Du kommst auch drin vor

Rezensionen zu "Du kommst auch drin vor"

  1. Aus den ersten 65 Jahren eines "Gedanken- und Sprachflaneurs"

    Niemand mäandert so sympathisch und liebevoll durch eigene Gedankengänge, erlebte und erzählte Geschichten wie Hanns Dieter Hüsch. Das gilt auch oder sogar ganz besonders für seine Autobiografie aus dem Jahr 1990, als der Kabarettist, Liedermacher und Sprecher auf 65 Lebensjahre zurück blickte. Der Titel des Buches lautet: Du kommst auch drin vor - Gedankengänge eines fahrenden Poeten. Und wie erwähnt sollte der Leser keine strenge Chronologie der Lebensereignisse erwarten. Denn niemand mäandert so liebevoll und gekonnt durch Erlebtes und Erdachtes.

    Blickt er wirklich zurück? - Nein, Hanns Dieter Hüsch hält Umschau in seinem Leben. Und es ist ein lebenszugewandter und menschenfreundlicher Blick. Und die Tiere werden auch nicht vergessen. „Katze bei Hüschs müsste man sein!“, zitierte Hüsch seine Nachbarn mehr als einmal.

    Hanns Dieter Hüsch kommt, wie man so sagt: „Vom Hölzken auf Stöcksken“. Und seine Geschichte kommt trotzdem voran. Und die größeren Abschnitte seines Lebens sind durch Texte, die er im Verlauf seines Lebens in den entsprechenden Zeiten verfasst hat, getrennt. - Getrennt? - Nein, auf ungewöhnliche Weise verbunden.

    Auf eine „gemütliche Art und Weise“ sind diese Lebenserinnerungen spannend und es wird nicht alles verraten, sodass Leserinnen und Leser zum Nachdenken über das Leben an sich und im Besonderen angeregt werden.

    Seine Zeit in Kindheit und Jugend in Moers am Niederrhein, das Leben und wirken in Mainz und auf den Bühnen der Bundesrepublik, die Arbeit auf den Kleinkunstbühnen im Radio und im Fernsehen, Schweizer Jahre etc. vermitteln besondere Eindrücke der Zeitgeschichte von 1925 bis 1990.

    Der Titel ist Programm. Du kommst auch drin vor zeigt die Zugewanddheit zu den Menschen, die Hanns Dieter Hüsch in seinem Leben begegneten. Gedankengänge eines fahrenden Poeten, das stimmt auch. Denn seit früher Kindheit nicht gut zu Fuß entwickelt der Junge, der am 06. Mai 1025 in Moers geboren wurde, früh Phantasie und eine große Beweglichkeit der Gedanken, sodass man ihn als „Gedankenflaneur“ oder „Gedankenwanderer“ bezeichnen kann. Bis er 14 Jahre alt war, wurde Hanns Dieter Hüsch an den Füßen operiert werden und längere Zeit Gipsverbände tragen, ein Schicksal, das seine Tochter Anna später auch tragen musste. Natürlich handelt dieses Buch auch von Hüschs Verlusten und Niederlagen, dem frühen Tod seiner Mutter im Jahr 1935, den Anfeindungen, die der Kabatettist, Autor und Rezitator nicht nur Ende der 60er Jahre über sich ergehen lassen musste, das Leiden und Sterben seiner Frau Marianne etc.

    Mir hat dieses Lebenszugewandte und Menschenfreundliche Buch sehr gut gefallen. ich mochte ihn schon immer, den Hanns Dieter Hüsch. Und ich hab’ ihm schon immer gern zugehört. Diese Zuneigung ist aber höchstens zu einem gewissen Teil der gemeinsamen Landsmannschaft zuzurechnen. Denn auch ich bin eine waschechte Niederrheinerin aus Sevelen. seine menschenfreundliche und liebevolle Sicht auf das Leben, die durch seine „Gedankenwanderschaften“ Hintersinn hervorbringt, ist etwas Besonderes, was viele Menschen zu Recht begeistert hat und auch an diesem Werk begeistert.

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