Eine Sehnsucht nach morgen

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine Sehnsucht nach morgen' von Eva Völler
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5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine Sehnsucht nach morgen"

Ruhrpott, 1968: Flowerpower, Studentenbewegung, Arbeitskampf. Als Bärbel nach dem Medizinstudium in ihre Heimatstadt Essen zurückkehrt, spiegelt sich die Zerrissenheit der Gesellschaft auch in ihrer eigenen Familie wider: Die Schwester und ihr Schwager kämpfen mit privaten und beruflichen Schwierigkeiten, für die es keine Lösung zu geben scheint, und ihr Bruder setzt mit politischen Aktionen seine Zukunft aufs Spiel. Doch vor dem größten Problem steht Bärbel selbst, als sie den Mann wiedersieht, den sie früher für die Liebe ihres Lebens hielt ...

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:464
Verlag: Lbbe
EAN:9783785727423

Rezensionen zu "Eine Sehnsucht nach morgen"

  1. grandioser Serienabschluß

    Essen, 1968. Bärbel kehrt nach einer unglücklichen Affäre aus Hamburg zurück nach Essen zu ihrer Familie. Schnell findet sie einen neuen Job als Ärztin in einem Krankenhaus, doch die Nähe zu ihrer Jugendliebe Klaus macht ihr zu schaffen.

    In diesem dritten Band der Ruhrpott Saga erfahren wir nun, wie es der Familie weitergeht. Inge und Johannes leben mit Karl, Jakob und Tante Claire zusammen in ihrem nun renovierten und erweiterten Haus. Auch für Bärbel ist noch Platz, doch diese möchte bald auf eigenen Füssen stehen und auch ein wenig Abstand zu Klaus und seiner Familie schaffen. Der hat mittlerweile geheiratet und hat eine kleine Tochter. Doch seine Ehe ist sehr unglücklich und eine Scheidung nur schwer durchsetzbar in dieser Zeit.

    Ich war sofort wieder in der Geschichte, Eva Völler schafft es, dem Leser gleich ein Gefühl des nach Hause kommens zu geben. Diesmal liegt der Fokus auf Bärbel und Jakob, der mittlerweile kurz vor dem Abitur steht und seine erste Liebe erlebt. Mir hat die Schilderung der Gesellschaft der damaligen Zeit mit den Schwierigkeiten, dies damals noch in vielen Belangen gab, wieder gut gefallen. Bärbel steht als Ärztin bei ihren Kollegen besonders unter Beobachtung, auch ihr privates Leben hat Auswirkungen auf den Job. Klaus, der versucht sich von seiner Frau scheiden zu lassen, muss erfahren, wie schwierig das nach damaligen Recht doch sein kann. Jakob engagiert sich politisch und versucht durch Ferienjobs unter Tage das Leben des Proletariats zu verstehen. Und natürlich ist es wichtig, was die Nachbarn so denken. Wobei sich da immer wieder rausstellt, dass die Nachbarschaft meist nachsichtiger ist, als man denkt.

    Leider geht die Geschichte der Essener mit diesem Band zu Ende, ich hätte sie gerne noch weiter auf ihren Wegen begleitet. Mir hat diese Reihe wirklich gut gefallen, sie wurde von Band zu Band immer besser. Daher von mir auch hier wieder eine unbedingte Leseempfehlung!

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  1. Wie sehr sehne ich mich nach Liebe und Geborgenheit

    "Nicht die sind zu bedauern, deren Sehnsüchte nicht in Erfüllung gehen, sondern diejenigen, die keine mehr haben." (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Ruhrpott, 1968:
    Neun Jahre sind inzwischen vergangen und vieles hat sich bei unseren Familien aus dem Ruhrpott getan. Bärbel ist derweil eine gute Ärztin in der Chirurgin. Nachdem es in Hamburg zu privaten Problemen gekommen war, zieht es sie wieder in die familiäre Heimat. Nun muss sie dringend eine neue Stelle suchen. Inge und Johannes sind weiterhin glücklich, wären da nur nicht ihre Sorgen und Probleme. Jakob, mittlerweile ein Teenager, steht kurz vor dem Abitur und engagiert sich politisch. Karl ist unterdessen in Rente und hilft viel Tante Clärchen, die inzwischen den Haushalt der Familie führt. Zu guter Letzt erscheint noch Inges leiblicher Vater und sie weiß nicht so recht, wie sie sich verhalten soll.

    Meine Meinung:
    Wieder einmal ist das Cover hervorragend gewählt und passt zum Inhalt rund um das Ruhrgebiet und die 60er-Jahre. Der Schreibstil ist wie in den beiden anderen Büchern sehr gut recherchiert, informativ, locker, unterhaltsam und einfach nur zum Wohlfühlen. Auch dieses Mal hat die Autorin viele Ereignisse aus der Zeit mit in den Roman einfließen lassen. Zwar werden sie nicht ausführlich beleuchtet, doch es ist gut, dass man erfährt, was zu jener Zeit passiert ist. Da geht es zum einen um die Studentenbewegung mit der Ermordung von Rudi Dutschke, Protestaktionen gegen den Springer Verlag, Contergan Skandal, der Prager Frühling, Gründung der Ruhrkohle AG und das Schließen der Zechen. Doch am meisten interessieren mich die Ereignisse um die bekannten Charaktere. Da ist zum einen Bärbel, die wieder in die Heimat zurückgekehrt. Doch nun steht sie vor dem Problem, jeden Tag ihre einst große Liebe Klaus sehen zu müssen, den sie lieben, sich immer noch. Klaus ist inzwischen nicht gerade glücklich verheiratet mit Annette und hat eine Tochter Sabine (genannt Bienchen). Annette ist alles andere als eine gute Mutter und Ehefrau. Inges Buchladen läuft inzwischen sehr erfolgreich, doch sie und Johannes wünschen sich nichts sehnlicher als ein Baby. Nur leider blieb der Kinderwunsch bisher unerfüllt. Karl ist unterdessen in Rente und hilft Tante Clärchen viel im Garten und Haushalt. Dabei fühlt er sich immer mehr zu ihr hingezogen. Doch Clärchen spürt zwar ebenfalls Gefühle für ihn, hat jedoch Angst davor. Was würden die Leute sagen und erst die Familie? Und Jakob verspielt fast sein Abitur, weil er sich zu sehr politisch engagiert. Außerdem lernt er seine erste Liebe kennen und muss lernen, mit Problemen und Enttäuschungen zu leben. Dazu bekommt er einen ersten Einblick, wie hart die Arbeit der Bergleute am Pütt ist. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich auf den letzten Band der Trilogie hingefiebert. Nicht nur das Eva Völler wieder tolle Neuigkeiten unter den Charakteren aufzeigt. Ebenso zeitgenössisch erfahre ich mal wieder, was im Jahr 1968 angesagt und los war. Für arbeitende Frauen wie Bärbel ist es nicht immer einfach, sich unter in der Männerwelt durchzusetzen. Hier spiegelt sich viel Ungerechtigkeit wider, die es damals und noch teilweise heute gibt. Manchmal hatte sie sogar Zweifel, ob sie den richtigen Beruf gewählt hat. Doch war es außerdem schön zu sehen, wie die einzelnen um ihr Glück und die Zukunft kämpfen. Mitunter kommt dann gerade zum richtigen Zeitpunkt ein Rechtsanwalt in die Familie, um sie in manchen Belangen zu unterstützen. Wie schön war es für mich dann zu erleben, dass es am Ende für alle ein wohlverdientes Happy End gab. Trotzdem schade nichts mehr aus dem Ruhrgebiet zu erfahren. Für mich waren diese 3-teilige Reise in den Ruhrpott und die Erlebnisse drumherum etwas ganz Neues und durch die passenden Dialekte sind sie für mich einfach real geworden. Deshalb gibt es von mir eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie und 5 von 5 Sterne für dieses Buch.

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