Ein Mann namens Ove: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Mann namens Ove: Roman' von Fredrik Backman
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Mann namens Ove: Roman"

Alle lieben Ove: der neue Nummer-1-Bestseller aus Schweden von Fredrik Backman.

Eine Geschichte über Nachbarn, Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben – witzig, rührend, grummelig, großartig.



Haben Sie auch einen Nachbarn wie Ove? Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde und schreibt Falschparker auf. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet …

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
EAN:9783810504807

Rezensionen zu "Ein Mann namens Ove: Roman"

  1. 4
    09. Nov 2014 

    Those were the Days

    Wie kann man einem gerade 59jährigen nur erzählen, er könne nun kürzer treten und brauche nicht mehr zu arbeiten. Ove versteht die Welt nicht. Seine Welt ist eigentlich schon mit dem Tod seiner geliebten Frau vor einen halben Jahr untergegangen. Doch deshalb muss man trotzdem zur Arbeit gehen, kein Grund krank zu feiern. Doch nun brauchen sie ihn nicht mehr. Was soll das Leben noch? Ove ahnt nicht, dass das Leben noch etwas mit ihm vor hat. Eine kleine Ahnung bekommt er allerdings als die neuen Nachbarn beim Versuch, den Wagen mit dem Anhänger rückwärts einzuparken, seine Hauswand zerkratzen und den Briefkasten umnieten.

    Es brauchte eine Weile, bis mir Ove sympathisch wurde, knorrig und verschroben wie er ist. Mit 59 benimmt er sich wie 79, was einem beim Lesen wie ein kleiner Webfehler vorkommt. Ein Mensch der Zahlen ist er und wenn er Gefühle ausrechnen könnte, würde er es wohl tun. In Rückblenden erfährt der Leser, wie Ove aufwuchs, wie er seine Frau kennenlernte, wie er mit ihr lebte, wie sie sein Gegenpol war, wie sie Katzen liebte und er nicht. Doch wie Katzen es manchmal an sich haben, sich in das Herz ihrer Dosenöffner zu schleichen, so macht es auch Ove. Er meckert, flucht und streitet sich in das Leserherz. Denn hier ist nicht der Weg das Ziel, sondern das Ziel. Und Ove liegt das Wohl seiner Mitmenschen sehr am Herzen, auch wenn er es nicht zugeben mag oder kann. Zwischen Gut und Böse unterscheidet er streng und wenn jemand in letztere Kategorie gehört, tut er gut daran, sich nicht mit Ove anzulegen. Und mit den neuen Nachbarn, die ihre Probleme einfach auf Oves Schultern laden, vielleicht weil sie ihn erkannt haben, muss Ove seinen Wunsch, bei seiner geliebten Frau zu sein, ein ums andere Mal auf später verschieden, da die Probleme in dieser Welt doch vor denen in der nächsten zu lesen sind.

    Ein wunderschöner Roman, während dessen Lektüre man mit Ove lernt, mit dem Schmerz und der Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen, mit dem Schmerz und der Wut, auf einmal zum Rentner gemacht zu werden und ohne einen Sinn dazustehen. Man lernt wie, obwohl man schon abgeschlossen hat, das Leben bei einem Einzug hält, auch wenn man es gar nicht hereinlassen will. Ein melancholisch stimmendes und zugleich hoffnungsfrohes Buch.
    4,5 Sterne

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  1. 5
    31. Aug 2014 

    Sein Herz ist zu groß...

    ... als eine Nachbarin Oves diesen Ausspruch hört, fällt sie vor Lachen fast vom Stuhl. Denn auf niemanden scheint dieser Satz so wenig zu passen wie ausgerechnet auf Ove.

    Einen solchen Menschen in der Nachbarschaft wohnen zu haben, ist wohl der Alptraum eines jeden. Pedantisch, zwanghaft, überkorrekt, unfreundlich, verbittert, unsozial - kurz gesagt: Ove vermag es, jedem Nachbarn die Hölle heiß zu machen, der gegen Vorschriften oder Oves Vorstellungen von dem, was sein müsste, verstößt. Ein alternder Einzelgänger, 59, und seit kurzem im Vorruhestand - was ihn um so aufmerksamer auf die Reihenhaussiedlung achten lässt, in der er lebt...
    Eigentlich eine ganz normale Nachbarschaft mit den unterschiedlichsten Typen. Und keinen davon kann Ove leiden. Was sicher auch auf Gegenseitigkeit beruht. Doch es gibt etwas, das niemand der Nachbarn ahnt. Ove (ausgesprochen übrigens wie Uwe im Deutschen) hat beschlossen zu sterben. Und jeder Tag, an dem dies nicht gelingt, ist ein verlorener Tag...

    Was für ein Buch!

    Was kaum möglich scheint: Ove wächst einem als Leser trotz all seiner Skurrilität rasend schnell ans Herz. Und je weiter man liest, desto mehr versteht man, wie Ove zu dem wurde, was er nun eben ist.
    Ove wuchs auf in einer Zeit, in der ein Mann noch das war, was er tat - und nicht das, was er sagte. Werte und Regeln zählten für ihn immer viel. Doch all dies geht zunehmend verloren:

    "Oves Meinung nach geht man nicht so durchs Leben, als wäre alles austauschbar. Als wäre Loyalität nichts wert. Heutzutage erneuern die Leute ihre Sachen so schnell, dass das Wissen darüber, wie man Dinge herstellt, die halten, völlig überflüssig geworden ist. Um Qualität schert sich doch keiner mehr (...) Es ist eine Welt, in der man aussortiert wird, bevor man verschlissen ist." S. 95

    Gekonnt verknüpft Fredrik Backman Szenen aus der heutigen Zeit, oftmals absurd und unglaublich witzig, mit Rückblenden aus seinem Leben, nüchtern geschildert aber häufig unerwartet berührend.
    Bereits in seiner Jugend hat Ove einiges erlebt, was ihm sehr zu schaffen machte, und so verlernte er das Lachen. Für Jahre. Bis er ihr begegnete:

    "Er hatte nie verstanden, warum sie sich für ihn entschied. Sie liebte nur abstrakte Dinge, Bücher, Musik und sonderbare Worte. Ove war ein Mann fürs Handfeste. Er mochte Schraubenzieher und Ölfilter. Er ging durchs Leben mit den Händen in den Hosentaschen. Sie tanzte." S. 123

    Sonja. Seine große Liebe. Die vieles veränderte...

    "Er war ein Mann aus Schwarz und Weiß.
    Und sie war Farbe. All seine Farbe." S. 49

    Gerade weil dieser Ove so ein sturer Grantel ist, griesgrämig, kantig und giftsprühend, haut es den Leser aus den Socken, wenn an dieser Kruste gekratzt wird, wenn die kurzen Rückblenden in die Vergangenheit zeigen, was Ove in seinem Leben erlitten hat.
    Dabei kommt aber auch die Gegenwart nicht zu kurz, in der vieles nicht so läuft, wie Ove es plant - was ihm sichtlich nicht gefällt. Die "Störungen" sind absurd und oft witzig, aber klammheimlich schleichen sich da allmählich Menschen und andere Lebewesen in Oves Leben, auch wenn er sich dagegen nach Leibeskräften wehrt.

    "Ove betrachtet das Grüppchen um sich herum, als ob er gekidnappt worden und auf dem Weg in ein Paralleluniversum war." (S. 227)

    Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut. Trocken und oft mit schwarzem Humor durchsetzt, aber immer wie unfreiwillig, denn Humor und Ove: das geht schließlich gar nicht! Obwohl: Ich habe selten so viel gelacht beim Lesen eines Buches. Aber dann, das Grinsen noch im Gesicht, schießen gleich wieder Tränen in die Augen, weil etwas so Berührendes da steht, fast in gleichgültigem Tonfall geschrieben.

    "Aber hätte ihn jemals jemand gefragt, wäre seine Antwort gewesen, er habe nicht gelebt, bevor sie in sein Leben trat. Und als sie es verließ, war es wieder dasselbe." (S. 152)

    Selten habe ich solch ein Buch gelesen, wo Lachen und Weinen so nah beisammen lagen und ständig gegenseitig um die Vorherrschaft kämpften. Mit einem noch nicht versiegten Grinsen stiegen Tränen in die Augen und unter Tränen musste ich auch schon wieder herzhaft lachen. So eine schöne Mischung.
    Backman hat wirklich einige schwere Themen eingearbeitet und aufgezeigt, was die Hilflosigkeit und Ohnmacht, die einen immer wieder im Leben überfällt, mit einem anstellen kann. Aber in einer nüchternen, humorvollen Art, die mir außerordentlich gut gefallen hat.

    "Man kann über dich sagen, was man will, Ove. Aber du bist wirklich der komischste Superheld, von dem ich je gehört habe." (S. 207)

    Mehrfach hat Backman zu Beginn eines Abschnitts einen Satz gesetzt, den man zunächst einfach nur zur Kenntnis nimmt. Doch nach diesem Abschnitt wiederholt der Autor diesen Satz noch einmal, und nun gewinnt dieser Satz plötzlich eine ganz andere Bedeutung, berührt, lässt einen schlucken. Wirklich gekonnt.
    Ähnlich ist es beim Epilog, der einen zunächst schmunzeln und den Kopf schütteln lässt. Doch als die Szene gegen Ende des Buches noch einmal aufgegriffen wird, hat sie einen ganz anderen Effekt. Das hat mir sehr gut gefallen.

    "Ove is lustich" (S. 132)

    Diese Sichtweise teilen nicht viele, aber eine Dreijährige ist davon fest überzeugt. Und ich gehe noch viel weiter. Er ist einfach liebenswert.

    Ich liebe dieses Buch, eindeutig. Und es ist eines der wenigen Bücher, die ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde. Für mich bisher mein Highligt des Jahres!

    © Parden

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