Details. Er lässt die Lesenden nicht nur in die geheime Welt der Teppichknüpfkunst eintauchen, er macht auch neugierig auf die wahren Begebenheiten, die die Fischer 1929 zu Teppichknüpfern werden ließen.

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